Ente am Ende
Persönliches Bekenntnis
(Mit Extra-Katzen-Content zum Weltkatzentag)
Donnerstag, 8. August 2013, 20:02

Ich bin in einer rauen Gegend (Düsseldorf-Garath und -Reisholz) aufgewachsen und war als Kind oft mit Provokationen und Gewalt konfrontiert. Ich war aber Keiner von denen, die sich (gerne oder zur Not) geschlagen haben, sondern Einer, der dem Ärger eher aus dem Weg gegangen (oder gelaufen) ist – wodurch ich heute immerhin sagen kann (was mir Viele als Schwäche auslegen mögen), noch nie jemanden geboxt zu haben (oder, wie Funny van Dannen über Jesus sang: "er hat sich als Kind schon nicht richtig gewehrt"). Auch später, als (zumindest optischer) Punk-Rocker, war ich mancherlei Verfolgung ausgesetzt; und als mich einmal mit 16 in Frankfurt ein Dutzend Skinheads in die Mitte nahm und zusammenstiefeln wollte, hatte ich sogar echte Todesangst.

Vielleicht kommt es daher, dass ich heute an dem leide, was gemeinhin "Lampenfieber" genannt wird und was ich als eine gewisse Gehemmtheit (oder meinetwegen Verklemmtheit, oder schon eine leichte bis mittelschwere Form von Paranoia?) beschreiben möchte – der bange Hintergedanke, was das oder vielmehr die Gegenüber (je mehr, desto schlimmer) von einem halten mögen. Und ich beneide Leute, die in Gesellschaft entspannt, schlagfertig und ganz bei sich sind.
Dabei können Drogen natürlich sehr helfen...

Nur leider sind viele dieser Menschen (beileibe nicht alle), welche die Gabe zum Mitreißen haben, nicht unbedingt auch besonders – wie soll ich sagen – vertrauenswürdig. Ich kenne zwar viele großartige (und noch mehr halbgare bis miserable) Rampensäue (meist Kabarettisten oder "Komödianten"); aber gerade auf der politischen Bühne weiß ich nur ganz wenige Figuren, denen ich gute Absichten und Kompetenz zutrauen würde – Gregor Gysi vielleicht oder auch Jutta Ditfurth (aber die wirkt ja wegen ihres ausgeprägten Selbstbewusstseins auf Viele eher anstoßanregend als überzeugend).

Wahrscheinlich ist das wiederum der Grund, weshalb ich mich so sehr für politische Partizipation per Internet und die Organisationsform des permanenten Plebiszits begeistere und einsetze – weil ich selbst in nicht-virtuellen Runden, in Konfrontation mit Vielen und/oder Unbekannten, zu Schüchternheit und Zurückhaltung neige und nicht dazu komme, meine Positionen offensiv und ebenbürtig zu vertreten (was ich nur zu gerne tun würde, da ich andererseits ja auch gerne den Schlaumeier spiele). Da ich aber glaube, dass dies Vielen so geht, halte ich indirekt vermittelte (wenn auch nicht unbedingt anonyme) Formen der Mitbestimmung tatsächlich für angemessener und gerechter als das Plenum, in dem sich Emotionen oft unnötig hochschaukeln und sich am Ende nicht selten die Penetrantesten durchsetzen.

Außerdem bin ich, weil früher wohl zu oft direkt neben den Boxen gestanden, sehr schwerhörig und daher fixen Diskussionsrunden kaum noch gewachsen.

senf dazu


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Zur Petition Weiterentwicklung: Demokratie
Das Prinzip Permanentes Plebiszit

We were all just hanging around waiting to die and meanwhile doing little things to fill the space.
Charles Bukowski