Brauchen wir ein Anti-Doping-Gesetz, wie es zur Zeit hier und da diskutiert wird? Nein! Was wir brauchen, ist die absolute Freigabe von Rauschmitteln aller Art.
Kinder bekommen Ritalin, damit sie in der Schule länger stillsitzen. Sportler nehmen Medikamente, damit sie schneller (höher, weiter) ins Ziel kommen. Wo ist der Unterschied? Letztere sind erwachsen und dürfen es nicht; Erstere sind minderjährig und bekommen es von Ärzten auf Betreiben von „Erziehungsberechtigten“ (Eltern und/oder Lehrern) verschrieben.
Pervitin hieß die „Wunderpille der Wehrmacht“, die auch nach dem Zweiten Weltkrieg so manchen Höhenrausch beflügelte – etwa die Erstbesteigung des Nanga Parbat 1953 oder das „Wunder von Bern“ ein Jahr später. Dabei handelte es sich schlicht um Methamphetamin, heute als Speed oder (z.B. aus der Serie Breaking Bad) Crystal Meth bekannt. Dessen leistungssteigernde Wirkung war und ist aber nicht nur Sportlern und Soldaten bekannt, sondern etwa auch Börsenspekulanten und Discodauertänzern.
Andere, vom kapitalistischen Verwertungsstandpunkt her „ineffektive“ Drogen wie THC (Cannabis bzw. Hanf) oder LSD sind hingegen aus leicht nachvollziehbaren, aber niederen Beweggründen verboten und verpönt. Dennoch verdankt sich so manches Meisterwerk in Kunst, Musik, Literatur und Philosophie eben solchen Substanzen. Sicherlich: solcherlei Bewusstseinserweiterung oder zumindest -veränderung ließe sich eventuell auch ohne Hilfsmittel (etwa durch Meditation) erreichen – aber warum jahrelang mühselig und vielleicht erfolglos auf etwas hinarbeiten, was ich auch durch den (idealerweise aber nicht allzu gedankenlosen) Einwurf einer Pille erreichen kann?
Pervers ist nicht die freiwillige Einnahme bewusstseinsverändernder Stoffe, sondern z.B. der Hochleistungs- und Wettkampfgedanke, wie er auch und gerade im Sport zum Ausdruck kommt. Erst die absurd hohen Summen, um die es dort geht, können Aktive dazu verleiten, auch entgegen etwaiger gesundheitlicher Bedenken zu zweifelhaften Methoden zu greifen. Und ist es nicht noch viel perverser, ein (vermeintlich) begabtes Kind schon im Vorschulalter zu „fördern“ (soll heißen: zu täglich stundenlangem Training zu drängen), bloß auf die vage Aussicht hin, es könne einmal ein hochdotierter Weltrekord dabei herausspringen?
Also: gebt das Dope frei – und überlasst es den (hoffentlich) aufgeklärten und mündigen Menschen, selber zu entscheiden, ob (und wenn ja, wann) sie es sich geben.
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Charles Bukowski