Ente am Ende
Heiliger Bimbam
Donnerstag, 19. Februar 2015, 06:19

Mir ist heute die Übersetzung eines Textes von einem mehrsprachigen Internetportal der Russischen Orthodoxen Kirche zur Redaktion vorgelegt worden, in dem es um die Verfolgung von russisch-orthodoxen Geistlichen und Gläubigen nach der Russischen Revolution geht und in dem es am Ende heißt:

Warum ist es ausgerechnet heute wichtig, sich die Glaubenstaten der Neumärtyrer und Bekenner Russlands ins Gedächtnis zu rufen? Auch in unserer Zeit sind wir Zeugen des Beginns einer neuen Kirchenverfolgung. So wie Anfang des 20. Jahrhunderts wird erneut mit Lüge bedeckt, wohinter der Feind der Menschheit steht, „denn er ist ein Lügner und der Vater derselben“ (Joh 8:44). Entehrungen und Schändungen der Heiligtümer werden als Akte des politischen Kampfes oder gar für Kunst ausgegeben.* Die in den Massenmedien und im Internet verbreitete massenhafte Diffamierung namhafter Kleriker der Russischen Orthodoxen Kirche und die Formung eines negativen Bildes der ganzen Kirche im Bewusstsein unserer Landsleute wird als Sozialkritik oder gar als Kampf für die Reinheit der orthodoxen Glaubenslehre bezeichnet. Die furchtbaren gegen die Kirche gerichteten Karikaturen, die das Internet heute wortwörtlich überschwemmt haben**, weisen schmerzliche Ähnlichkeit mit den sowjetischen Vorbildern auf. In diesem Kampf, den der Teufel schon mehrere Jahrtausende lang führt, sollen wir nicht teilnahmslose Zeugen bleiben. Es ist der Kampf um die Seele des Menschen, um die Seele eines Jeden von uns. Am Vorbild der Glaubenstaten der Neumärtyrer sollen wir das Licht der Wahrheit Christi jedem unserer Landsleute bringen, denn es bildet in der Persönlichkeit die spirituellen und sittlichen Prinzipien, ohne die es unmöglich ist, den starken und ruhmreichen russischen Staat wieder zu errichten.

* Da dürfte es wieder um bzw. gegen die wackeren Riot Pussies gehen – aber die haben doch nun wirklich ihre Strafen gekriegt, und nicht zu knapp!
** Ich persönlich kenne keine einzige, und ich bin viel im Internet...

Der Text wurde zwar im russischen Original schon am 14. September 2012 publiziert, aber da er jetzt auf Deutsch veröffentlicht werden soll, muss ich (in meiner drogeninduzierten Paranoia womöglich) davon ausgehen, dass er auch jetzt noch, trotz oder wegen der gegenwärtigen Lage in der Ostukraine bzw. "Neurussland", die Haltung zumindest eines nicht unerheblichen Teils der Russischen Orthodoxen Kirche wiedergibt.

Die in Russland (soweit ich das erkennen kann) zur Zeit relativ vermögende und einflussreiche Kirche meint also, sie werde verfolgt wie einst unter den Bolschewiken; in den Medien und im Internet (wo sie vielleicht hier und da mal mehr oder auch weniger sachlich und stilsicher kritisiert wird) würde eine böse satanische Macht die Menschen mit Teufelswerk überschwemmen (was ich selber für eine eher bösartige und vor allem ziemlich unchristliche Fehldarstellung halte) und ruft deshalb zum Kampf gegen Kirchenkritiker (und wahrscheinlich Schwule usw., vielleicht auch generell Andersgläubige und dekadente Westler), um den starken und ruhmreichen russischen Staat wieder zu errichten - und ich frage mich, was wohl Jesus dazu gesagt hätte...

Denn bei allem Verständnis für russische Einkreisungsängste: mir kommt es nicht so vor, als ob Russland hinsichtlich seiner Ausdehnung, seinen Bodenschätzen, seiner Einwohnerzahl und seiner militärischen Bedeutung usw. im Vergleich mit anderen Ländern soo schlecht dastehen würde, dass es unbedingt noch viel stärker werden müsste - denn was sollten denn dann z.B. die Portugiesen oder die Mongolen sagen? Die waren früher mal auch sehr viel "stärker und ruhmreicher"...


Christenverfolgung in Russland heute

senf dazu


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