Ente am Ende
Wie wir uns selbst und die Welt retten (könnten)*
Mittwoch, 7. August 2013, 17:50

Ius est ars boni et aequi
Celsus

Es sind wohl vor allem zwei Hindernisse im weltweiten menschlichen Miteinander, die einer effektiven Lösung der globalen Probleme im Wege stehen.

Das Eine ist die eklatante Ungleichheit in der Verteilung von Ressourcen; es werden wohl fast Alle einsehen, dass es nicht gerecht sein kann, wenn einige Wenige in Saus und Braus leben, mit mehreren Luxusvillen, Privatinsel und 100-Meter-Yacht, während nicht weit davon Millionen und Milliarden von Mitmenschen in unverschuldetem Elend leben, hungern und weit vor der Zeit unnötig sterben; und kaum Einer wird es verdient finden, wenn Manche mit einem Milliardenvermögen geboren werden und viele Andere mit Schulden und Hypotheken.

Das Andere ist die Rückständigkeit der politischen Organisation, die ebenfalls Ungerechtigkeit (re)produziert. Es leuchtet wohl nur noch den Wenigsten ein, warum Einige mehr (oder gar absolute) Macht innehaben, während die Mehrheit dazu verurteilt ist, alle Jubeljahre eine(n) von wenigen Kandidaten bzw. Listen auszuwählen (wenn überhaupt) und ansonsten klaglos hinzunehmen, was über und meist gegen sie entschieden wird.

Diese beiden Hauptprobleme hängen freilich untrennbar miteinander zusammen und ließen sich auch nur gemeinsam beheben. Zudem treten sie in zwei organisatorischen Ebenen auf: einmal innerhalb jeden Staatsgebildes zwischen den einzelnen Individuen, und dann auch zwischen Staaten, unter denen es eben auch (wenige) Reiche und Mächtige und (viele relativ) Arme und Ohnmächtige gibt (wobei diese Unterschiede nicht immer deutlich, sondern teilweise fein gestaffelt und daher umso schwerer zu erkennen sind).

Es ist leicht einzusehen, dass eine auf größtmöglicher Gerechtigkeit basierende Weltgesellschaft die heute drückenden Probleme (Überbevölkerung und daraus folgende Ressourcenknappheit und Umweltzerstörung) sehr viel effektiver angehen und lösen könnte, als es die auf Wettbewerb bzw. Konkurrenz basierende Weltordnung, in der wir heute leben, ermöglicht. In einer solchen Weltgesellschaft ohne Reiche und Arme bräuchte es keine Grenzen und keine Kriege um Ressourcen mehr, und es gäbe damit auch keine Anlässe für Massenmigration, für Hungeraufstände und Bürgerkrieg und ebensowenig für Gewaltverbrechen aus materieller Not. Kein Konzern könnte z.B. im eigenen Interesse (bzw. dem Interesse seiner Großaktionäre) für kurzfristige Gewinne gegen die Interessen der Mehrheit agieren; Nachhaltigkeit wäre kein frommes Ideal mehr, sondern der Rationalität geschuldete Realität.

Auch wäre es heute technisch kein Problem mehr, allen Menschen weltweit eine gleichberechtigte Teilhabe an allen sie betreffenden Entscheidungen (lokal, regional, national und global) zu ermöglichen; und daraus würde sicher als erstes eine gerechte Umverteilung der Ressourcen (Kapital, Grundbesitz, Produktionsmittel) und auch der dazu notwendigen Arbeit resultieren. Warum aber können sich (noch?) so Wenige für dieses Modell begeistern?

Grund ist sicherlich die erwähnte raffinierte zwiefache Staffelung der heutigen hierarchischen Gesellschaft (sowie ihre dem Selbsterhalt dienende Propaganda). Solange es Menschen und Staaten gibt, denen es schlechter geht als uns selbst, befürchten wir, auf deren niedrigeren Status abzusinken, und beharren daher auf dem Bestehenden (bis auf Jene, die buchstäblich nichts mehr zu verlieren haben).

Dabei ist es eine einfache mathematische Tatsache, dass schon heute jeder Mensch weltweit mindestens auf dem Niveau eines hiesigen Sozialhilfeempfängers leben könnte (also ohne zu hungern, zu frieren oder obdachlos zu sein), wenn wir die ein bis fünf Prozent, die (sehr viel) mehr haben als der Durchschnitt, zur Kasse bäten (also teilenteigneten); ganz abgesehen von den (auch materiellen) Zugewinnen, die möglich wären, wenn wir miteinander wirken würden statt gegeneinander und uns bis an die Zähne bewaffnet hinter schwer bewachten Mauern und Grenzen voreinander zu verstecken.

Also los: sapere aude...
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* Jaja, ich weiß: die alte Leier... aber es hilft ja nichts.

senf dazu



louispok, 2013.08.30, 12:39
"Warum aber können sich (noch?) so Wenige für dieses Modell begeistern?"

Ich glaube nicht, dass es allein die zwei Gründe sind, die du am Anfang genannt hast. Diese zwei Dinge resultieren m.E. nach aus einem Missstand, bzw. aus einer Denkrichtung. Der strebe nach Macht und Geld. Reichtum (an Macht und Geld) ist das oberste Ziel unserer Gesellschaft. Solang wir diesem Ziel fleißig nachrennen wird sich an bestehenden Verhältnissen nichts ändern... damit möchte ich nicht anzweifeln was du alles geschrieben hast, sondern einfach nur meinen Senf dazu geben.

Zu der Frage, warum sich so wenige dafür begeistern können zurückzustecken um andere auf die selbe Stufe zu holen fällt mir leider auch keine Antwort ein. Vielleicht wäre das eine Antwort: Die letzten 100-150 Jahre wurde uns überzeugend eingetrichtert, dass man selbst sein nächster ist. Es wurde uns überzeugend eingehämmert das wir immer nur unseren Vorteil suchen sollen und das wir von unserem gegenüber immer nur das schlechteste erwarten könnene. Daher handeln wir wie wir handeln. Egoistisch und nur auf unser Wohl bedacht. Also nicht alle, aber halt der Teil der was zu sagen hat.

So ist es wohl - und die Ideologie "The Winner Takes It All" spült eben nicht die Besten, sondern die Skrupellosesten nach ganz oben...
senf dazu
 

dasepizentrum04, 2013.09.02, 16:09
Du sprichst mir aus der Seele....Allerdings darf man nicht vergessen, dass eine globale Gerechtigkeit als solche nur mit darauf folgender Geburtenkontrolle, Ideologie Zentrierung, Religionsvereinheitlichung und der gleichen mehr, aufrecht zu erhalten wäre. Sonst fallen in irgend einem Maß, gleich auf welcher Seite, wieder Ungleichheiten ins Gewicht und die Neider keimen wieder von vorn, aus dem Neuen Boden. Eine bloße Umverteilung der Ressuorcen oder Gelder müsste zwangsweise eine Anpassung der Flächen pro Kopf und Länder nach sich ziehen und würde selbst wenn dieses erfolgreich vollzogen würde immer noch die Mauern in den Köpfen der Menschheit nicht beseitigen können, da das Individuum als solches, wie es die Bezeichnung schon suggeriert, so geartet ist, sich zwanghaft von anderem Unterscheiden zu wollen. Schade schon deshalb, weil ich auch für gerechteres Dasein plädiere, allein mir fehlt der Ansatz zur Lösung, auch Marx und Engels waren dem noch fern.
Darüber hinaus kann man sich gar nicht ausdenken, was momentan am finanziellen Boden liegende Völker, welche im Geiste kriegerisch geartet sind, mit uns veranstalten, wenn wir ihnen durch bessere Bedingungen auf die Beine und somit zu undenkbaren Möglichkeiten verhelfen. Mein Weltfrieden rückt dann in noch weitere Ferne

Ob eine Geburtenkontrolle wirklich notwendig wäre, wage ich zu bezweifeln - es gilt ja heutzutage als erwiesen, dass mit steigendem Wohlstand die Zahl der Kinder pro Kopf deutlich abnimmt (u.a., weil Kinder nicht mehr als "Altersversicherung" benötigt werden).

Die Unterscheidung in verschiedene "Länder" und "Völker" halte ich ebenso für überholt - wenn alle (Wohlstands-)Grenzen gefallen sind, würden solche atavistischen Unterscheidungen (und die aus ihnen erwachsenden Aggressionen) sicherlich auch bald der Vergangenheit angehören.

Und Gleichberechtigung bedeutet ja auch nicht Gleichmacherei - im Gegenteil: jede_r nach ihren/seinen Fähigkeiten und Bedürfnissen. Grund für Mord und Totschlag (z.B. in Beziehungstaten) wird es natürlich auch weiterhin geben - aber bestimmt in weit geringerem (und wenn, überhaupt nur "privatem") Ausmaß als unter dem gegenwärtigen immensen ökonomischen Druck.


Im Prinzip steht es mir ohnehin nicht zu, über Völker und Völkchen zu Urteilen, welche ich nicht näher kenne. Bedenkt man aber, das eben einige der mir bekannten, mitten unter uns, empirisch belegt, selbst in der dritten Generation ihre Reproduktionsrate dem besseren Lebensstandard, im Vergleich zur selbigen in ihren Herkunftsländern, immer noch nicht angepasst haben, ließe das für mich derzeit den Schluß zu, mittelfristig durch Angleichung der finanziellen Begebenheiten keine signifikanten Änderungen diesbezueglich zu erwirken.

Darüber hinaus, was meines erachtens noch viel begrenzender wäre, ist die Tatsache, das es den ökonomischen Druck in jeder Preisklasse geben wird. Das menschliche Getier ist ja leider so geartet, das er eben mit nichts zufrieden ist und eben auch unter gleichen Bedingungen zum Primus inter pares mutieren möchte.

Was den Abbau von Neid, Angst und Gewalt anbelangt, muss definitiv auch ein Seitenblick auf Nebenkriegsschauplätze der Gesellschaft in diesem Kontext erlaubt sein, was neuerliche Probleme in Bezug auf nicht Staatsgemachte oder geförderte Kriminalitäten anbelangt. Die Grundlage der Geschäftstätigkeit eines Drogenbarones ist allgemein bekannt, als nicht unbedingt Konkurrenz und oder Arbeitnehmer freundlich einzustufen. Jedoch verfügt eben ein solcher, über nicht geringe Mengen an Devisen, die genau wie auch andere Abnormitäten des Lebens im Großen verteilt sein würden. Spätestens hier setzt glaube ich, das Vorhaben eine Umverteilung zur Befriedung und für Gerechtigkeit seinen Hebel an den flachen Granit.
Möchte damit zum Ausdruck bringen, das die Raffgierigkeit von Teilen der Menschheit, nicht durch Zuwächse jedweder Art befriedigt werden und im Umkehrschluss keine Vernunft, gleich welcher Herkunft global betrachtet zu erwarten wäre.

Nun ja - gerade die Geschäftsgrundlage des illegalen Drogenhandels ließe sich ja höchst einfach entziehen: durch die vollständige Freigabe aller (flankiert freilich durch - realistische, nicht verteufelnde oder aber verharmlosende - Aufklärung über) Rauschmittel...

senf dazu
 
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