Ente am Ende
Hora semper incerta
Sonntag, 19. April 2009, 15:49

Heute früh im Morgengrauen hatte ich guten Grund anzunehmen, mein letztes Stündlein habe geschlagen; denn als es da nach einer komplett schlaflos verbrachten Nacht mit zunehmendem Brechreiz samt begleitendem Fieber und Schüttelfrost schließlich aus mir herausbrach, war das Produkt angesichts der Beschaffenheit meiner vorherigen Mahlzeit (Kartoffeln mit Kräuterquark) auf ungute Weise rot gefärbt - sprich: offenbar blutete mein Magen. Sogleich fiel mir das Schicksal des Helden meiner Jugend, Charles Bukowski, ein, der mit Mitte 20 einen Magendurchbruch erlitt (und dann aber noch 50 Jahre weiterlebte) - auch an Etzel, den Hunnenkönig, musste ich denken, der angeblich wegen exzessiver Sauferei in seiner Hochzeitsnacht mit der guten Kriemhild an Blutsturz verreckte...
In meinen unteren Eingeweiden rumorte es, als versuche jemand, einen zerstückelten Körper durch die Kanalisation zu spülen, und über das Ergebnis meines sich anschließenden Stuhlganges will ich hier gnädig das schwärzestnurmögliche Grabtuch des Vergessens breiten.
Na auch gut, dachte ich da bei mir nach alter Indianerart, heute ist ein guter Tag zum Sterben. Die halbwegs schönen Zeiten liegen ohnehin lange hinter mir; das weitere Dasein bietet mir als wahrscheinlichste Perspektiven sowieso nur noch Obdachlosigkeit und langsames Siechtum. Und wenn es denn dann doch vergleichsweise schmerzlos zu Ende gehen soll, nur mit ein bisschen erhöhter Temperatur und mitelschwerer Magenverstimmung - so sei es!
So war es dann aber doch nicht; statt dessen fiel ich in den darauffolgenden Stunden etwa 20-30x in kurzzeitige, vielleicht nur minutenlange Minischläfe, in denen ich absurderweise jedes Mal exakt dasselbe träumte, nämlich dass ich auf einer Bergtour in Schwierigkeiten gerate und auf Hilfe angewiesen bin, was tags darauf in der Presse mit launigen, wohlwollenden Berichten vermeldet wird, während wiederum einen Tag später ein mediales Unwetter über mich hereinbricht, weil sich herausgestellt hat, dass ich die Unkosten der Bergwacht zu zahlen nicht imstande bin - dieses Szenario ist schon deshalb kreuzdumm, weil ich Zeit meines Lebens nie eine Bergtour unternommen habe, auch keinerlei solche Ambitionen hege (bin ganz und gar vom Stamme "Meeresstrand") und auch die Metapher als solche völlig unpassend ist, geht es doch mit mir seit geraumer Weile eher bergab.
Naja. Also, vielleicht dauert es doch noch etwas mit dem Dahinscheiden. Wäre ja auch irgendwie unpassend heute, wo gerade wieder die Sonne rauskommt... und wenn es wirklich mal letal werden sollte, werde ich das Ganze wahrscheinlich sowieso lieber twittern. ; )

senf dazu



cut, 2009.04.19, 17:19
Ernsthaft? Dann aber zügig zum Arzt. Und dann ins Krankenhaus. Dürfte wohl eine Magen- und Darmspiegelung anstehen. Vor einem guten Jahr hatte ich das auch. Blut gekotzt und Blut in der Schüssel. Kann die Kaiserswerther Diakonie empfehlen. Die schicken einen kurz in den Schlaf, vom einführen der Schläuche bekommt man dann nix mit. Außerdem haben die ein schönes Gelände. Für Spaziergänge im Park.

War bei mir alles eher harmlos (entzündete Speiseröhre und noch ein paar andere lokale Entzündungen). So schnell kratzt man nicht ab. Auch wenn man schon so halb damit rechnet.

Meinste wirklich? Na, jedenfalls erstmal heißen Dank für den Tipp - ich glaub ja mittlerweile, dass ich mir so nen Scheiß-Noro-Virus zugezogen hab; mir ist nämlich eingefallen, dass ich am Mittwoch noch mit einem Altenpfleger ne Pulle Bier geteilt hatte, und der erwähnte, bei ihnen im Heim würde das grade grassieren...
Das mit dem Blut ist natürlich trotzdem bedenklich.


Ja, mein ich. War damals um 11:00 Uhr beim Doktor. Der hat ein paar Fragen gestellt (frisches Blut? Oder schon dunkel?), ein besorgtes Gesicht gemacht und eine Überweisung geschrieben. Hab meine Tasche gepackt und war um 14:00 Uhr im Krankenhaus.
senf dazu
 
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