Ente am Ende
Rausch und (R)Evolution
Montag, 16. Dezember 2013, 20:54

Prognose: das Thema "Komasaufen" wird medial gerade so hochgekocht, weil demnächst strengere Gesetze (wie schon gegen das Tabakrauchen und seit jeher gegen Kiffen u.a.) sowie immense Teuerungen auf uns zukommen.

Diagnose: Natürlich sollen solche Verbote nicht vorrangig die Volksgesundheit verbessern (obwohl auch das im Sinne der Verwertbarkeit natürlich ein erwünschter Aspekt ist) - sie dienen vielmehr vor allem der Disziplinierung. Und so wird nicht nur erprobt, was sich die Leute noch alles vorschreiben bzw. untersagen lassen; mit der Stigmatisierung (noch legaler) Drogen wird auch die Regierbarkeit der Bevölkerung "verbessert", denn bekanntlich entstehen subversive Gedanken und Anstöße meist nicht in Fitnessclubs, sondern eher in rauchverhangener und durch geistige Getränke beschwingter Gesellschaft...

Wird sich an dieser fortschreitenden prohibitiven Unkultur nun entschiedener Widerstand entzünden? Oder werden wir erst erzwungermaßen nüchtern die Diktatur des Kapitals überwinden und in eine menschenwürdige, nach dem Prinzip der Gleichberechtigung organisierte und damit sicherlich maximal tolerante Gemeinschaft überführen können? Oder werden Bier und Zigaretten demnächst nur noch in dunklen Ecken und miserabler Qualität zu absurden Wucherpreisen erhältlich sein, wie jetzt schon (unnötigerweise und mit desaströsen Folgen) Heroin?

Hoffen wir das Beste, machen wir das Mögliche und rechnen wir mit dem Schlimmsten - नमस्ते

senf dazu



cut, 2013.12.17, 00:11
Schwieriges Thema. Habe da keine abschließende Meinung zu. Die Verbindung von Rausch und Revolution sehe ich aber nicht. Im Gegenteil. Wer drauf ist, auf was auch immer, ist ja meist nicht mehr sonderlich geistreich unterwegs. Krakeelt vielleicht noch rum und schlägt zu. Aber mit der Tendenz in eine Richtung ohne Sinn und Verstand.

Ich würde sagen: nicht jeder Rausch ist Transzendenz (und allzu oft das Gegenteil), aber alle Transzendenz ist Rausch (ob mit oder ohne auslösende Substanzen)...
Und für historisch (bzw. aus privater Erfahrung) erwiesen halte ich es, dass unorthodoxe Ideen (darunter natürlich auch und vor allem viel Quatsch und manchmal sogar gefährlicher Unfug, aber auch so mancher Geistesblitz) am Ehesten in zungenlösender Atmosphäre, also etwa in Kneipen oder Rauchsalons, ausgesponnen und weitergegeben werden.
Bei der eigentlichen (R)Evolution empfiehlt es sich dann freilich, einen Klaren im Kopf klaren Kopf zu haben ; )

Die hierige Drogenpolitik empfand ich schon sehr lange als sehr fragwürdig - nicht gerade angetan dazu, verantwortungsvollen Umgang mit bestimmten Substanzen zu lernen, noch dazu mit Gesundheitsgefahren, von denen ich behaupte, dass sie in dieser Form nur durch Illegalität entstehen können - sprich Gewinnmaximierung durch hirnloses Aufpanschen mit fragwürdigen und mehr als ungesunden Inhalten auf Kosten der Konsumenten. - Ich meine ja auch, dass die meisten Probleme von Konsumenten erst durch die gesellschaftliche Stigmatisierung des Konsums (bestimmter) Drogen entstehen und in der Folge viele soziale Probleme auftauchen, die in dieser Form gar nicht entstünden, wenn die Politik mal auf die Mündigkeit und Selbstverantwortung der Bürger vertrauen würde. Von der Förderung der Kriminalität, die damit verbunden ist, mal gar nicht zu reden. Die Unterteilung in legale und illegale Drogen kommt mir auch sehr willkürlich vor. - Obige Idee dürfte wohl eine logische Konsequenz dieser Willkür sein.

Wobei ich gestern Abend einen interessanten Vortrag meines Verlobten vernehmen konnte, demzufolge er die Ansicht vertritt, dass Komasaufen und Co. keine neuerlichen Erscheinungen sind, sondern durch den insgesamt vor allem in der Jugend gesunkenen Drogenkonsum medial nur umso stärker auffallen und aufgeputscht werden. (Wie sagte er? Die Hochzeit der Drogen war zur Jugendzeit der Christiane F.? - Vor meiner Zeit, jedenfalls...)

Zustimmen muss ich aber entschieden bei Ihrer Einschätzung in puncto Kneipen und Co. Ist ja auch ganz logisch: Kneipen, Gasthäuser und Co. waren seit jeher Treffpunkte der Gemeinschaft, in denen Alltag und Co. eine Weile "außen vor" bleiben konnten und viele verschiedene Charaktere zusammentrafen. Ist ja klar, dass dann die eine oder andere geistreiche Idee hervorgeht.

Ich würde sagen: wir verstehen uns : )
Und wann gehen wir darauf mal einen heben?
senf dazu
 
 schon 1175 x druppjeklickt

Zur Petition Weiterentwicklung: Demokratie
Das Prinzip Permanentes Plebiszit

We were all just hanging around waiting to die and meanwhile doing little things to fill the space.
Charles Bukowski