Ente am Ende
Traum eines lächerlichen Menschen
Donnerstag, 12. Juli 2012, 03:37

Wie schön wäre es, in einer Welt zu leben, in der alle Leute erst einmal gemeinsam ermitteln würden, was sie brauchen, z.B. indem jeder seinen Einkaufszettel ins Internet eingäbe. Die Ware könnte man dann nach Lieferung (z.B. am nächsten Tag) im Supermarkt seiner Wahl abholen. Es würde nur das produziert und geliefert, was auch nachgefragt wurde, und Engpässe wären ebenso unwahrscheinlich wie Überproduktionen und haufenweise weggeschmissene Lebensmittel, wie sie heute üblich sind. Waren und oder Dienstleistungen wären so günstig wie möglich, weil es keine Konkurrenz zwischen verschiedenen Marken und Konzernen gäbe und keine Veranlassung für nervtötende und teure Konsumpropaganda (sprich: Werbung). Die zur Bereitstellung notwendige Arbeit würde ebenfalls ermittelt und dann möglichst gerecht (heißt: ohne Zwang, durch positiven Anreiz) jeweils neu unter den Leute aufgeteilt, wobei viel, schwere und unangenehme Arbeit mehr Geld (Tauschwert) pro Stunde brächte als wenig, einfache oder gar angenehme Tätigkeiten, ebenso wie aufwendig und teuer zu beschaffende Waren mehr Geld (Tauschpunkte) kosten müssten als günstige Massenware. Handelsspannen, Kredite und all der kapitalistische Überbau wären überflüssig, weil in einer solchen Gesellschaft nach Bedarf produziert und nach Notwendigkeit mit- und füreinander gearbeitet würde. Es wäre eine Art permanente Planwirtschaft, die aber nach dem System einer Börse – für Waren und Arbeit – streng nach Angebot und Nachfrage funktionieren würde.

Eine solche Organisation der menschlichen Grundbedürfnisse – Ernährung, Wohnung, Haushalt – erforderte freilich eine echt demokratische (nach dem – in einer Art permanentem Plebiszit über alle anliegenden Entscheidungen – ständig zu ermittelnden jeweiligen Mehrheitswillen ausgerichtete) Selbst-Regierungsform, und zwar angesichts der „globalisierten Wirtschaft“ weltweit. Berufspolitiker, Lobbyisten und obszön Reiche und Mächtige (schätzungsweise ein Prozent der Bevölkerung) wären in einer solchen Gesellschaft als politische Klasse nicht denkbar und müssten auf ihre bisherigen Privilegien verzichten (sprich: entmachtet und enteignet werden). Machtmissbrauch und Ausbeutung würden der Vergangenheit angehören. Die Menschheit könnte jenseits von Zäunen, Grenzen und Gewaltpotentialen, die heute dazu dienen, die Großgrundbesitzer vor den Hungernden zu schützen, gemeinsam andere lebensbedrohliche Probleme (Überbevölkerung, Energieverschwendung, Umweltverschmutzung usw.) zu lösen versuchen.

senf dazu



conma, 2012.07.12, 10:05
... aber mal ehrlich, würde es da so nützliche Dinge wie ein i-Phone geben?

Aber warum denn nicht?
Es wäre dann wahrscheinlich wesentlich günstiger (ohne Werbung), aber auf jeden Fall ethisch vertretbar (da ohne Ausbeutung hergestellt).

Naja, eigentlich hätte vorher niemand das Bedürfnis danach verspürt.

Hallo Comma,

Dein Einwand ist sicherlich berechtigt. So sehr ich dem Autor beipflichte (außer bei Volksabstimmungen, da bin ich eher skeptisch, da wünsche ich mit einige Sicherungen), so ist das Konzept natürlich weiter auszuarbeiten.
Erst mal muß es eine Kommunalisierung geben, die Verhältnisse in Düsseldorf oder in Buxtehude können ganz unterschiedlich sein. Und auch Wissenschaft, Forschung, ja sogar Relegion, Kunst, Kultur müßten anders geregelt werden als heute. Das heißt also, es gäbe weiterhin Forschung, nur das eine breitere Öffentlichkeit entstehen würde.
Aber ich halte dieses Konzept für sinnvoll, der Einwand der jtzt kommen muß (geht doch garnicht) ist des öfteren schon widerlegt worden.
Siehe Mitbestimmung in den Betrieben, selbstverwaltende Firmen oder die Sozialversicherungen.

Natürlich muss die gleichberechtigte Mitbestimmung auf allen Ebenen gewährleistet sein - von der Hausgemeinschaft über kommunale, regionale und "nationale" Instanzen bis hin zur globalen Ebene.

Und irgendein nutzloser Quatsch, den niemand braucht und der heute nur per gigantischen Reklamekampagnen an den Mann, die Frau und das Kind gebracht wird, würde dann wohl auch nicht mehr produziert.

Übrigens: Dass sich bei manchen Diskussionen und Entscheidungen nur wenige Leute auskennen oder interessieren, liegt ja in der Natur der Sache. Aber immer noch besser, ein paar Experten stimmen über spezielle Fragen ab (deren Entscheidung, falls sie sich als falsch herausstellt, schnell wieder revidiert werden könnte), als dass ein noch geringerer Prozentsatz der Bevölkerung die Entscheidungen fällt, dessen Hauptkompetenz und -interesse darin besteht, in Parlamente gewählt und dort von Lobbyisten umworben zu werden.

So was wie ein iPhone würde es wohl auch geben, also ein tragbares Gerät, mit dem man Daten verschiedener elektronischer Medien empfangen und übertragen könnte. Die Leute würden sich aber genau überlegen, ob sie es wirklich brauchen und sie würden sich wohl nicht stundenlang auf der Straße verklärten Blickes die Füße platt stehen, um so schnell wie möglich an das neue Spielzeug zu kommen.

Unser "fiktives Gerät" wäre nämlich das eben nicht, sondern einfach nur ein nützliches Utensil.
senf dazu
 
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