Ente am Ende
Meine Daten will doch sowieso keiner haben...
Freitag, 13. August 2010, 19:27

Vorweg folgendes: ich respektiere prinzipiell alle Bedenken um den Datenschutz und solidarisiere mich mit ihnen, war auch schon anno 1987 aktiv beim Volkszählungsboykott dabei und traue unserem Staat und generell der Obrigkeit grundsätzlich nicht über den Weg.
Andererseits bin ich aber auch der Meinung: Information muss fließen - mit dem Zusatz freilich: bei gleichem und gleich-berechtigtem Zugang für alle.
So habe ich z.B. eigentlich nichts gegen Videokameras im öffentlichen und/oder privaten Raum - so denn ihre Bilder frei zugänglich sind.
Drüben im übrigens sehr empfehlenswerten MAD-Blog des hochgeschätzten Kollegen nnier gibt es gerade einen Thread zur aktuellen Diskussion über Google Street View und Herrn Lobos Widerspruch-Widerspruch dazu - und meinen dortigen Beitrag möchte ich hier einfach auch noch mal zum Besten(?!?) geben:

Ich persönlich finde z.B. die Anwendungen "Google Maps" und "Google Earth" sehr erfreulich und habe bei letzterer auch schon fleißig gezoomt, um herauszufinden, was (oder wer?) denn da bei meiner Mutter im Garten oder bei meinem Kumpel auf dem Balkon herumsteht/sitzt/liegt, und mit genauso viel (wenn auch kurzem) Vergnügen würde ich wohl auch durch die "Google Street Views" surfen.

Die diesbezüglichen Befürchtungen empfinde ich als diffus und vermag sie nicht recht nachzuvollziehen. Es handelt sich ja nicht um eine permanente Videoüberwachung (die bleibt anderen Institutionen exklusiv vorbehalten, was ich viel eher problematisch finde), sondern um Momentaufnahmen - also was sollen Einbruchsplanende oder Stalkende davon haben? (Ganz abgesehen davon, dass es für Gestalkte sicherlich auch angenehmer wäre, wenn die sie Verfolgenden ihr unangemessenes Geschäft vom heimischen Rechner aus betrieben...)

Gut: dass es dem Einen oder Anderen peinlich sein könnte, z.B. beim Betreten eines Bordells oder einer anderen ihm (von wem und warum auch immer) ankreidbaren Tätigkeit verewigt zu werden, ist verständlich - aber da soll ja angeblich Vorsorge getroffen werden.

Teilen kann ich allenfalls das Unbehagen, dass solche "Dienste" ohne vorherige öffentliche Debatte und vor allem von privatwirtschaftlichen Organisationen einfach in den virtuellen Raum gestellt werden - aber das ist m.E. ein anderes, grundsätzlicheres Problem.

senf dazu



uwe sak, 2010.08.15, 11:27
Ich stimme Dir zu, dass viele Daten, die nur den Behörden oder zahlenden Kunden, meist profitorientierten juristischen Personen, zugänglich sind, in aller Regel der gesamten Gesellschaft zugänglich sein müßten.
Allerdings: Ich habe schon was dagegen, dass von mir Momentaufnahmen ungefragt ins Netz gestellt werden (auch und gerade dann wenn das Alle sehen können).
Und ja, ich habe was zu verbergen. Denn selbst wenn etwas weder strafbar noch unmoralisch ist, so gibt es bei mir ein Bedürfnis, selbst zu entscheiden, was an die Öffentlichkeit kommt und was nicht.
Was mir allerdings aufstößt: Wenn z.B. ein gewisser Guido sein Haus vor Google öffentlichkeitswirksam verstecken will. Ausgerechnet jemand, der alles für die "unternehmerische Freiheit" tut, also geradezu dazu beiträgt, das alles und jedes ausgeschnüffelt wird.

Er hat etwas zu verbergen? Verbrennt ihn!
senf dazu
 
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