Schön, wenn sich für die eigene Minderheitenmeinung ein respektabler Vorläufer und Kronzeuge findet - so wie mir gerade der olle Oldenburger Existenzphilosoph Karl Jaspers, der schon 1931 so schön schrieb:
Es gibt nicht die eine Masse aller Menschen, sondern verschiedene sich bildende und vergehende Massen. Doch diese Massen sind wandelbar, unter sich verschieden, jeweils Erscheinung einer bestimmten Substanz menschlichen Daseins. (...) Wenn sie auch meistens dümmer und roher als jeder Einzelne aussehen, so können sie auch einmal klüger und tiefer als jeder Einzelne zu wirken scheinen.
Karl Jaspers: Die geistige Situation der Zeit, Berlin & New York 1931; S. 36
Und einen Weltkrieg später, 1966:
Demokratie heißt Selbsterziehung und Information des Volkes. Es lernt nachdenken. Es weiß, was geschieht. Es urteilt. Die Demokratie befördert ständig den Prozeß der Aufklärung.
Parteienoligarchie dagegen heißt: Verachtung des Volkes. Sie neigt dazu, dem Volke Informationen vorzuenthalten. Man will es lieber dumm sein lassen. Das Volk braucht auch die Ziele, die die Oligarchie jeweils sich setzt, wenn sie überhaupt solche hat, nicht zu kennen. Man kann ihm statt dessen erregende Phrasen, allgemeine Redensarten, pompöse Moralforderungen und dergleichen vorsetzen.
Karl Jaspers: Wohin treibt die Bundesrepublik?, in: Spiegel 17/1966
Ich vermute fast, der ehrenwerte alte Herr hätte heutzutage auch das Konzept des Permanenten Plebiszits propagiert...
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Durch Zufall bin ich auf einen modernen Fachausdruck gestoßen, der mein derzeitiges Dasein - fernab meiner einstigen innerstädtischen Wirkungsstätten - ziemlich gut beschreibt:
Als Hikikomori (jap. ひきこもり, 引き籠もり oder 引き篭り, „sich einschließen; gesellschaftlicher Rückzug“) werden in Japan Menschen bezeichnet, die sich freiwillig in ihrer Wohnung oder ihrem Zimmer einschließen und den Kontakt zur Gesellschaft auf ein Minimum reduzieren.
Allerdings habe ich - im Gegensatz zu den ganz klassisch-traurigen Fällen - immerhin noch einen feinen, nach Süden in einen Garten gehenden Balkon.
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Das eigentlich Katastrophale am Merkelschen Umgang mit der sog. "Böhmermann-Affäre" ist ja weniger ihr (voraussichtlich geringer) Einfluss auf die hiesige Meinungsfreiheit, sondern auf die in der Türkei selber, wie Yasemin Ergin in einem Artikel in der FASZ (17. April 2017, S.7; nicht online) ausführt: in der türkischen Öffentlichkeit werde sich der Eindruck festsetzen, dass man auch in Deutschland für Präsidentenbeleidigung ins Gefängnis kommen könne, und das ist natürlich Wasser auf die Mühlen des äußerst klagefreudigen Präsidenten Erdoğan* und der türkischen Gerichte, welche, wie zu hören ist, im Gegensatz zu den sprichwörtlichen deutschen Justizmühlen weniger langsam, aber um so gründlicher mahlen...
* Erdoğan bedeutet übrigens "zum Soldaten geboren"
Und natürlich gilt weiterhin: Solidarität mit Böhmi!
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Jan Böhmermann (#FreeBoehmi) hat's in seiner vorerst(?) letzten Sendung schon hinreichend hinreißend klargestellt: der neue und überall wie sauer Bier beworbene Online-Shop "Barefoot Living" (wird hier nicht auch noch verlinkt), in dem Til Schweiger sich nicht entblödet, seine angeblich auch privat bevorzugten Anziehsachen, Küchenmöbel und Bettwäschen für sauteuer verticken zu wollen (z.B. ein "Brotzeitbrettl", dass anderswo keine fünf Öre kostet, für 28,90 €), ist natürlich um Längen schlechter als das überzeugende Angebot von BÖHMER WOHNEN - aus dem Sortiment:
Putzschwamm 'Pina Maria'
Aktionspreis: 60€
Hornhauthobel 'Guildo'
Aktionspreis: 120€
Schuheinlage 'Walking Dad'
Aktionspreis: 239€
und natürlich noch viele andere aufregende Lifestyle-Accessoires mehr - worauf warten wir noch?
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GESCHIEDENE LEUTE / VERLORENE EIER
Ein Abgesang auf die "Liebe"
der ist jetzt nur noch Ex-Mann;
dies Schicksal ist schon schwer.
Ich war gleich zweimal Mann;
bin beiderseits entmannt
und habe keine Lust mehr.
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Solidarität mit Böhmi!
Solange er noch auf freiem Fuß wandeln kann und bevor alle seine Beiträge der Zensur* zum Opfer fallen, empfehle ich die oft erheiternden (und manchmal auch sehr tiefsinnigen) allsonntäglichen Hörfunksendungen von Jan Böhmermann (im Verein und Gespräch mit Olli Schulz) unter dem schönen Namen Sanft & Sorgfältig - und natürlich die Unterzeichnung der Petition Freiheit für Böhmermann!
* Und hier zu Dokumentationszwecken die Abschrift des (vom Delinquenten - siehe hier - eindeutig als Beispiel für nicht statthafte und strafbare Schmähkritik angekündigten) inkriminierten und immer wieder gelöschten Gedichts:
Sackdoof, feige und verklemmt
ist Erdoğan, der Präsident.
Sein Gelöt stinkt schlimm nach Döner;
selbst ein Schweinefurz riecht schöner.
Er ist der Mann, der Mädchen schlägt
und dabei Gummimasken trägt.
Am liebsten mag er Ziegen ficken
und Minderheiten unterdrücken,
Kurden treten, Christen hauen
und dabei Kinderpornos schauen;
und selbst abends heißt’s statt schlafen:
Fellatio mit hundert Schafen.
Ja: Erdoğan ist voll und ganz
ein Präsident mit kleinem Schwanz.
Jeden Türken hört man flöten:
"Die dumme Sau hat Schrumpelklöten!"
Von Ankara bis Istanbul
weiß jeder: dieser Mann ist schwul,
pervers, verlaust und zoophil:
Recep Fritzl Priklopil.
Sein Kopf so leer wie seine Eier,
der Star auf jeder Gangbang-Feier,
bis der Schwanz beim Pinkeln brennt:
das ist Recep Erdoğan, der türkische Präsident.
Das hätte wohl auch so in der TITANIC stehen können...
Ob ich jetzt wohl auch Morddrohungen von türkischen Rechtsradikalen (Bozkurtçular bzw. "Graue Wölfe") kriege? Die benehmen sich ja schon fast genauso gemeingefährlich wie PEGIDA...
Oder man steckt mich mit Böhmi und Konsorten zusammen in so einen Horrorknast wie in Midnight Express...?
... dann doch lieber BÖHMER WOHNEN!!!
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Heute vor 45 Jahren, am 29. März 1971, wurde Charles Manson wegen der Anstiftung zu acht oder neun Morden zum Tod in der Gaskammer verurteilt; das Urteil wurde 1972, nachdem der Oberste Gerichtshof von Kalifornien die Todesstrafe für verfassungswidrig erklärt hatte (1978 widerrufen), in lebenslange Haftstrafe umgewandelt. Er sitzt bis heute; die nächste Anhörung über ein Bewährungsgesuch findet frühestens 2027 statt.
Am selben Tag wurde William Calley, verantwortlicher US-Offizier für das Massaker von Mỹ Lai, dem über 500 Dorfbewohner, darunter zahlreiche Kinder, Frauen und Greise, zum Opfer fielen, der vorsätzlichen Tötung von 22 Zivilisten schuldig gesprochen und zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt, die aber schon am darauffolgenden Tag von Präsident Richard Nixon in Hausarrest umgewandelt wurde; 1974 wurde er endgültig begnadigt, arbeitete bis 2005 als Manager eines Juweliergeschäfts und schrieb eine Biographie, die auf Deutsch unter dem Titel Ich war gern in Vietnam im Fischer Verlag erschienen ist. Im August 2009 soll er sich für seine Taten entschuldigt haben.
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Mt 5:43-47:
Ihr habt gehört, dass gesagt ist: »Du sollst deinen Nächsten lieben« und deinen Feind hassen.
Ich aber sage euch: Liebet eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen,
damit ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel. Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.
Denn wenn ihr liebt, die euch lieben, was werdet ihr für Lohn haben? Tun nicht dasselbe auch die Zöllner?
Und wenn ihr nur zu euren Brüdern freundlich seid, was tut ihr Besonderes?
(... und nicht vergessen: Jesus war Kommunist!)
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Zur allgemeinen Erbauung hier und heute vom unvergleichlichen (und vor drei Wochen 78 gewordenen) F. W. Bernstein, Veteran der legendären pardon und Mitbegründer der unverzichtbaren Titanic, ein feines Poem, dem bereits der große Robert Gernhardt † prophezeite, es werde in die deutsche Lyrikgeschichte eingehen...:
Schaut Euch nur die Wachtel an!
Trippelt aus dem dunklen Tann;
tut grad so, als sei sie wer.
Wachtel Wachtel täuscht sich sehr.
Wär sie hunderttausend Russen,
hätt den Vatikan zerschussen
und vom Papst befreit – ja dann:
Wachtel Wachtel Dschingis Khan!
Doch die Wachtel ist nur friedlich,
rundlich und unendlich niedlich;
sie erweckt nur Sympathie.
Weltmacht Wachtel wird sie nie!
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Was machen und hören eigentlich die Leute von der AfD für Musik?
Offenbar nicht so viel und nicht so gern - aber wenn, dann muss sie deutsch sein: eine Quote für deutsche Musik im öffentlich-rechtlichen Rundfunk forderte die Partei (laut Lügenpresse), und "Happy Birthday" mag die Parteivorsitzende nicht; deutschsingende linke Bands wie Feine Sahne Fischfilet, Slime und Die Goldenen Zitronen sollen es aber gefälligst auch nicht sein.
Die AfD in Thüringen hat Paul van Dyks Song "Wir sind wir" auf ihren Kundgebungen genutzt, was ihnen der DJ dann per Unterlassungsaufforderung untersagt hat; und der Spitzenkandidat in Rheinland-Pfalz (12,6%), Uwe Junge, gab zu Protokoll, seine Lieblingsmusik sei (Überraschung:) Das Lied der Deutschen, dazu noch Peter Maffay "Über sieben Brücken musst Du gehen" (eigentlich von der DDR-Band Karat) und Udo Jürgens "Ich war noch niemals in New York" (wozu auch?). Und der Pegida-Zampano und AfD-Sympathisant Lutz Bachmann ist Fan von Helene Fischer.
Viel mehr ließ sich auf die Schnelle nicht herausfinden - aber die Vorliebe für deutschtümelndes und schlagereskes Liedgut überrascht natürlich nicht. Insgeheim dürften bei Vielen auch so manche harte Fascho-Rock-Bands zum Repertoire zählen; ansonsten aber lässt sich vermuten, dass der "Volksmund" (s. Überschrift) hier (ausnahmsweise) recht hat: Musik ist generell eine grenzensprengende und verbindende Macht, die eher schlecht zu Abschottung und Fremdenfeindlichkeit passt.
AfDler sind wohl eher diejenigen, die immer gleich die Polizei rufen, wenn irgendwo nach 22 Uhr noch ein wenig Mucke ertönt...
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Ich weiß zwar nicht, wer oder was hinter der "AfD Armee Fraktion" (AAF) steckt, die u.a. an HO Henkel und andere Ex-Mit(= jetzt Ohne?)glieder Drohbriefe (s.o.) verschickt haben soll - verwirrte Rechte, verpeilte Linke oder Nonsens-Guerrilleros - aber ein passendes Logo (mit PEGIDA™-Galgen) hätte ich schon mal gefunden:
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Mörike revisited:
Frühling lässt braun-blaue Fahnen
vielfach flattern durch die Gassen;
Menschen wollen wieder hassen,
streifen auf der Spur der Ahnen...
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"Macht macht korrupt", heißt es so schön eingänglich – und natürlich bis Du gegen die Versuchungen der Macht gefeit.
Aber denken wir uns den unwahrscheinlichen Fall, Dir würde absolute Machtfülle angetragen – würdest Du dieses Angebot ausschlagen, eingedenk dessen, dass Du diese Macht nicht nur zum eigenen Vorteil, sondern auch durchaus zum Guten einsetzen könntest, also z.B. um Gerechtigkeit und Frieden auf Erden herbeizuführen (und dabei unliebsame Widersacher und Störenfriede in ihre Grenzen zu weisen) ...?
Ich bekenne: ich würde dieser Versuchung wohl nicht widerstehen – und ich bin fest davon überzeugt, dass dies auch kein anderer Mensch wirklich ehrlich von sich behaupten könnte.
Und genau deshalb meine ich, dass Macht nicht konzentriert, sondern stets auf so viele Köpfe und Hände wie möglich verteilt werden sollte; und genau das wäre dann eben echte, direkte, permanent plebiszitäre Demokratie.
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Und nochmal Sloterdijk: Im Feuilleton der aktuellen ZEIT (Nr. 11 vom 3. März 2016, S. 39f; nicht online) antwortet er unter der Überschrift "Primitive Reflexe" auf die Kritik, die ihm für seine Auslassungen im Cicero vor gut einem Monat (auch meinerseits) entgegenschlug.
Darin ergeht er sich zunächst höchst akademisch (um nicht zu schreiben: langatmig) über "kontrollierte Experimente", die sich angeblich die Sozial- und Politikwissenschaften unrealistischerweise herbeiwünschten, und über "bedingte Reflexe".
Hierzu ein m.E. für seine Diktion typisches Zitat:
"Vergessen wir für einen Moment, was die meisten ohnehin nicht wussten: dass Pawlow einer der größten Tierquäler der Menschheitsgeschichte war."
Da haben wir Sloterdijk, wie ich ihn mittlerweile kennen und geringschätzen gelernt habe: Einerseits der Dünkel des Besserwissers, andererseits die Anbiederei an "Volkes Stimme": Sowjetforscher Pawlow als GröTAZ - fehlt eigentlich nur noch die Forderung "Todesstrafe für Kinderschänder Tierquäler!"...
Weiterhin beklagt er die "Enthemmung des Primitiven" (womit er v.a. seine Kritiker meint) und (sogar zu recht, wie ich finde) "das menschliche Bedürfnis, recht gehabt zu haben und zu behalten", nur um einige Zeilen später über Richard David Precht zu schreiben, dieser sei ein "kleiner Kläffer", "ein Philosophie-Journalist aus der Narren-Hochburg Köln, der offensichtlich immer noch nicht weiß, wer und wie viele er ist."
Es folgen eine (in ihrer Larmoyanz eher lachhafte) Selbstzuschreibung zum "Linkskonservativismus" (was auch immer das sein sollte) sowie die wenig glaubhafte Distanzierung von "irrwitzigen AfD-Positionen", um dann eine "Übergangsfigur wie Frau Merkel" den "profilstarken Heroen" Otto von Bismarck(!) und Napoleon(!!) gegenüberzustellen und die "Überrollung" durch "fünf Millionen Asylanten im Land" heraufzubeschwören; und wer bis dahin noch daran gezweifelt haben sollte, dass bei diesem Philosophen-Darsteller eine ganz dicke nationale Schraube locker ist, sollte spätestens jetzt eines Schlechteren belehrt worden sein.
Eine lesenswerte Rezension seiner jüngsten Torheiten findet sich - ausgerechnet - in der WELT.
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➥ Zur Petition Weiterentwicklung: Demokratie
➥ Das Prinzip Permanentes Plebiszit
We were all just hanging around waiting to die and meanwhile doing little things to fill the space.
Charles Bukowski