Ente am Ende
Versöhnliches zum Jahresausklang
Montag, 30. Dezember 2013, 16:54

Ich bin wahrlich kein Freund des Motor"sports" (und der blöden Skifahrerei), und für den Steuerhinterzieher "Schummel-Schumi" hatte ich (zurückhaltend ausgedrückt) auch nie besondere Sympathien; aber ein solches Schicksal gönne ich natürlich niemandem.

Allerdings kann ich mir auch die Anmerkung nicht verkneifen, dass ein solches Unglück eher folgerichtig als tragisch erscheint, wenn ein notorischer Speed-Freak wie Schumacher, der auch in seiner aktiven Karriere nicht unbedingt für einen rücksichtsvollen Fahrstil bekannt war und schon 2009 privat einen schweren Motorradunfall verursacht hatte, in halsbrecherischem Tempo abseits der freigegebenen Routen unterwegs ist - und dass es in dieser Hinsicht fast als Glücksfall zu werten ist, dass nicht noch Andere zu Schaden kamen.*

Während sich jetzt aber alle tierisch Sorgen machen um ihr fragwürdiges Idol, während nach den vielen anderen Opfern (nicht nur des Skisports) kaum ein Hahn kräht, möchte ich einen anderen, glimpflicher verlaufenen Unfall am Berg in Erinnerung rufen:
Reinhold Messner (...), der als erster Mensch überhaupt auf den Gipfeln aller Achttausender gestanden hat, brach sich die Ferse bei dem Versuch, seine drei Meter hohe Gartenmauer zu überwinden. Messner hatte seine Schlüssel vergessen.
In dessen eigenen Worten liest sich das so:
Ich hatte 1995 einen Unfall, bei dem ich mir das Fersenbein zertrümmert habe. Es war meine eigene Dummheit, ich bin nachts über die Burgmauer geklettert, im Dunkeln, bei Regen. Die Schlüssel waren nicht da, wir kamen nicht ins Haus, die Kinder froren, darum bin ich auf die Mauer gestiegen. Das habe ich schon oft gemacht. Aber irgendwie bin ich ausgerutscht, konnte im Dunkeln nicht sehen, wohin ich springe. Ich war fünf Jahre lang Invalide. Ich habe lange in der Klinik gelegen und bin auf Krücken gegangen.

Ob jetzt aber die Kinder wirklich dabei waren oder nicht - für ziemlich sicher halte ich, was Messner wohlweislich verschweigt, nämlich dass er bei diesem Absturz stockbesoffen gewesen sein dürfte.

Wünschen wir also dem verunglückten Ex-Rennfahrer, dass er später auch noch derlei Anekdoten berichten kann (und aber hoffentlich dem hochgefährlichen Rausch der Geschwindigkeit endlich abschwört), und dass wir Übrigen unsere vorherzusehenden Abstürze zur Jahreswende halbwegs glücklich überstehen - Prosit Neujahr!

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* Erinnert sei z.B. an den Fall des früheren thüringischen Ministerpräsidenten Dieter Althaus, der unter ganz ähnlichen Umständen eine Frau totgefahren hatte.

senf dazu


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