Ente am Ende
Die Schere des Zensors schneidet oft da,
wo wir es am wenigsten erwarten...
Mittwoch, 18. Juli 2012, 15:33

Başak Şahin Duman (und nicht "Basak Sahin Duman", wie leider meist falsch geschrieben wird, auch von ihren Sympathisant_innen) ist eine ehemalige türkische Studentenführerin, die mit einem Deutschen verheiratet ist und seit Jahren in Berlin lebt, kürzlich aber (im Urlaub?) in Zagreb festgenommen wurde und jetzt an die türkische Justiz ausgeliefert werden könnte, von der sie in Abwesenheit bereits zu siebeneinhalb Jahren Haft verurteilt wurde.
Aus diesem Anlass fand gestern u.a. vor dem kroatischen Konsulat in Düsseldorf eine kleine Demo statt, in der gegen die drohende Abschiebung durch Kroatien und gegen die Folterpraktiken in der Türkei protestiert wurde.
Ich war auch kurz zugegen und teilte dem Mann am Megaphon mit, dass ich es für etwas unglücklich hielte, als Deutsche in Deutschland gegen Kroaten und Türken zu demonstrieren, weil das bei manchen Passanten schnell einen falschen Eindruck hinterlassen könnte, und dass doch lieber vor den deutschen Behörden (z.B der Bürgermeisterei in Berlin oder dem Auswärtigen Amt) Aktionen stattfinden sollten, um diese Stellen dazu zu bewegen, internationalen Druck auszuüben und zu verhindern, dass eine alteingesessene Berlinerin aufgrund eines juristisch fragwürdigen bis inakzeptablen Verfahrens abgeschoben und eingesperrt würde.
Diesen Gedanken habe ich auch - inzwischen zweimal - in dem Blog Free Basak (in dem der Name unverständlicherweise auch immer falsch geschrieben wird) als kritisch-konstruktiven Kommentar gepostet, wo er offenbar beide Male nach Prüfung sang- und klanglos gelöscht wurde.
Derlei kleinliche Zensur hätte ich dort nun wahrlich nicht erwartet - und Frau Şahin Duman sicherlich intelligentere Unterstützung verdient.

senf dazu



txxx666, 2012.08.10, 23:21

Inzwischen ist Başak Şahin Duman wieder frei, und ich leiste Abbitte (auch wenn die Kommentarfunktion nicht wirklich deaktiviert war und ist, anders als unten behauptet) und gebe hier die soeben erhaltene Mail vom Admin(?) der freebasak-Seite wieder:

Mit etwas verwunderung haben wir ihre Kommentare auf der Basak-Seite zur Kenntnis genommen. Wie ihnen durchaus hätte auffallen koennen ist die Kommentar-Funktion auf der Basak-Seite grundsaetzlich deaktiviert. Das heisst ausser sogenannten "Pingbacks" erscheinen dort ueberhaupt keine Kommentare. Wir haben ihren Beitrag nicht geloescht, sondern haben ihn erst jetzt zur Kenntnis nehmen koennen. Da alle Kommentare nur fuer den Admin der Seite sichtbar sind. Die Kommentarfunktion ist deaktiviert, wie bei den meisten linken Webseiten, nicht weil wir grundsaetzlich gegen das Recht auf freie Meinungsauesserung sind sondern weil es etwas nervig ist pausenlos die Seite zu ueberwachung um Nazi-Kommentare zu loeschen.

Zum Inhalt. Basak ist keine deutsche Staatsbuergerin, sondern tuerkische. Natuerlich wurde z.b. ueber die Linkspartei im deutschen Bundestag auch auf die deutschen Behoerden Druck ausgeuebt. Jedoch ist die Sache rein juristisch angelegenheit der Republik Kroatien gewesen. Insofern war der Protest dort schon richtig. Zu der Kundgebung in Duesseldorf koennen wir nichts sagen, wir waren nicht dort. Organisiert wurde sie jedoch von der ueberwiegend tuerkisch gepraegten linken Gruppe "Young Struggle" und der "konfoederation der unterdrueckten Migranten in Europa" (Aveg Kon). Leider interessiert sich die deutschsprachige Linke naemlich nicht sonderlich fuer Repression gegen tuerkische und kurdische Genoss_innen, insofern waeren wir froh gewesen wen sich an den Protesten mehr deutschsprachige Linke beteiligt haetten. In anderen Staedten waren es meistens nur kurdische und tuerkische Freunde die sich fuer Basak eingesetzt haben. Wenn es in Duesseldorf anders war finden wir das eher erfreulich.

Grundsaetzlich sehen wir uns jedoch als internationalistische Linke und "ordnen" die Menschen ungern nach etnischer Zuordnung. Nach ihrer Definition koennten wir ja auch nicht mehr vor der us-amerikanischen Botschaft fuer die Freiheit fuer Mumia-Abu Jamal protestieren und Linke die zufaelligerweise einen "deutschen" Hintergrund haben duerften aufgrund ihrer Herkunft nicht gegen Krieg und Unterdrueckung in anderen Laendern protestieren. Natuerlich sehen auch wir uns Karl Liebknechts Losung "Der Hauptfeind steht im eigenen Land" verpflichtet, aber finden das sie etwas uebertrieben haben.

mit freundlichen Gruessen
Tek Yol Devrim

senf dazu
 
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