Ente am Ende
Das Ende ist nah:
Ἁρμαγεδών
Dienstag, 17. April 2012, 22:29

Die Frage, ob Anders Breivik zurechnungsfähig ist oder nicht, führt (wie so vieles) in die Irre, denn was als (noch) „normal“ und was als (klinisch) „verrückt“ bezeichnet wird, ist immer eine gesellschaftliche Setzung a posteriori. Die Bedeutung des Prozesses dürfte indes eine ganz andere sein: auszuloten, inwiefern radikal-faschistische (hier: „anti-islamische“) Meinungen, wie sie auch „Neokonservative“ bzw. Rechtspopulisten in ganz Europa und Nordamerika, von Orban über Wilders bis Sarrazin, lautstark vertreten, in diesen Gesellschaften salonfähig und womöglich mehrheitsfähig sind.
Ihre Einsätze bitte!Letztendlich geht es um den sich zuspitzenden Kampf zwischen dem alten hierarchischen und dem demokratischen Prinzip (parteipolitisch formuliert: zwischen Rechten und Linken; ökonomisch formuliert: zwischen Reichen=Mächtigen und Armen=Ohnmächtigen; marxistisch formuliert: zwischen Imperialismus und Sozialismus; und eschatologisch formuliert: zwischen Böse und Gut). Und in diesem Kampf sind die Stärken ungleich verteilt: da die Wenigen, die von den überkommenen Hierarchien profitieren und all ihre immensen Mittel dafür einsetzen werden, von diskreter Manipulation via Massenmedien bis hin zu nackter Gewalt und Krieg, um ihre Pfründe zu sichern und auszubauen, sowie deren verblendete Hilfstruppen; hier die Vielen, die immer noch und immer wieder die Zeche zahlen, die Drecksarbeit machen, schuften, darben, hungern und vor der Zeit sterben und allmählich durchschauen, wie der Hase läuft und dass die ganze Richtung sich ändern muss.
In diesem Szenario könnte Anders Breivik eventuell noch eine Schlüsselrolle zukommen; er ist telegen, hat die nahezu ungeteilte Aufmerksamkeit der Medien und kann in der jetzigen „Propagandaphase“ nach seiner als Beispiel gedachten und überlebten Tat ausgiebig aus seinem mehrtausendseitigen Credo (quasi „Sein Kampf“) zitieren. Es ist wohl nicht auszuschließen, dass dieser Mensch am Ende noch eine Karriere als Politiker oder gar als charismatischer „Führer“ machen wird, innerhalb oder außerhalb des Gefängnisses bzw. der Psychiatrie. Er könnte so etwas wie ein Herold des Bösen werden, nämlich der Vorstellung, dass es Unterschiede beim Wert eines Menschenleben gebe und dass es legitim und wünschenswert wäre, sich und seine eigenen Interessen auf Kosten des Lebens anderer Menschen rücksichtslos durchzusetzen.
Hoffen wir, dass seine kranken Ideen keine machtvollen Anhänger finden werden.

Sorry für den messianischen Stil; ich wollte es einfach auch mal mit dem Genre "Apokalypse" probieren ; )

senf dazu


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