Als eingeschworener Erzfeind jeder Reklame und besonders der argen Unsitte, Kinofilme alle halbe Stunde mit Propaganda für Scheißkarren oder Piss Slipeinlagen zu unterbrechen, bin ich natürlich kein großer Freund der sog. "Privatsender", und unter diesen schätze ich SAT1 eher auch noch unter die Geringeren... aber in den letzten Tagen hat mir dieser profillose Sender immerhin zwei genüssliche Fernsehabende beschert.
Da war zunächst die epochale Bayern-Demontage und -Blamage durch die grundguten Barcelonesen am Mittwoch: nachdem es ja letzten Samstag bereits hieß, das 1:5 in Wolfsburg sei die "höchste Bayern-Niederlage seit sieben Jahren" gewesen, jetzt also gleich die nächste viertordifferente Schlappe hinterher; schlimmer noch, diese hätte durchaus noch sehr viel höher ausfallen können, nein: müssen. Eine zweistellige Packung wäre durchaus angemessen gewesen, denn die überbezahlten Münchner agierten wie Trainingspappkameraden, vielleicht noch ein wenig unbedarfter. Die daraufhin natürlich fällige Feier dieses großen Fußballabends zog sich dann freilich ziemlich hin, bei mir persönlich bis in den frühen Karfreitag...
Gestern dann also Rekonvaleszenz, passend zu diesem Tag des stillen Gedenkens, was von den Nachbarn u.v.a. deren Kindern allerdings gründlich ignoriert wurde - nun gut, verständlich bei diesem veritablen Kaiserwetter. Als die Sonne dann doch sich unterzugehen anschickte, um Viertel nach Acht, zeigte genannter Sender nun also zum wasweißichwievielten Male die "Robin Hood"-Variante von 1991 - und ich kuckte mir das mediokre Machwerk zum zigten Male an.
Dass der Streifen von abgehalfterten Klischees nur so wimmelt - zugegeben. Schon die wohl der "Political Correctness" geschuldete Idee, dem von Nervkopf Kevin "Kassengift" Costner gewohnt unsympathisch verkörperten Titelhelden einen "schwarzen Mauren" als Sidekick beizugesellen, der vor Gutmenschlichkeit geradezu trieft und mal eben nebenbei ein Fernrohr bastelt, das Schießpulver erfindet und einen sauber gelingenden Kaiserschnitt durchexerziert - geschenkt. Auch die wohl humoristisch gemeinte, aber nur noch bis zum Erbrechen schale Figurenzeichnung vom gutmütigen Raufbold (*würg*) Little John bis zum rustikalen Saufbold (*spei*) Bruder Tuck möchte man am liebsten sofort vergessen. Was den Film aber absolut sehenswert macht, ist Alan Rickman als Scheriff von Nottingham, der Kotz Costner nach einhelliger Meinung mühelos an die Wand spielt und zusammen mit Geraldine McEwan als böser Hexenmutter derart überzeugend die abgrundtief sinistre Gestalt abgibt, dass ich mir wider besseres Wissen beim großen Fecht-Finale wünschte, er möge diesem eitlen Fatzke Kevin/Robin die längst fällige Lektion erteilen und daraufhin mit Lady Marian die Ehe vollziehen; dann wäre uns auch der einminütige Kurzauftritt von Sean Connery als König Richard - logo, wer sonst - erspart geblieben, der SAT1 dazu erfrechte, ihn neben Morgan Freeman und eben Costner als dritten Hauptdarsteller anzukündigen...
Direkt im Anschluss: "Die Passion Christi", der skandalumzitterte Jesusfilm von Mel Gibson. Ich muss zugeben: ich hatte mehr Splatter-Effekte erwartet. Gut, die eine Viertelstunde sich hinziehende Auspeitschung erst mit Stöcken, dann mit scherbengespickten neunschwänzigen Katzen fiel ziemlich drastisch aus, aber danach wirkte das ewige Geblute und Gestöhne doch eher ermüdend (okay, es war auch schon spät, und es gab auch nur - der Pietät geschuldet? - eine einzige Werbepause ziemlich am Anfang)...
Den Vorwurf des Antisemitismus, der gegen Film und Regisseur oft erhoben wurde, konnte ich nicht so recht nachvollziehen, wurden doch als grausame Sadisten vor allem die römischen Legionäre der unteren Ränge dargestellt - die sich spaßigerweise in (z.T. falschem) Latein verständigten, obwohl in der Provinz Palästina (wie überhaupt in der östlichen Reichshälfte) die Amtssprache Griechisch gewesen sein dürfte... Eine richtig lustige Szene gab es auch noch, nämlich die Vorführung Jesu bei einem extrem schwuchtelig dargestellten Herodes Antipas, der inmitten eines bizarr aufgetakelten Hofstaates aus Transvestiten und restlos Betrunkenen eine immerwährende Orgie zu feiern schien.
Soviel zu diesem kleinen Zwischenhoch in der Beziehung von SAT1 und meiner Wenigkeit. Heute schwingen wieder Richterin Barbara Salesch und Richter Alexander Hold ihre grausigen Zepter - da werde ich aber hoffentlich irgendwo im Grünen mich ergehen.
Beim ersten Mal sehen dieses Films dachte ich, wie ist der denn hier hin gekommen? Dieser Versuch, zwanghaft lustig zu sein, seine "Latrine" toll zu finden und irgendwelchen Kindheitstraumata nachzuhängen.
Nein, der gehört hier nicht hin (also: die Figur. Der Schauspieler sicher auch nicht, der hätte bessere Rollen verdient).
Nun denn, Geschmäcker sind verschieden - ich fand die ganze restliche Personage krampfhaft lustig, den Scheriff hingegen in seiner Lakonie von einem (Achtung: Oxymoron) erfrischend trockenem Humor!
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Charles Bukowski