Ente am Ende
Utøya Reloaded
Dienstag, 26. Juli 2011, 16:27

So, es waren jetzt doch "nur" 76 Menschen (bis jetzt), die Anders Behring Breivik (ihn zu schmähen und seinen Namen deutsch wie "Breifick" auszusprechen, wäre angesichts seiner Taten wohl etwas bzw. viel zu billig) ins Jenseits beförderte, und zwar offenbar nur als Mittel zum Zweck, um sein krudes (allerdings nach Freiherren- und "Liberalen"-Manier wohl großenteils abgekupfertes) Manifest "2083" (dessen Titel sich auf die Zweite Belagerung Wiens durch osmanische Truppen im Jahre 1683 beziehen dürfte) bekanntzumachen - eine wahrlich abseitige Art der Literaturpromotion, die sich hoffentlich nicht durchsetzen wird.
Derweil wird fleißig über seine Zurechnungsfähigkeit spekuliert - dabei dürfte feststehen, dass dieser selbsternannte "Tempelritter" seinen Kreuzzug zumindest seit Jahren akribisch geplant und vorbereitet hatte.
Welch widerwärtige Gedankenwelt sich in seinem über 1.500 Seiten umfassenden Konvolut offenbart, wird ja auch mittlerweile publik. Nun kann sich natürlich Keiner dagegen wehren, wenn so ein Drecksack sich in irgendwelchen Zusammenhängen von Einem inspiriert fühlt und/oder sich auf Einen bezieht, und so werden wohl weder Thomas Hobbes noch Immanuel Kant oder John Stuart Mill und schon gar nicht Franz Kafka (und noch nicht einmal Angela Merkel) dadurch zu "geistigen Brandstiftern", dass sie von ABB wohlwollend zitiert wurden. Einen sehr viel stärkeren Einfluss auf dessen (und leider nicht nur seine) paranoide Templer-Mentalität dürften aber Figuren gehabt haben, die seit Jahr und Tag mit dumpfestem Anti-Islamismus ihre politischen und publizistischen Süppchen kochen; Geert Wilders (PVV) und Heinz-Christian Strache (FPÖ), Thilo Sarrazin (immer noch SPD), Stefan Herre (auf dessen "PI-News" der Mob schon wieder nach Muselblut, s.u., giert) und Henryk M. Broder, der sich in seinem inzwischen auch schon nicht mehr besonders originellen Zynismus angesichts des Massakers nur Sorgen macht, woher er Ersatzteile für [s]einen Morris Traveller aus dem Jahre 1971 bekomme - gegen all diese "christlich-jüdisch-abendländischen" Fundamentalisten und ihre rechtspopulistischen und Hass auf Fremde und v.a. Muslime predigenden Gesinnungsgenossen quer durch Europa und auch in Nordamerika ("Tea-Party-Bewegung" u.v.a.), die sich jetzt natürlich mehr oder weniger glaubhaft distanzieren, gleichzeitig die Tat aber als Symptom einer "gefährlichen Überfremdung" für sich auszuschlachten versuchen, wirken klassische Nazis (etwa die Loser von der NPD) fast schon wie harmlose Trachtenvereine.

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senf dazu



orwel1984, 2011.07.26, 18:08
der kranke hat sich in seinem manifest auch mit dem agriff nato-s auf serbien 1999 beschäfftigt; er hat kontakte zu den serbischen blood and honour verein (inzwischen zum glück in serbien verboten) gehabt und im brüderkrieg anfang 90-er eine antiislamische serbische kriegsführungspolitik (srebrenica) gesehen.
diese phobien, allerdings stark unter den rechten bemerkbar, sprechen nur über die pubertäre haltung des betroffenen, der halt nur dazu fähig ist, seine identität auf unterschieden aufzubauen, anstatt die gemeinsamkeiten als lebensbereichernd zu sehen. da fehlt es bei rechtsradikalen an intelligenz und herz.

Hass und Paranoia gebären die seltsamsten Allianzen - so wie sich antisemitische Nazis plötzlich Pali-Tücher umhängen.
senf dazu
 
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