Maria Furtwängler, Großnichte und Namensvetterin (oder "Namensbase"?) des treuen Führer-Gefolgschafters und Reichsmusikkammer-Dirigenten Wilhelm Furtwängler sowie Gattin des Billigblatt-Bonzen Hubert Burda, zuletzt als unsympathische niedersächsische Tatort-Kommissarin sowie als adlige ostpreußische Großgrundbesitzerin auf ihrer melodramatischen Flucht vor der glorreichen bösebösen Roten Armee im Fernsehen zu sehen, soll sich heute Abend im Auftrag der ARD bzw. des Charity-Selbstmarketing mit ein paar "Ärzten für die Dritte Welt" in den Slums von Kalkutta herumtreiben - den armen Indern bleibt auch nichts erspart. Mein Tipp als leidgeprüfter TV-Junkie: weiträumig wegzappen!
ich bin bestimmt kein furtwängler-fan (insbesondere nicht der der schauspielerin), aber ob es mit so einer grob-unterkomplexen etikettierung getan ist, menschen, die in situationen sich fragwürdig bis vorbildlich verhalten haben, in denen "wir" uns noch nie zu beweisen hatten, also, vorsichtig formuliert, ich weiß nicht ...
Aus ebendiesem Artikel:
Tatsächlich kam er den neuen Machthabern 1933 insoweit entgegen, als er sich dazu bereit fand, sich zum Vizepräsidenten der Reichsmusikkammer ernennen zu lassen, die Goebbels' Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda untergeordnet war.
Und:
Durch seine Unterschrift unter den Aufruf der Kulturschaffenden vom 19. August 1934 bekundete er öffentlich, dass er zu des Führers Gefolgschaft gehörte.
Mehr habe ich ja gar nicht behauptet...
Aber dass die Großkopferten und "Gottbegnadeten" ihre Privilegien z.T. auch dazu nutzten, ihnen befreundete oder (in diesem Fall als Orchestermitglieder) nützliche Juden quasi arisieren zu lassen, ist ja auch nichts Neues - angeblich hatte ja sogar Hitler selbst so einen alten Spezl und Duzfreund aus SS-Gründungszeiten, den er dann "zum >Ehrenarier< - dem einzigen innerhalb der SS" erklärte...
was mich stört, ist die eine tatsache zu betonen und die andere, positive, gewissermaßen untenzuhalten. wir wissen ja selber nicht, wieviel von unserem mut in ernstfall noch übrig ist. nach meiner erfahrung sind die menschen in weit weniger bedrohlichen lagen schnell bereit, vor sich selbst und den anderen versteckt zu halten, wo sie kompromisse mit ihrer weltanschauung eingehen und längst eingegangen sind. vielleicht gibt es ja auch andere möglichkeiten, sich eindeutig von solchen ideologien abzugrenzen oder abgegrenzt zu verhalten, als im vorübergehen absolute urteile zu fällen?
Na gut. Ich wollte mich ja eigentlich auch gar nicht über den (als Musiker sicher herausragenden und womöglich gar als Mensch bewunderungs- oder wenigstens nicht verabscheuungswürdigen) Furtwängler senior empören, sondern eher über seine Großnichte, die sicher aus genauem Kalkül ihren Mädchennamen behalten hat, weil er doch so viel künstlerischer klingt, als es *"Maria Burda" vermöchte... ; )
➥ Zur Petition Weiterentwicklung: Demokratie
➥ Das Prinzip Permanentes Plebiszit
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Charles Bukowski