Länder nach Auslandsverschuldung (2006)
Bekanntlich leben wir im Kapitalismus (genauer gesagt: im Proprietarismus). Das bedeutet: Einige Wenige sind (relativ) reich, die Allermeisten dagegen sind (relativ) arm. Dies gilt sowohl für die Individuen innerhalb einer Gesellschaft bzw. eines Staates als auch für die einzelnen Staaten innerhalb der weltweiten Staatengemeinschaft.
Die Reichen (Personen wie Staaten) haben ihren Besitz in der Regel geerbt, wobei es bei der Aneignung und Anhäufung dieser Besitztümer in der Vergangenheit meist sehr ungerecht und gewalttätig zugegangen ist, wie schon ein kurzer Blick in die Geschichtsbücher zeigt.
Wenn Arme zu (mehr) Geld kommen wollen, müssen sie es sich von den Reicheren leihen; damit Reiche einen Anreiz haben, ihr Geld zu verleihen, nehmen sie dafür Zinsen (mit denen Höhe, so zumindest die Wirtschaftstheorie, sie das jeweilige "Ausfallrisiko" abdecken). Sollten die Schuldner (durch glückliche Investition) das geliehene Geld derart "vermehren", dass sie vom Gewinn ihre Schulden samt Zinsen zurückzahlen können, sind beide Seiten zufrieden, und die vormals Ärmeren können sogar zu den Reicheren aufsteigen. Sollten ihre Investitionen sich allerdings nicht rentieren (oder sollten sie das geliehene Geld einfach nur "für konsumtive Zwecke" ausgegeben haben, also z.B. Essen und Miete oder Klamotten und Elektroschnickschnack), dann bleibt ihnen in der Regel nur lebenslange Schuldknechtschaft - früher im ganz realen, heute im übertragenen Sinne: Sie zahlen Zinsen (und vielleicht Teiltilgungen), so lange sie leben, ohne jemals von ihren Schulden herunterzukommen.
Nun eine interessante Tatsache über sogenannte Staatsschulden: "Am 31. Dezember 2016 betrug die weltweite Auslandsverschuldung 75,15 Billionen US-Dollar (2009 = 61,95 Billionen US-Dollar)." (Quelle: Wikipedia) (Das waren also im Jahr 2016 - neuere Zahlen sind anscheinend nicht verfügbar - pro Kopf ca. 10.000 $; diese Summe dürfte sich seitdem eher erhöht haben.) Interessant daran ist vor allem die Tatsache, dass ALLE Staaten dieser Welt m.o.w. verschuldet sind; und bei wem? Bei den Reichen, sprich: Bei denjenigen (Unternehmen oder Einzelpersonen, wobei Unternehmen natürlich selbst wiederum m.o.w. einigen Einzelpersonen gehören), welche die Schuldverschreibungen besitzen. Reiche Staaten (wie Deutschland) müssen, um Schulden aufzunehmen, dabei weniger Zinsen akzeptieren als ärmere Staaten, so wie ja eben arme Leute kaum Kredit bekommen, und wenn, nur für grotesk hohe Zinsen.
Nun gibt es aber nicht nur finanzielle, sondern auch so etwas wie moralische Schuld(en); und in diesem Sinne schulden die Reichen uns Ärmeren (bzw., auf staatlicher Ebene, schulden wir reichen Staaten den ärmeren Staaten) Gerechtigkeit.
Dazu eine andere, nicht minder interessante Zahl: "Weltweit lag das BIP pro Kopf im Jahr 2022 bei 12.561 US-Dollar." (Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung)
Das sind pro Kopf über 1.000 $ Bruttoinlandsprodukt im Monat - also ungefähr so viel, wie ein Bürgergeldempfänger in Deutschland bekommt.
Würden wir also die immensen Schulden ("Am 31. Dezember 2016 betrug die weltweite Auslandsverschuldung 75,15 Billionen US-Dollar (2009 = 61,95 Billionen US-Dollar)"; Quelle: Wikipedia) vergesellschaften (oder, um es brutal auszudrücken, die Schuldentitel der Gläubiger enteignen und so das reichlich verzinste Ausfallrisiko realisieren), wäre nicht jeder von uns für den Gegenwert von fast einem Jahr seines Arbeitslebens verschuldet; und würden wir darüber hinaus den gesamten ungerechtfertigterweise privat angeeigneten und ererbten Besitz (Bodenschätze und Produktionsmittel) vergesellschaften, können wir alle zwar nicht "in Saus und Braus" (wie die heutigen Reichen) leben, doch immerhin mit einem gesicherten Grundeinkommen, in einer eigenen Wohnung mit fließend sauberem Wasser, ausreichend Nahrung und Kleidung, Heizung/Klimaanlage, Elektrizität und Internetanschluss - und dies überall auf der Welt.
Leider scheinen sich aber die allermeisten Menschen nicht vorstellen zu können, wie es wäre, als Gleicher unter Gleichen zu leben; was sie sich dagegen vorstellen können (und anstreben), ist es, reich zu werden (bzw. NOCH reicher zu werden), denn so bekommen wir es ja von klein auf eingetrichtert, und so leben wir eben (unter einem kleinen Firnis von "Zivilisation") nach dem (Un-)Recht des Stärkeren, in Konkurrenz statt Kooperation, im Krieg aller gegen alle...
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