Ente am Ende
Plädoyer für eine
Zeitgemäße Planwirtschaft
Mittwoch, 28. April 2021, 11:38

"Planwirtschaft?!?" Da denken die Allermeisten sofort an die unselige DDR, an Engpässe ohne Ende, lange Schlangen vor Geschäften und Mangel allerorten, kurz: an Misswirtschaft. Da bevorzugen wir natürlich die gute alte (und vielleicht auch "soziale") Marktwirtschaft - auch wenn sie hier und da ihre Schattenseiten haben mag.

Meist sind diese Schattenseiten ja für uns, die wir auf der Sonnenseite leben, nicht wirklich gut zu erkennen. Sicher, es wird "bei uns" eine ganze Menge weggeworfen, Lebensmittel zum Beispiel, während in anderen Weltgegenden, "wo sie es nicht hinbekommen", Elend und Hunger herrschen; und natürlich gibt es einige obszön superreiche Multimilliardäre, die mehr Geld ("verdient" oder geerbt) haben, als sie jemals ausgeben könnten - aber hey, das sind offenbar unvermeidliche Nebeneffekte eines auf Wettbewerb basierenden Wirtschaftssystems, das doch anscheinend unterm Strich für alle das Beste herausholt.

Allerdings kommen bei Vielen allmählich Bedenken auf, ob uns das ökonomische Dogma vom ewigen Wirtschaftswachstum nicht womöglich in eine ökologische Sackgasse (bzw. sogar eher in einen Abgrund) führt; und so Mancher mag sich auch fragen, ob unser Gesellschaftssystem, das darauf beruht, möglichst viel zu arbeiten (oder zumindest in Konkurrenz zu seinen Mitmenschen möglichst viel "Geld zu machen") und dann wiederum möglichst viel zu konsumieren, nicht eigentlich einem ziemlich traurigen Hamsterrad ähnelt.

Permanente Bedarfsermittlung statt Fünf-Jahres-Pläne

Die Gründe, warum die Planwirtschaft in der Sowjetunion und ihren Vasallenstaaten gescheitert ist, sind vielfältig. Der Hauptgrund dürfte allerdings sein, dass an den Bedürfnissen der Menschen vorbeigeplant wurde. Ob es nun so war, dass die obersten Funktionäre diese Bedürfnisse ignorierten (weil sie das Volk umerziehen oder sogar lieber private Interessen verfolgen wollten), oder ob sie diese Bedürfnisse gar nicht wirklich kannten und kennen konnten, sei dahingestellt - jedenfalls hat sich das Modell, in dem eine kleine Clique von (im besten Fall mehr oder weniger wohlmeinenden) Apparatschiks Fünfjahrespläne für Millionen aufstellten, nicht besonders bewährt (um es euphemistisch auszudrücken). Allerdings waren die kommunikationstechnischen Möglichkeiten damals auch noch nicht wirklich reif für eine basisdemokratische (oder, wie es damals genannt wurde: kommunistische) Bedarfsermittlung.

Was aber spräche dagegen, wenn wir heutzutage unsere Einkaufszettel ins Internet eingeben würden und auf Basis dieser Daten dann genau das produziert würde, was benötigt wird - nicht mehr und auch nicht weniger? Butterberge und Milchseen, all die teuren Überproduktionen würden der Vergangenheit angehören, und (wichtiger noch) es gäbe auch keinerlei Mangel mehr.

Ebenso ließe sich die für den ermittelten Bedarf aufzuwendende Arbeit (die durch solch eine funktionierende permanente Planwirtschaft sicherlich insgesamt weniger werden würde) neu verteilen - die traditionelle 40-Stunden-Woche aus der Zeitalter der Dampfmaschine könnte zugunsten flexibler Arbeitszeitgestaltungssysteme (zumindest für jene, die dies wünschen) überwunden werden.

Freilich - dazu bedürfte es staatlicher Wirtschaftslenkung, die großen Konzerne des produzierenden und dienstleistenden Gewerbes müssten zuvor in gesellschaftliches Eigentum überführt werden. Ich glaube allerdings, dass sich dafür in einer echten, permanent plebiszitären Demokratie (in der wir eben nicht nur unsre Einkaufszettel, sondern auch unsere "politischen Wunschzettel" jederzeit ins Internet eingeben könnten) leicht eine Mehrheit finden ließe, da schließlich die überwiegende Mehrheit (und in nicht-materieller Hinsicht sogar ausnahmslos alle Menschen) davon profitieren würden.

Kaum auszudenken, was die Menschheit alles sparen könnte, wenn all die sündteuren Maßnahmen (Grenzen, Zäune, Mauern, Sicherheitssysteme), die letztlich nur dazu dienen, Besitzunterschiede aufrechtzuerhalten, endlich wegfallen könnten - und was für ein befreiendes Gefühl es sein muss, seinen Mitmenschen endlich als Gleicher unter Gleichen (und nicht länger als Konkurrenten, die es nur auf das eigene Geld abgesehen haben) gegenübertreten und in die Augen schauen zu können.

Wenn wir (z.B. als Touristen) aus dem "reichen Westen" uns nicht fast immer und überall nur als Melkesel fühlen müssten - oder als "Wohlhabende" nicht immer argwöhnen müssten, dass es alle mit ihrer Freundlichkeit doch vor allem auf unsere Kohle abgesehen haben...

Und da schau her - eine Petition, die genau dies auf den Weg bringen könnte, gibt es ja bereits.

senf dazu


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Zur Petition Weiterentwicklung: Demokratie
Das Prinzip Permanentes Plebiszit

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Charles Bukowski