Ente am Ende
Ein Beispiel:
Das könnte Schule machen
Dienstag, 4. September 2012, 14:43

Wie passt das vielbeschworene Recht auf Bildung eigentlich mit der allgemeinen Schulpflicht zusammen?

Offenbar nicht so gut...



Zwar sind die Zeiten vorbei, in denen ehemalige Soldaten oftmals fast hundertköpfige Schulklassen mit dem Rohrstock in Schach hielten und ihnen die Flötentöne des Kasernenhofs beibogen; aber auch heute noch ist eine (manche würden sagen: die) Hauptaufgabe der Schule, die Kinder an einem sicheren Ort zu beaufsichtigen, zu disziplinieren und (per Benotung) zu selektieren.

So empfinden Schüler und Lehrer die Schule hauptsächlich als Zwang und reagieren zunehmend mit Unlust, Leistungsverweigerung und häufiger Abwesenheit einerseits, Notendruck, Disziplinarmaßnahmen und innerer Kündigung („Burn-Out“) andererseits. Dabei ist es eine pädagogische Binsenweisheit, dass Unterricht um so erfolgreicher ist, je mehr sich die Unterrichteten für den Lehrstoff interessieren und desto weniger äußerer Druck dabei ausgeübt wird.

Ich persönlich z.B. habe leider in den naturwissenschaftlichen Fächern (die an meiner Gesamtschule auch nur in den Jahrgangsstufen sieben bis zehn unterrichtet wurden, also dem Alter, in dem die Pubertät für mancherlei Ablenkung sorgt) bei durchweg unmotivierten und/oder unfähigen Lehrern so gut wie nichts gelernt – was ich heute derart bedauere, dass ich gerne noch einmal freiwillig in diesen Unterricht ginge (auch auf die Gefahr hin, mir auf billigen Holz- oder Plastikstühlchen die Bandscheiben zu ruinieren). Wenn ich dabei feststellen müsste, dass die Inhalte schlecht vermittelt werden, würde ich heute ebenso dagegen vorgehen wie gegen notorische Störer, denen ich nahelegen würde, ihre Zeit doch bitte anderweitig und anderswo zu verbringen. Dies ist aber leider nicht vorgesehen...

Als ehemaliger Schüler, Student, Lehrer und Dozent weiß ich zudem, wie unbefriedigend und uneffektiv es ist, wenn sich nur eine Minderheit der Anwesenden für den Stoff interessiert; denn die schiere Präsenz einer Mehrheit von Desinteressierten lähmt und verhindert die erfolgreiche Vermittlung und eine lebhafte Diskussion.

Schön wäre es also, wenn die Schule ein Ort wäre, an dem Lehrangebote gemacht würden, die von Interessierten gleich welcher Generation wahrgenommen werden könnten – ohne Pflicht zur Anwesenheit in bestimmten Klassen und ohne selektierende Benotung, in denen interessierte Gruppen verschiedenen (ja, sogar allen) Alters sich gegenseitig helfend gemeinsam wichtige und interessante Inhalte lernen könnten.

Aber dies ist natürlich Zukunftsmusik, solange wir in einem System leben, in dem es nicht darum geht, möglichst vielen Menschen möglichst viel Wissen und Kompetenzen zu vermitteln, sondern darum, schon die Kleinsten an einen disziplinierten Tätigkeitstakt ab acht Uhr morgens, die unhinterfragte Hinnahme von Strukturen und Inhalten sowie Konkurrenz um gute Noten und Aufstiegschancen zu gewöhnen.
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Ceterum censeo capitalismum esse opprimendum.*

* "Außerdem bin ich der Meinung, dass der Kapitalismus überwunden werden muss."

senf dazu


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