Ente am Ende
Schmock am Schmökern
Montag, 1. Mai 2017, 16:39

Was ich an diesem langen Wochenende so Schönes gelesen habe (den Stadtbüchereien sei Dank):

Herfried und Marina Münkler: Die neuen Deutschen, Berlin: Rowohlt 2016

Eine intelligente (und für AfDler und Pegidisten wahrscheinlich zu intelligente) Bestandsaufnahme der „Flüchtlingskrise“ aus global-historischer und normativ-normenkritischer Sicht, die allerdings am Ende in ein (durchaus gebrochenes) Plädoyer für den (modernisierten) „Solidaritätsgenerator Nation“ mündet...

Anja Röhl: Die Frau meines Vaters, Hamburg: Nautilus 2013

(Durchweg positive) Erinnerungen an Ulrike Meinhof von ihrer 1955 geborenen Teilzeit-Stieftochter (Konkret-Verleger Klaus Röhls Sprössline aus früherer Ehe); nebenbei eine gelungene Zeitbeschreibung des Muffs der frühen 1960er und der (bald vielfach zersplitterten und verebbenden) Aufbruchsstimmung der Jahre 1968ff.

Andrè Kubiczek: Skizze eines Sommers, Berlin: Rowohlt 2016

Vermutlich sehr autobiographische „Coming-of-Age“-Story eines gerade 16jährigen im Sommer 1985 in Potsdam, die mir in ihrer seltsam schwül-prüden Ereignisarmut vor allem deshalb gefallen hat, weil ich (1.) im selben Sommer ebenfalls in der DDR urlaubte und (2.) den postpunkig-gruftigen Musikgeschmack des Protagonisten weitgehend teil(t)e.

Sarah Waterfeld: Sex mit Gysi, Berlin: Eulenspiegel 2015

Sehr lustiges und wohl auch weitgehend autobiographisches Buch über den scheiternden Versuch einer von (wiederum) Alt-68ern eigentlich zur Fundamentalopposition erzogenen Philosophin und parteilosen Bundestags-Praktikantin, die parlamentarisch verkommene Linke durch eine chancenlose(?) Kandidatur für den Parteivorsitz aus der Stagnation zu treiben.

Thomas Melle: Die Welt im Rücken, Berlin: Rowohlt 2016

Nachvollziehbarer und mitnehmender Bericht eines bipolaren (manisch-depressiven) Schriftstellers über seine jahrelange und immer noch andauernde Krankengeschichte; bis jetzt (Seite 204 von 348, also erst gut zur Hälfte durch) insgesamt sehr lesenswert und voller (zum Teil auch Selbst-)Wiedererkennungs-Effekte...

Alle diese fünf Bücher kann und werde ich hiermit also mehr oder weniger reinen Gewissens weiterempfehlen.

senf dazu


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Zur Petition Weiterentwicklung: Demokratie
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Charles Bukowski