Ente am Ende
Schwierig mit dem "richtigen Leben"...
Montag, 19. Mai 2014, 13:57

Anlässlich des heutigen 150. Todestages des amerikanischen Schriftstellers und Transzendentalisten Nathaniel Hawthorne stieß ich zufällig auf die Geschichte der sozialutopische(n) Lebens- und Arbeitsgemeinschaft Brook Farm; ich zitiere einige interessante Passagen aus dem Wikipedia-Artikel (Hervorhebungen größtenteils von mir):

In der neuen Gemeinschaft sollte es weder Ausbeutung, Hierarchie noch Konkurrenzdenken geben. Angestrebt wurde die Vervollkommnung des Einzelnen, der selbstbestimmt, frei und eigenverantwortlich aktiv wird, wobei er mit den anderen zum Wohle des Ganzen kooperiert. Talente und Fähigkeiten sollten nicht zu Privilegien führen. Hand- und Geistesarbeit wurden als gleichwertig betrachtet. Frauen und Männer waren gleichgestellt und die Entlohnung war einheitlich. Es galt Arbeitspflicht sommers zehn Stunden, winters acht Stunden täglich, wobei die Art der Beschäftigung gewählt werden konnte. In religiöser Hinsicht herrschte Toleranz. Ansonsten sollte sich das Zusammenleben in der Kommune nach dem sozialistischen Gesellschaftsentwurf Charles Fouriers gestalten.
(...)
Das größte Problem von Anfang an war die unzureichende finanzielle Ausstattung. Hohe hypothekarische Belastungen bestanden die ganze Zeit über. Weitere Nachteile folgten aus dem mangelnden Fachwissen in Bezug auf landwirtschaftliche und kaufmännische Betriebsführung. Schwierigkeiten ergaben sich auch aus dem schwindenden Enthusiasmus. An seine Stelle traten Ernüchterung durch das Alltagsgeschehen und Unzufriedenheit, nachdem doch Unterschiede wahrgenommen wurden. Eine Gruppe trug Latzhose und arbeitete von morgens bis abends, die andere Gruppe unterrichtete stundenweise im feinen Dress. Eine Latzhose trug auch Nathaniel Hawthorne, der zu den Gründungsmitgliedern der Kommune gehörte. Bereits nach einem Jahr verließ er enttäuscht die Farm. Er sagte, dass er noch nie so hart hätte arbeiten müssen und vor lauter Arbeit nicht zu seiner Schriftstellerei gekommen sei.
(...)
Eine einhellig positive Bewertung bei den meisten Beteiligten fanden nur die ersten Jahre. Die Stimmung auf der Farm wurde als offen, leicht und heiter beschrieben. Rückblickend wollten selbst kritische Kommunarden ihre Erfahrungen nicht missen.

Soweit zu einem frühen und leider gescheiterten Versuch einer autarken und herrschaftsfreien Land-WG.
Und wenn wir uns in Erinnerung rufen, wie schlecht es auch späteren Experimenten dieser Art erging (von den Kibbuzim über die Hippie-Kommunen 1968ff bis hin zur Schenker-Bewegung), müssen wir wohl leider konstatieren, dass Adorno leider doch recht gehabt zu haben scheint...

senf dazu


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