Ente am Ende
Wie das Publikum von RTL verarscht wird
Samstag, 11. Februar 2012, 08:36

Nicht, dass es eines weiteren Beweises bedurft hätte...
Als ich vergangene Nacht zur Geisterstunde mit müden Fingern ein letztes Mal durch die Kanäle zappte, blieb ich unversehens in der unsäglichen "Charts-Show" auf RTL mit dem noch unsäglicheren Oliver Geissen hängen, der gerade dabei war, einen gewissen Götz Otto zu "interviewen" und dabei als "großen Hollywood-Star" zu verkaufen.
Dazu folgendes: der Mann durfte zwar einmal (1997 - Der Morgen stirbt nie) den James-Bond-Gegenspieler mimen und hat auch ein paar Kleinstrollen in respektablen Filmen wie Kleine Haie (1991), Schindlers Liste (1993), Nach Fünf im Urwald (1995) und Der Untergang (2004) vorzuweisen, ist ansonsten aber in letzter Zeit nur noch in Hausmacherkost wie Die Wanderhure (Sat 1) u.ä. zu sehen - nicht zu vergessen sein wohl absoluter Karrieretiefpunkt als Johnny-Depp-Verschnitt für ganz Arme (im Geiste) "Kapitän Raff" im oberpeinlichen Piratenhype-Dranhäng-Flop Entern oder Kentern 2007 bei RTL.
Lustig war es dann, als Geissen erzählte, Otto würde jetzt "mit Tom Hanks und Halle Berry" drehen, wozu ein (ziemlich lieblos montiertes) "Foto" eingeblendet wurde, auf dem der 44jährige Offenbacher die beiden Oskarpreisträger gönnerhaft umarmt, die dabei professionell in die Kamera lächeln; das sollte dann wohl so aussehen, als hätte "unser Götz" da eine, ach was: DIE Hauptrolle inne.
Wie ich jetzt ergoogelte, existiert dieses Filmprojekt wirklich; es heißt Cloud Atlas (dt.: Der Wolkenatlas) und ist übrigens von Tom Tykwer; neben Halle Berry und Tom Hanks spielen auch Susan Sarandon und Hugh Grant mit und noch ein paar andere m.o.w. bekannte Schauspieler, darunter tatsächlich auch - an 22. Stelle bei IMDB gelistet und "uncredited" (heißt: taucht nicht einmal im Nachspann auf) - Götz Otto.
Das erklärt dann auch den leicht säuerlichen Gesichtsausdruck, den dieser statt einer Antwort zur Schau trug auf Geissens Frage bzw. Feststellung, dass es doch sicher "unangenehmere Kollegen" gäbe als Hanks und Berry. Höchstwahrscheinlich ist Otto diesen beiden am Set gar nicht begegnet; und wenn doch, dürften sie wenig Notiz von diesem besseren Statisten genommen haben, der vielleicht einmal kurz durchs Bild huschen durfte.
Gegönnt habe ich ihm diese (vom Publikum natürlich gar nicht registrierte) Schlappe, weil er noch kurz zuvor die weißrussische Hauptstadt Minsk als Inbegriff eines "unschönen Ortes" bezeichnet hatte. Das, finde ich, sollte sich gerade jemand, der aus Offenbach kommt, lieber verkneifen.

Zum Vergleich: links Minsk - rechts Offenbach

senf dazu


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