Musik, behaupten ja gelegentlich Leute, die es eigentlich besser wissen müssten, sei (ähnlich wie die gleichermaßen völlig überschätzte Liebe) eine "Himmelsmacht". Wer jedoch z.B. (wie meine leidgeprüften Nachbar_innen) jemals mitten in der Nacht stundenlang bei höchster Lautstärke mit alten Punkrock-Klassikern beschallt wurde, wird mir möglicherweise beipflichten, dass die Herkunft dieser perfiden "kulturellen Errungenschaft" eher in gegenteiligen, höllischen Gefilden zu suchen wäre. Mich jedenfalls plagt zur Zeit eine Ausgeburt abgründigster Finsternis, die mit der schmeichlerischen Schlange im Garten Eden sicherlich zumindest in tiefschwarzer Seele verwandt sein dürfte: der Ohrwurm.
Schon die Herkunft dieses speziellen Exemplars ist hochgradig ehrenrührig: als ich irgendwann vor etwa anderthalb Wochen - und ich (der ich hier schon manch abgrundtiefe Peinlichkeit freimütig eingestanden habe) schwöre es: unabsichtlich - in das heuer auch schon wieder abgerissene Dschungelcamp (wo solche fiesen Kriechtiere unterwegs sind) hineinzappte, erregte eine (im Nachhinein etwas kümmerliche) Sanges- und Tanzeinlage des vormaligen Großfußballers Aílton meine Aufmerksamkeit, und da ich auch eine gewisse Schwäche für die vollmundig-nasalreiche portugiesische Sprache und mehr noch für deren brasilianische Dialektform hege, googelte ich fix das so amateuresk intonierte Liedchen - Ai Se Eu Te Pego - mit dem selten einfältigen, wenngleich (im Original) eingängigen Text; und nach zwei- oder dreimaligem Anhören und Mitsingen war es auch schon um mich geschehen. Inzwischen verfolgt mich diese - längst als Qual empfundene - Weise bereits in meine Träume, sie ist beim Aufwachen präsent wie auch beim Einschlafen, und überhaupt schleicht sie sich in jedem passenden und erst recht unpassenden Moment in meine Ohren und auf meine Lippen.
Aber nun denn - I Will Survive; habe ich doch schon ganz andere garstige Gassenhauer - wie etwa die nordseeküstennebelumwölkte Karnevalskrawallversion des Dubliners-Hits Wild Rover, vergewaltigt von den einschlägig bekannten Serientätern Klaus & Klaus, oder auch (am anderen Ende der Skala) die Rache der moldawischen Poststalinisten an der westlichen Musikindustrie, das im sinistren trans- oder meinethalben auch cisnistrischen Idiom ihrer Heimat gehaltene Dragostea Din Tei (auch berüchtigt als "Numa-Numa-Song") der Eintagsfliegenfänger O-Zone - überstanden, wenn vielleicht auch nicht unbedingt unbeschadet.
Ach, Letzteres könnte ich eigentlich auch mal wieder hören. Fight Fire With Fire, wie der Angelsachse so treffend zu formulieren beliebt...
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