Ente am Ende
Dubiose "Wissensmanufaktur"
Samstag, 4. Januar 2014, 18:04

Eines vorweg: Vieles von dem, was die sogenannte "Wissensmanufaktur" in ihrem (von ihr selber als Grundlagentext zur Einführung empfohlenen) "Plan B" (ausgearbeitet von Andreas Popp und Rico Albrecht, v.l.n.r.) ausformuliert, konstatiert und fordert, kann ich teilen - die Beschreibung des katastrophalen Ist-Zustandes etwa und die Forderungen nach Schuldenerlass, bedingungslosem Grundeinkommen, Bodenreform und freiem Zugang zu den Massenmedien; ganz und gar nicht jedoch die letztlich elitäre und nationalistische* Ausprägung, welche ihre Protagonisten sich für die ganz persönliche (und in den neuentstandenen antikapitalistischen Widerstandskreisen rund um Occupy relativ beliebte und verbreitete) theoretische "Neue Welt-Ordnung" offenbar wünschen.

Dazu zwei Zitate aus dem (ebenfalls als Grundlagentext propagierten) "Steuerboykott":

damit auf deutschem Boden auch in Zukunft noch genügend Personal für das Erwirtschaften von Zinsen zur Verfügung steht, fördert man lieber die Zuwanderung anstatt in den eigenen Nachwuchs zu investieren. Das spart nicht nur Ausbildungskosten, sondern verwandelt vor allem das widerspenstige, starke Volk in eine durchmischte, uneinige und daher leichter kontrollierbare Menschenmasse. (S. 11; Hervorhebungen von mir)

Die neue Administration muss von geringer Personenzahl, kompetent, weise, fleißig, unabhängig und von idealistischem Charakter sein. (S. 37)

Es tut mir herzlich leid; aber die Gesellschaft, die mir persönlich als erstrebenswert vorschwebt, ist eine internationale und plebiszitäre Demokratie, nicht eine neuerliche Aristokratie (und wer entscheidet eigentlich darüber, wer kompetent, weise, fleißig, unabhängig ist?). Auch der beschriebene "Königsweg" der regionalen Strukturen (Selbstversorgung, Tauschringe usw.) scheint mir im Zeitalter globaler Abhängigkeiten nicht allzu zielführend. Und was mir dieses "Institut für Wirtschaftsforschung und Gesellschaftspolitik" ebenfalls suspekt macht: es gibt auf dessen Seite kein Forum und keine Kommentierungsmöglichkeiten...

* Entlarvend auch die Berufung auf den antisemitischen Nazi-Theoretiker Gottfried Feder, über den im "Plan B" völlig unzutreffend zu lesen ist: An dieser Stelle soll auch der Erfinder dieser Methode der Staatsentschuldung gewürdigt werden. Es ist Gottfried Feder (1883 - 1941), der diese Idee schon 1919 in seinem „Manifest zur Brechung der Zinsknechtschaft“ veröffentlichte. Heute wird dieser große Wirtschaftstheoretiker leider noch immer mit dem Nationalsozialismus in Verbindung gebracht, obwohl er ab 1933 keine Rolle mehr spielte und seine Zinskritik von da an von Kapitalisten, Kommunisten und Nationalsozialisten gleichzeitig bekämpft wurde.

senf dazu


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