Ein paar Gedanken zur heutigen Bundestagsdebatte

Ein junger Mann, in Afghanistan im Krieg geboren und aufgewachsen, in Deutschland, einem der Länder, die dort Krieg geführt hatten, als Asylbewerber abgelehnt und trotz erheblicher psychischer Probleme nicht behandelt, sondern zur Abschiebung verurteilt, läuft in einer Kita in Aschaffenburg Amok und tötet und verletzte mehrere Kinder und Erwachsene. Das Motiv für seine Wahnsinnstat, so unklar es bleiben mag, war jedenfalls nicht rassistisch gegen Deutsche gerichtet, denn unter seinen Opfern waren auch ein Junge aus Marokko und ein Mädchen aus Syrien, beide zwei Jahre alt.
(Es ist natürlich müßig, darüber zu spekulieren, welchen Anteil eine traumatisierende Kindheit und Jugend in einem Kriegsgebiet an so einer Tat hatte, aber könnte vielleicht auch die drohende Abschiebung ins Reich der Taliban eine Rolle gespielt haben...?
Und wäre es denn in irgendeiner Weise "besser" gewesen, der Täter hätte seinen Amoklauf in Afghanistan durchgeführt?
Übrigens: Auch Deutschland nimmt ja seine Staatsangehörigen, die z.B. in Syrien unter dem IS mutmaßlich Straftaten begangen haben, lieber nicht zurück...)
Die Repräsentanten des Deutschen Volkes im Bundestag erklären nun solche armen Irren (wie auch den Messerstecher von Solingen und den Amokfahrer von Magdeburg) für Repräsentanten einer ganzen nach Millionen zählenden Bevölkerungsgruppe ("Migranten", nicht nur, aber auch aus Kriegsgebieten wie Syrien und Afghanistan) und wollen jetzt den Druck auf diese Menschen systematisch erhöhen. Krieg und Elend in der Welt (geschuldet einer aus vergangenem Unrecht geerbten imperialistisch-proprietaristischen Weltordnung, von der wir als eines von wenigen Ländern profitieren) begegnen wir also, indem wir deren Opfern möglichst unfreundlich begegnen (und lieber fleißige, von anderen Ländern gut ausgebildete Fachkräfte anwerben, um für uns die Pflege und andere Drecksarbeiten zu erledigen). Nebenbei freuen wir uns natürlich, wenn wir wenigstens noch unsere Waffen erfolgreich exportieren können.
Ganz ehrlich: Wer glaubt denn, dass sich dadurch die allgemeine Sicherheitslage in Deutschland (und sei es auch nur für "Biodeutsche") irgendwie verbessern würde...? Ich befürchte eher viele zusätzliche Anlässe für Hass, Gewalt und Amokläufe, und das auf allen Seiten (inklusive Polizei und Militär) und in allen Teilen der Welt.
Das dabei ganz nebenbei die vielbeschworene "Brandmauer" (das Tabu der Zusammenarbeit mit rechtsradikalen Parteien) zerbröselt, ist nur folgerichtig. Wir Wahlberechtigten werden wie üblich nicht gefragt. Werden wir dann am 23. Februar wenigstens noch eine Mehrheit links von CDU/CSU und AfD bekommen? Oder wird dann der Schulterschluss vom 29. Januar 2025, wie die Nazi(onali)s(ten) bereits heute frohlocken, in die Geschichtsbücher eingehen als "Beginn einer Neuen Zeit"?!?
Gut zu merken: Am 30. Januar 1933 begann schon einmal so eine Neue Zeit - mit der Machtergreifung der NSDAP.
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➥ Zur Petition Weiterentwicklung: Demokratie
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We were all just hanging around waiting to die and meanwhile doing little things to fill the space.
Charles Bukowski