Zu den eher angenehmen Aspekten meines Daseins als Langzeitarbeitsloser gehört es, dass ich mich morgens, wenn ein Großteil der werktätigen Bevölkerung sich auf den Weg zu seinen Werktaten macht, mit der Zeitung wieder ins Bett legen und ausgiebig darin schmökern kann. (Es handelt sich, nebenbei bemerkt, um ein zweiwöchiges unverbindliches Probeabo der SZ*, dass sich durch das kreative Erfinden von Phantasienamen offenbar unendlich verlängern lässt.)
Zu den eher unangenehmen Aspekten eines solchen Probeabos gehört es, dass sich das freitäglich beiliegende SZ-Magazin in ziemlich regelmäßigen Abständen als daumendickes sogenanntes "Modeheft" präsentiert, was dann (wie heute) bedeutet, dass erst einmal etliche Festmeter ätzendste Konsumpropaganda zu überblättern sind, bis dann auf Seite 13 das erste zusammenhängende Stück Text zu finden ist.
Normalerweise befördere ich derlei Machwerke - genauso wie den Wirtschaftsteil und diverse andere nutzlose Beilagen wie "Geld", "Immobilien", "Beruf und Karriere" und ähnlichen Mist - unbesehen in hohem Bogen zum Altpapier. Heute aber machte ich eine Ausnahme und wurde unversehens durch ein Interview mit Vivienne Westwood belohnt, in dem die Grand Old Dame des (konfektionellen) Punk-Rocks zwar auch einiges wirres Zeugs von sich gab, aber auch ein paar erfrischende Statements, u.a.: "Da die Menschen immer mehr konsumieren, kommen sie immer weniger zum Denken und werden immer dümmer."
Oder auch: "Dieses Gewese um Schönheit wird immer unerträglicher. (...) Das empfehlenswerteste Accessoire ist ein Buch."
Außerdem verdanke ich dieser Lektüre die auch ganz spaßige Information, das Mr. Johnny Rotten im Jahre 2004 in der englischen Version des Dschungelcamps mitgewirkt hat - wer hätte das gedacht?
* Dafür, dass auch in der SZ oft ziemliches Blech geschrieben wird, findet sich hier ein ebenso aktuelles wie erschreckendes Beispiel...
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➥ Zur Petition Weiterentwicklung: Demokratie
➥ Das Prinzip Permanentes Plebiszit
We were all just hanging around waiting to die and meanwhile doing little things to fill the space.
Charles Bukowski