Ente am Ende
Vom Elend der Linken
Donnerstag, 13. März 2025, 08:48

Ich möchte von meinem alten Kumpel Hanno* (Name geändert) berichten.

Wir kennen uns schon seit fast 30 Jahren aus der Fachschaft Philosophie. Nach seinem Abschluss hat er die Musik zum Beruf gemacht, denn er ist ein sehr begabter und begeisterter Sänger und Multi-Instrumentalist. Er ist schon aufgrund seiner Biographie jeglicher nationalistischer Neigungen unverdächtig, und auch wenn ich ihn immer eher als engagierten "Weltmusiker" denn als politischen Menschen wahrgenommen habe, würde ich ihn zweifelsfrei immer dem linken Spektrum zugeschrieben haben.

Und dann kam Corona - und eine für ihn (wie so viele Andere) prägende (wenn nicht gar traumatische) Erfahrung.

Ich war nicht dabei, stelle es mir (auch aufgrund seiner Berichte) ungefähr so vor: An einem schönen Tag im Sommer 2020 packte er ein paar Percussioninstrumente und vielleicht auch seine Gitarre zu seinen Kindern (fünf und sieben Jahre alt) ins Lastenrad und fuhr wohlgemut zu einer Demo auf den Rheinwiesen, wo gegen die (heute schon fast gnädig vergessenen/verdrängten) Corona-Maßnahmen protestiert werden sollte; dort sahen sie sich allerdings tief erschrocken von einem schwarz vermummten und martialisch-aggressiv auftretenden Häufchen von "Antifaschisten" bedrängt und eingeschüchtert, denn (was er sicherlich nicht wusste, auch wenn er es vielleicht hätte herausfinden können) manche dieser Anti-Corona-Demos wurden zum Teil AUCH von einschlägig bekannten Rechtsextremen besucht oder teilweise sogar mit organisiert.

Seitdem ist Hanno* (und nicht nur er; ich hoffe, er wird mir diese hochnäsige Beurteilung vergeben) politisch einigermaßen verwirrt, bezeichnet Linke (so auch mich) neuerdings als "Bellizisten" und "Brandmauernazis" und geht damit Einigen seiner alten Freunde und Bekannten (so auch mir) manchmal ganz gehörig auf den Zeiger.

Auch ich war allerdings schwer erstaunt (und ebenfalls verwirrt, enttäuscht und empört), als ich anno 2023 zu einer Kundgebung für Frieden auf der Kö in Düsseldorf kam, bei der Dieter Dehm von den Linken sprechen sollte, und dort ein kleines, aber sehr lautstarkes, vermummtes Grüppchen (zehn bis 20 Leute) einer selbsternannten "Kö-Antifa" vorfinden musste, das gegen die Friedensdemo pöbelte - weil (wie sich herausstellte und auch ich hätte herausfinden können, obwohl es mir in diesem Falle auch scheißegal war) unter den Teilnehmern und Veranstaltern sich auch solche aus der sogenannten "rechtsoffenen Querdenker-Szene" befanden; so auch Hanno* und seine Kollegas von der Trommelgruppe. Dieses unwürdige Schauspiel ("Antifa" diffamiert öffentlich Linke und Friedensmarschierer als Faschisten) wiederholt sich seitdem regelmäßig und hat auch schon zur Spaltung der Düsseldorfer Friedensbewegung geführt.

Natürlich bin ich sehr dafür, dass es Protest gegen und Störung von Nazi-Veranstaltungen gibt (auch wenn ich mit der Form zuweilen nicht ganz einverstanden bin) – aber gegen Corona-Maßnahmen waren nun mal auch jede Menge Leute, die das Vorgehen des Staates aus linken Positionen heraus als übergriffig ansahen und ablehnten; und nun auch noch gegen Pazifisten vorzugehen, nur weil sich AUCH die AfD und ähnliche rechte Arschlöcher (aus m.o.w. undurchsichtigen und natürlich sinistren Motiven) gegen Waffenlieferungen in die Ukraine aussprechen, finde ich superdämlich – und hochgefährlich, weil genau dadurch Leute, deren politisches Bewusstsein vielleicht nicht ganz so gefestigt ist, erst in die Arme von Rechtsextremen und/oder Schwurblern getrieben werden. Ich habe sogar den Verdacht, dass diese sogenannten Antifaschisten (oder "Impf-Faschos mit Post-Vac", wie sie manche möglicherweise nicht ganz unzutreffend schimpfen) vielleicht nicht nur nützliche Idioten, sondern sogar Beauftragte des Establishments sein könnten. (Oje, jetzt fange ich auch schon an...)

Daher noch einmal zum Mitschreiben und Rekapitulieren:
Die Verschwörung heißt Kapitalismus (und der Faschismus ist eben "nur" dessen extremste Form).

senf dazu


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