Ente am Ende
Nie wieder Langeweile und die Taschen voller Kohle
Dienstag, 24. März 2009, 18:37

Hurra, jetzt ist es soweit: endlich darf ich auch so einen Ein-Euro-Job machen! Vielleicht ja sogar so was Umweltfreundliches wie unten zu sehen?

senf dazu



orwel1984, 2009.03.27, 15:38
dazu ein "kleines" zitat:

Kurt Tucholsky

Der Primus
In einer französischen Versammlung neulich in Paris, wo es übrigens sehr
deutschfreundlich herging, hat einer der Redner einen ganz entzückenden Satz
gesagt, den ich mir gemerkt habe. Er sprach von dem Typus des Deutschen,
analysierte ihn nicht ungeschickt und sagte dann, so ganz nebenbei: »Der
Deutsche gleicht unserm Primus in der Klasse.« Wenn es mir die Leipziger
Neuesten Nachrichten nicht verboten hätten, hätte ich Hurra! gerufen.
Können Sie sich noch auf unsern Klassenprimus besinnen? Kein dummer Junge,
beileibe nicht. Fleißig, exakt, sauber, wußte alles und konnte alles und wurde -
zur Förderung der Disziplin - vom Lehrer gar nicht gefragt, wenn ihm an der
Nasenspitze anzusehen war, daß er diesmal keine Antwort wußte. Der Primus konnte
alles so wie wir andern, wenn wir das Buch unter der Bank aufgeschlagen hatten
und ablasen. Meist war er nicht mal ein ekelhafter Musterknabe (das waren die
Streber auf den ersten Plätzen, die gern Primus werden wollten) - er war im
großen ganzen ein ganz netter Mensch, wenn auch eine leise Würde von ihm sanft
ausstrahlte, die einen die letzte Kameradschaft niemals empfinden ließ. Der
Primus arbeitete wirklich alles, was aufgegeben wurde, er arbeitete mit
Überzeugung und Pflichtgefühl, er machte seine Arbeit um der Arbeit willen, und
er machte sie musterhaft.
Schön und gut.
Da waren aber noch andre in der Klasse, die wurden niemals Primus. Das waren
Jungen mit Phantasie (kein Primus hat Phantasie) - Jungen, die eine fast
intuitive Auffassungsgabe hatten, aber nicht seine Leistungsfähigkeit, Jungen
mit ungleicher Arbeitskraft, schwankende, ewig ein wenig suspekte Gestalten. Sie
verstanden ihre Dichter oder ihre Physik oder ihr Englisch viel besser als die
andern, besser als der ewig gleich arbeitsame Primus und mitunter besser als der
Lehrer. Aber sie brachten es zu nichts. Sie mußten froh sein, wenn man sie
überhaupt versetzte.
Es müßte einmal aufgeschrieben werden, was Primi so späterhin im Leben werden.
Es ist ja nicht grade gesagt, daß nur der Ultimus ein Newton wird, und daß es
schon zur Dokumen- tierung von Talent oder gar Genie genügte, in der Klasse
schlecht mitzukommen. Aber ich glaube nicht, daß es viele Musterschüler geben
wird, die es im Leben weiter als bis zu einer durchaus mittelmäßigen Stellung
gebracht haben.
Der Deutsche, wie er sich in den Augen eines Romanen spiegelt, ist zu
musterhaft. Pflicht - Gehorsam - Arbeit: es wimmelt nur so von solchen Worten
bei uns, hinter denen sich Eitelkeit, Grausamkeit und Überheblichkeit verbergen.
Das Land will seine Kinder alle zum Primus erziehen. Frankreich seine, zum
Beispiel, zu Menschen, England: zu Männern. Die Tugend des deutschen Primus ist
ein Laster, sein Fleiß eine unangenehme Angewohnheit, seine Artigkeit Mangel an
Phantasie. In der Aula ist er eine große Nummer, und auch vor dem Herrn
Direktor. Draußen zählt das alles nicht gar so sehr. Deutschland, Deutschland,
über alles kann man dir hinwegsehen - aber daß du wirklich nur der Primus in der
Welt bist: das ist bitter.

Das ist ja wirklich mal ein gaaanz kleines Zitat...
Ja, die Arbeit um der Arbeit willen - ob ich in dieser Disziplin auch noch mal Primus werde? Eher Ultimus - wenn da nicht sogar vorher noch der Exitus droht...
senf dazu
 
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