Ente am Ende
Das fängt ja gut an...
Samstag, 3. Januar 2009, 10:38

Der eher nicht so besonders begabte, dafür um so besser sich verkauft habende Schriftsteller Johannes Mario Simmel ist tot; der ebenfalls eher unbegabte thüringische Miniprä Dieter Althaus liegt mit Hirnblutung im Koma - und mir drömmelt auch noch ganz gehörig der Schädel nach einem ausgedehnten Silvesterfeste (immer feste drupp!).
Was war sonst noch? Ach so, der Gottvater des Italo-Westerns, Sergio Leone, würde heute 80 Jahre alt werden, wenn er nicht bedauerlicherweise schon vor knapp 20 Jahren (am 30. April, Hitlers 44. Todestag, bei der Arbeit an einem Film über die Belagerung Leningrads im Zweiten Weltkrieg) einem Herzanfall erlegen wäre.
Sein bekanntester Film ist wohl C'era una volta il West von 1968 (deutsch typisch-doof übersetzt: "Spiel mir das Lied vom Tod", eigentlich: "Es war einmal der Westen"); sein meiner Ansicht nach (vor allem der Besetzung wegen) bester dagegen ist Il buono, il brutto, il cattivo von 1966 (deutsch, noch saublöder: "Zwei glorreiche Halunken" anstatt wörtlich: "Der Gute, der Hässliche, der Böse") mit den großartigen Clint Eastwood, Eli Wallach und Lee van Cleef. Wir sehen hier den schönen Showdown am Ende des Filmes zwischen den Dreien zu der bewährt unaufdringlichen Musik von Ennio Morricone (auch schon 80, aber lebt noch)...

senf dazu



jean stubenzweig, 2009.01.04, 09:18
Nur so als ergänzende Randbemerkung: Vor etwa zwei Wochen wiederholte Arte eine hochinteressante Dokumentation über die Entstehung des Italo-Westerns.

Zu Simmel noch: Seine Bücher waren – na ja, muß man nicht. Aber ich habe einige gelesen, in Vorbereitung auf eine Arbeit über ihn. Es kam zu einem ausführlichen, mehrstündigen Gespräch mit ihm, währenddessen sich meine Aversion in Sympathie umwandelte. Der Mann war absolut integer. Er meinte es ehrlich mit seinem «Kampf», vor allem gegen den Nationalsozialismus. Ob seine vielen Leser das begriffen haben, steht auf einer anderen (Buch-)Seite. Aber vermarktet hat er sich selber eher nicht so, das haben andere erledigt.

Ach, sie hatten sogar mal persönlich das Vergnügen?
Nun, ich muss zugeben, dass ich in meiner Zeit als leicht blasierter Germanistik-Erstsemester nicht gezögert hätte, den seligen Herrn Simmel (der mir auch wegen seiner früheren Tätigkeit für die rechtslastige Quick etwas suspekt war) in einem verächtlichen Atemzug mit dem Taiga- und Stalingrad-Nostalgiker H.G.Konsalik zu nennen, ohne dabei viel mehr als ein paar Klappentexte und Rezensionen von beiden gelesen zu haben - das würde ich heute differenzierter sehen. Es war vielleicht aber doch so, dass seine literarischen Fähigkeiten mit seinen hehren moralischen Ambitionen nicht immer ganz Schritt halten konnten?!?
Aber Schwamm drüber - de mortui nihil nisi bene.


Ich war damals bereits zwar um einiges älter als ein Erstsemester, aber sicherlich immer noch von diesem jugendlichen Elan befeuert, Herrn Simmel Kunst und Moral abzusprechen (letzteres ist positiv übriggeblieben). Aber ihn mit Konsalik in einen Ordner zu schmeißen, nein, beim ärgsten Widerwillen nicht. Und die Quick, bei der er anfänglich sein Geld verdiente, na ja – haben Sie eine Vorstellung, wer da (und damit bei Herrn Bauer) noch alles die kalten Spalten füllte? Simmel hat jedenfalls immer unter seinem Namen alles mögliche verfaßt. Was sich von anderen nun wirklich nicht behaupten läßt.

Ich muss zugeben, dieses Blatt immer nur beim Arzt im Wartezimmer in die Hand genommen zu haben, so weiß ich nur (aus Wikipedia), dass Nick Knatterton, Oswald Kolle und Hitler-Tippse Traudl Junge für Fick Quick tätig waren - wäre aber tatsächlich interessiert, wer sich da noch die Börse saniert und den Ruf ruiniert haben mag...


Da habe ich mich jetzt zugestandenermaßen vielleicht ein bißchen weit aus dem Fenster gelehnt oder habe zu laut gegackert – oder wie auch immer man das nennen mag. Das war unbedacht von mir, so auf die Schnelle, von unterwegs aus. Ich bitte um Verständnis, wenn ich mein Wissen um Pseudonyme nicht plakatiere.

Es ging mir allerdings auch nicht darum, mit irgendwelchen Kenntnissen zu prahlen, sondern auf die möglicherweise leicht naive Aufrichtigkeit von Herrn Simmel selig hinzuweisen. Die Quick war es ja nicht alleine. Dort hatte Simmel sich in den Fünfzigern ff. einen Reporterruf erschrieben. Daraus folgte sein Es muß nicht immer Kaviar sein, sein vermutlich leichtestes Buch. Andere haben anderswo nach Ruf geschrieben. Heinrich Bauer hatte mit seinem Verlag schließlich noch einige andere wahrlich nicht ganz koshere Produkte in seinem Portefeuille. Und er hat gut bezahlt. Weshalb sicherlich einige gerne für ihn tätig waren, das jedoch unter Pseudonym, aus den unterschiedlichsten Gründen.
senf dazu
 

txxx666, 2009.01.05, 00:29
Update zum Film: Wer ihn jetzt gleich mal sehen möchte, kann das um (sorry!) seit 23:15 Uhr auf NDR tun.
senf dazu
 
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