Ente am Ende
Nur zur Klarstellung
Freitag, 31. August 2012, 18:57

Ich glaube keineswegs, ich wüsste alles besser.

Ich wünsche mir nur, über die eigenen Belange gleichberechtigt mitbestimmen zu dürfen, und dass wir Erdbewohner versuchen würden, miteinander unsere Angelegenheiten zu regeln als in einer mörderischen Konkurrenz gegeneinander.

Ich glaube auch keineswegs, dass die Mehrheit immer richtig läge.

Ich glaube nur, dass Mehrheitsentscheidungen mit größerer Wahrscheinlichkeit ein anstehendes Problem zu lösen imstande sind, als wenn eine kleine Minderheit – deren Kompetenz vor allem darin besteht, im bestehenden hierarchischen System in Entscheidungspositionen zu gelangen und die vor allem ihre eigenen wirtschaftlichen Interessen im Auge hat – die Richtung bestimmt. Und ich glaube, dass eine Mehrheit, die sich geirrt hat, schneller ihre Meinung ändern kann als jeder Apparat, in dem Wenige (und wären es auch die Gutwilligsten und Intelligentesten) mehr Verantwortung tragen als Andere.

Ich glaube auch nicht, dass in einer echt plebiszitären Demokratie eine Mehrheit eine Minderheit unterdrücken könnte – denn wenn jeden Tag eine Vielzahl von Entscheidungen gefällt werden müsste, ist zwar jede_r Einzelne manchmal in der überstimmten Minderheit, in der Mehrzahl der Fälle aber selbst die Mehrheit. Allenfalls wird also im konkreten Fall eine Minderheitenmeinung überstimmt – wobei die Diskussion natürlich weiterginge und eine Revision durch neue Mehrheit jederzeit stattfinden könnte.

Ich glaube, dass die technischen Möglichkeiten heute bereits ausreichen, jeden Menschen auf der Erde (und sei es per Internetcafé auch in der größten Einöde) permanent mitentscheiden zu lassen. Natürlich kann nicht jeder sich für alles interessieren und darüber Bescheid wissen. Aber wenn ich in der Zeitung läse, dass vor meiner Tür eine Straße gebaut wird oder irgendwo eine Mars-Sonde gestartet wird, hätte ich schon gerne die Möglichkeit, darüber mit darüber abzustimmen, ob wir Nachbarn dort nicht lieber einen Park oder wir Menschen nicht lieber erst einmal den Hunger auf der Welt besiegt haben würden.

Ich glaube weiterhin, dass die Mehrheit (was ihre Einsichtsfähigkeit angeht, denn mehr oder weniger egoistisch sind wir alle) schon heute besser ist als ihr Ruf; dass sich aber auch das Interesse an politischer Information und Bildung überhaupt noch sehr steigern würde, wenn Alle über die eigenen Belange gleichberechtigt mitreden und mitentscheiden könnten, ohne dass sie von Partikularinteressen vertretenden Massenmedien manipuliert würden. Verantwortungsbewusstsein kann schließlich nur entwickeln, wer auch Verantwortung trägt.

Ich glaube zudem, dass wir als Menschheit dringend einen ökonomischen Ausgleich vornehmen müssen – weil es nicht sein kann, dass einige Wenige unermesslich reich sind, mehrere luxuriöse Anwesen, 100-Meter-Yachten und Privatinseln besitzen sowie über eine Armada von Lakaien verfügen, die sie bedienen und beschützen, während die Vielen weniger haben, als ihnen zustünde, und Millionen und Milliarden im Elend leben und teilweise sogar verhungern; und weil es nicht sein kann, dass die Erben der Raubritter, Unterdrücker und Ausbeuter von einst heute noch die Bodenschätze und Produktionsstätten besitzen, während die Meisten nicht anderes haben als ihre Arbeitskraft – also keine finanziellen Guthaben, keinen Grund und Boden und kaum Spielraum in der Wahl ihrer Tätigkeit.

Ich glaube überdies, dass alle Menschen – wenn sie einen gerechten Anteil an den Reichtümern der Erde besäßen – in Frieden und Zufriedenheit, ohne Sicherheitszäune und hochgerüstete Armeen an den Grenzen der Nationen oder Grundstücke und ohne Neid und Angst aus ökonomischen Gründen, zusammen leben könnten. Ich finde sogar, auch die Reichen und Mächtigen, die zunächst etwas (bzw. eine Menge) abgeben müssten von ihren Privilegien, hätten dabei etwas zu gewinnen: das Gefühl von Sicherheit und gleichberechtigtem Miteinander und wirklich freie Zeit.

Ich glaube schließlich, dass eine Weiterentwicklung und Globalisierung der Demokratie schon sehr bald kommen muss, weil die Schere zwischen Reich und Arm, wenn wir sie nicht behutsam, aber konsequent (z.B. durch eine hohe Besteuerung von Vermögen und Erbschaften) wieder schließen, schon bald in anderer Form zuschnappen wird – in Form eines Dritten Weltkriegs bzw. eines globalen Bürgerkriegs, der natürlich in anderen (ärmeren) Teilen der Welt längst im Gange ist und der immer bedrohlichere Formen annimmt.

Und ich glaube, dass diese notwendige (Teil-)Entmachtung und (Teil-)Enteignung der wenigen Reichen und Mächtigen auch ohne große Gewalt zustande kommen könnte – einfach durch die Nutzung und Weiterentwicklung schon vorhandener Institutionen, z.B. Volksentscheid, Europaparlament, UNO...

Amen bzw. (bzw. bitte hier unterschreiben...)

senf dazu


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Zur Petition Weiterentwicklung: Demokratie
Das Prinzip Permanentes Plebiszit

We were all just hanging around waiting to die and meanwhile doing little things to fill the space.
Charles Bukowski