Ente am Ende
It’s the End of the World as We Know It (And I Feel Fine)
Montag, 8. Dezember 2008, 10:53

up-side downWenigstens etwas: die Süddeutsche Zeitung widmet ihr aktuelles Magazin der Finanzkrise ("Umdenken!") und enthält u.a. einen eher gelungenen Artikel von Christian Nürnberger (lustigerweise verehelicht mit der Nachrichtentante Petra Gerster, deren Bruder Florian wiederum dem Arbeitgeberverband Neue Brief- und Zustelldienste präsidiert), in dem es u.a. so schön heißt:
Michel interessiert das nicht besonders. Fortschritt ist für ihn, wenn er nach 25 Prozent Rendite auf 30 kommt. Nie fragt er, auf welch krummen Menschenrücken in asiatischen Galeeren solche Renditen zustande kommen, wie jung die Kinderhände sind, die Michels Reibach erarbeiten, wie viel Umwelt durch das globale Produzieren und Schachern um den letzten Cent verbraucht wird, wie viel krankmachender Druck auf Mitarbeiter ausgeübt wird, um die kurzfristigen, von Aktionären gesetzten Ziele zu erreichen, und wie teuer uns die Geiz-ist-geil-Mentalität zu stehen kommt.
Auch der Rest des Heftes ist ähnlich kapitalismuskritisch kapitalismusskeptisch und m.o.w. lesenswert. Nur irgendwie stören die prominent auf den ersten und letzten Seiten platzierten Reklamen von Prada, Bulgari sowie Dolce & Gabbana - und natürlich die absolut beknackte Rubrik "Stil leben", in der dreisterweise und völlig bezugslos zum restlichen Heft auf fünf Seiten sündteure Luxusuhren angepriesen werden...

senf dazu



orwel1984, 2008.12.08, 19:03
Zoolander von Stiller anschauen, und reichlich die apstruze doppelmoral geniessen...einfach ein blick auf die internet-bildhübschy-promi-werbung werfen: werben für kinder im not oder welche rote nase besser glänzt, wie auch immer; Clooney mal wieder spendengelder (rekord!) gesammelt...
wir nehmen euch alles, und geben ein stück zurück (profitabel ist unter 1%), aber auch nur unter einer bedienung: die spenden müssen auch unter dem protektorat der profitbibel was beissfestes bringen...wie mehr zeit die dummheit bekommt...frohe zukunft, liebe sklaven!

also soo kapitalismuskritisch fand ich das nicht, mir fehlt da ein deutlicheres 'It's the capitalism, stupid!" - wer mit der gerster liiert ist, kann vielleicht auch nicht mehr als einzelschiksale hervorheben, mit der leisen frage, ob doch evtl. was systematisch falsch laufen könne... Soll aber jetzt nicht überzogen klingen, immerhin ist die Süddt. doch noch die bessere der schlechten meinungsmache...

Na gut, es hätte natürlich auch für meinen Geschmack alles durchaus schärfer ausfallen dürfen, aber für so ne Lifestyle-Beilage ist es meiner unmaßgeblichen Meinung nach immerhin beachtlich - und die Geschichte vom Michel schien mir weniger als Einzelschicksalschilderung denn als Parabel auf den durchschnittlichen Deutschländer gemeint zu sein...?

senf dazu
 
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