Ente am Ende
Rostock: Remember the Days...
Freitag, 24. August 2012, 22:23

Als vor 20 Jahren die Pogromszenen in Rostock-Lichtenhagen über den Bildschirm flimmerten, fühlte ich mich in besonderem Maße betroffen und angewidert – aus folgenden Gründen:

(1.) Ein Jahr vorher – im Sommer 1991 – war ich mit meiner damaligen Gattin (Türkin ihres Zeichens nach Herkunft, Pass und hervorragendem Aussehen) die Ostseeküste von Lübeck bis Rügen entlanggeradelt, wobei wir einige Tage lang auf einer schwimmenden Jugendherberge in Rostock-Warnemünde übernachtet und vom benachbarten Lichtenhagen aus mehrmals die Bahn in die Innenstadt genommen hatten – ohne zu bemerken, dass wir dabei geradewegs durch die Höhle des Löwen (bzw. die Heimstatt hochgradig gewalttätiger Faschisten) spazierten.

(2.) Wenige Tage vorher – am 11. August 1992 – war unser Sohn Can zur Welt gekommen, über dessen Zukunft als "Halbtürke" in diesem Land wir uns angesichts des unverhohlen gezeigten Rassismus einigermaßen Sorgen machten.

(3.) Wenige Tage später – Anfang September – sollte ich nach Polen fahren und dort als Deutschlehrer an einer Fachhochschule arbeiten, und ich fragte mich bang, wie den Studierenden dort dieses Geschehen zu erklären sei und wie ich als "Deutscher" nun überhaupt dort aufgenommen werden würde.

Naja, das Jahr in Polen war dann doch sehr schön; mein Sohn hat kürzlich gesund und hoffentlich munter seinen 20. Geburtstag begangen; und Dütschland ist zwar immer noch ein ziemliches Scheißland, aber wenigstens noch keine nicht schon wieder eine Nazi-Diktatur; es hätte also alles noch viel schlimmer kommen können.

senf dazu


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