Künstler sind nicht überflüssig,
weil sie was zu sagen haben
Funny van Dannen
Kunstschaffende haben kein leichtes Leben - immer sind sie auf der Suche nach dem ganz neuen Ding, jagen dem Trend hinterher oder der Avantgarde voraus, im stetigen Kampf mit dem widerspenstigen Werkstoff, gegen übelmeinende Kritikaster und für das unverständige Publikum; als Schriftsteller werden sie geplagt von Schreibblockaden und Plagiatsvorwürfen; als Musiker müssen sie üben, bis ihnen das Blut an den Fingern hervorspritzt, und dann auf die Ochsentour; und jetzt dräut ihnen auch noch politisch Ungemach in Form der Piraten-Partei.
Wenn alle Kunst dem Volke gratis zur Verfügung gestellt werden würde, müsste das zu Barbarei führen, zitiert der offenbar ebenfalls durch die aktuelle Urheberrechtsdebatte sich bedroht fühlende Journalist Thorsten Schmitz heute auf Seite Drei der SZ (nicht online) die Schriftstellerin, höhere Tochter und Villa-Massimo-Stipendiatin Julia Franck und lässt noch andere armutsgefährdete Kronzeugen zu Wort kommen - etwa den selbsternannten Mittelstandskünstler, der ungenannt bleiben möchte, denn das letzte Album wurde bis jetzt 80.000-mal verkauft (trotz Filesharing offenbar), und er möchte, dass das so bleibt. Oder den Anwalt und Urheberrechtsspezialisten Jan Hegemann (Nachnamensgleichheit zufällig?), man kann sich ihn schlecht in einem Anzug von H&M vorstellen. Zu seinen Mandanten gehören ein Zeitungsverlag und die Berliner Philharmoniker, und er ist sich sicher, dass Künstler geschützt werden müssen vor den Piraten. Oder auch Marek Lieberberg, der erfolgreichste Konzertveranstalter Europas (...) Er kennt sie alle: Bruce Springsteen, Bob Dylan, Tina Turner und Madonna.
Ja, all diese vom Prekariat bedrohten Personen verdienen unsere Solidarität und unser Mitgefühl (und unser Geld sowieso), denn: Die Mitglieder der Piratenpartei twittern und mailen, sie skypen und chatten. Das Internet ist ihre WG. Zu Schlecker und Afghanistan fällt ihnen nichts ein, dafür reden sie von ihrer Traumwelt, in der es ein Basiseinkommen für jeden Bundesbürger gibt und Gratisfahrten in U-Bahnen und Bussen. Um Gottes willen - wo kämen wir denn da hin?!? Womöglich in eine Welt, in der ganz normale Leute, anstatt brav den Musikantenstadel oder die Suche nach dem nächsten "Superstar" zu verfolgen, für kleine Münze oder sogar gratis (aber bestimmt nicht umsonst) in die Oper, ins Theater, ins Museum, ins Kino und auf Konzerte gehen könnten und wo am Ende Schriftsteller, Musiker, Maler und Skuplturisten sowie Abmahnanwälte und Konzertveranstalter gar nicht mehr solche horrenden Summen scheffeln und Priviliegien genießen könnten wie heutzutage, sondern für ihre harte Arbeit vielleicht sogar nur das Gleiche verdienen würden wie nichtsnutzige Klempner, Bauarbeiter oder Putzkräfte?!?
Fürwahr eine barbarische Vorstellung!
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➥ Zur Petition Weiterentwicklung: Demokratie
➥ Das Prinzip Permanentes Plebiszit
We were all just hanging around waiting to die and meanwhile doing little things to fill the space.
Charles Bukowski