Eine Woche ist das jüngste Schulmassaker jetzt her, und in allen Blättern und auf allen Kanälen rauscht es hochgradig erregt weiter vor sich hin - am liebsten nach dem Motto: schaut her, wie rücksichtslos ranschmeißerisch sich die (anderen) Medien da wieder alle verhalten haben; und natürlich mit der altbekannten Debatte über "Horrorvideos" und "Gewaltspiele", bei denen die altbekannten Repressionsverfechter wieder ihre großen Stunden erleben.
Was privaten Waffenbesitz betrifft, teile ich die Meinung, dass es nicht angehen kann, zu Hause scharfe Wummen rumliegen zu haben - allerdings sehe ich das vor allem als Problem der waffenproduzierenden und -verkaufenden Industrie an, der (Exportschlager!) aber natürlich niemand an den Karren fahren will. Und was die Ausübung des sogenannten Schieß"sports" anbelangt, müsste dieser sich doch allen gegenteiligen Behauptungen ihrer Lobbyisten zum Trotz auch mit ungefährlichen Projektilen aus Leichtplastik o.ä. betreiben lassen, wenn nicht gar gleich "virtuell"...
Und damit sind wir beim immerheißen Thema: Sind gewaltverharmlosende bzw. gar -verherrlichende Spiele und Filme Mitursache für die allgemein attestierte (wenn auch kaum empirisch belegbare) "Verrohung der Jugend" und explizit für Tötungsexzesse wie gerade gehabt? Und sollen sie (und wenn ja, in welcher Form und welchem Ausmaß) verboten werden?
Nun ist ja beispielsweise aus der Drogenpolitik hinlänglich bekannt: Verbote verhindern nicht den Konsum, sondern erschweren und verteuern ihn allenfalls und machen ihn aber eben dadurch (gerade für Jugendliche) nur noch interessanter. Aber wie steht es mit der vielbeschworenen "Nachahmungswirkung" - ist die wirklich gegeben?
Die Dar- und Zurschaustellung von Gewalt ist ja per se ein uraltes Phänomen. Öffentliche Folterungen und Hinrichtungen sollten seit je her der Abschreckung dienen - ob sie es denn getan haben oder ob sie (zumindest bei einem Teil des Publikums) eher Abstumpfung oder gar perverse Schaulust zur Folge hatten, sei dahingestellt. Sagen, Märchen, Geschichten, auch Kindergeschichten sind seit je her voll von Gewalt, was ja altbekanntlich durchaus kathartische Wirkung entfalten kann. Eine besonders drastische, eben realistische Darstellung der (Folgen von) Gewalt mag durchaus geeignet sein, bei den (meisten) Betrachtern Abscheu und infolgedessen friedfertige Gefühle zu erregen (wenn sich auch manch verrohte Gemüter daran ergötzen mögen) - ich verweise beispielsweise auf Ernst Friedrichs "Krieg dem Kriege". Und ist eine besonders bluttriefende, grauenhafte Gewaltszene im Film wirklich verharmlosend oder gar verherrlichend, oder trifft dies nicht vielmehr auf einen klassischen Western zu, in dem Erschossene ohne äußerliche Verletzung und ohne einen sichtbaren Tropfen Blut einfach nur umfallen oder aber zu launiger Musik in einer Saloonschlägerei Leuten reihenweise Stühle auf den Köpfen zerschlagen werden, ohne dass deswegen einer mehr als einen "Brummschädel" davonträgt? Was ist wirklich gewaltverniedlichend - ein Horrorthriller der Reihe "Saw" oder eine durchschnittliche Bud-Spencer-"Komödie", freigegeben ab sechs Jahren?
Und wer gibt mehr Anlass zur Sorge: Jugendliche, die exzessiv "Counterstrike" spielen, oder solche, die von ihren Eltern schon im Vorschulalter in Kampf"sport"vereine und "Selbstverteidigung"skurse geschickt werden und dann darauf brennen, ihre neugewonnen Fähigkeiten auf dem Schulhof vorzuführen?
(Ich bitte um Nachsicht, dass diesmal das Apostroph mit mir duchgegangen ist...)
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