Ente am Ende
Zur Abwechslung diesmal:
Ein etwas humorloser Blick auf das Dschungelcamp
Freitag, 25. Januar 2013, 00:59

Die Perspektive, die RTL uns da (sehr erfolgreich) anbietet, ist die des Überwachungsbeamten im Monitorraum einer Strafvollzugsanstalt. Die Insassen stehen rund um die Uhr unter totaler Beobachtung, sollen absurde Regeln einhalten, werden demütigenden bis schmerzhaften Torturen unterzogen und müssen teilweise hungern. Die Regie ist ebenfalls darauf fokussiert, ihre Menschenmaterialien in möglichst demütigenden Szenen vorzuführen oder versucht ihnen falsches Spiel nachzuweisen. Konflikte werden herbeigeführt und genüsslich als Zeichen zunehmender Deprivation dargestellt. Ist es wohl Zufall, dass dieses Unterhaltungsformat kurz nach Guantanamo entstanden ist? Oder werden wir hier unterschwellig zu akzeptierenden Komplizen einer feierabendkompatibel ironisierten, selbstverständlichen Folterpraxis, wie sie zu Anfang des Jahrtausends (vor 9/11) noch gar nicht vorstellbar war, z.B. aber auch schon in der Serie 24 fröhliche Urständ feierte?
Sicher: es ist alles nur Show, und die Häftlinge werden gut bezahlt* für ihre Selbstentblößung. Aber für die Verfassung unserer Gesellschaft ist es vielleicht trotzdem kein gutes Zeichen.

*Wer allerdings vorzeitig das Camp ohne ausdrückliche Genehmigung der Produktionsfirma Granada verlässt, muss eine Vertragsstrafe von 30 000 Euro zahlen...
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Ceterum censeo imperialismum esse opprimendum.*

* "Außerdem bin ich der Meinung, dass der Imperialismus überwunden werden muss."

senf dazu


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We were all just hanging around waiting to die and meanwhile doing little things to fill the space.
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