"Liebe" Evelyn Roll,
heute erst kam ich dazu, ihren gestrigen Arikel "Roter Salon" zu lesen. Darin schreiben sie über die Linke, es werde "Streit geben (...) zwischen (...) antikapitalistischen Wirrköpfen" und "gut vernetzten Pragmatikern. (...) Realos gegen Fundis, Ostler gegen Westler, Gysiisten gegen Lafontainisten, Vernünftige gegen Spinner."
Nun, das käme ihnen womöglich zupass; entnehme ich doch z.B. ihren ehemaligen Kolumnen im "SZ Wochenende", dass sie sich durchaus gern und oft auf den schicken Einkaufsstraßen der westlichen Welt zu einem Latte Macchiato oder Ähnlichem niederlassen, um über die Eitelkeiten der Anderen zu lästern - in sofern dürften sie mit dem Kapitalismus als solchem recht zufrieden sein.
Aber wissen sie was? Diese "Spinner" und "Wirrköpfe", die hoffen, den Kapitalismus zu überwinden, und zwar lieber bald als irgendwann, sind womöglich diejenigen, die es vielleicht (und hoffentlich) schaffen werden, die Welt oder zumindest die Menschheit vor dem baldigen Untergang zu bewahren.
Sicher: ihr Leben würde sich ändern in einer nicht-mehr-kapitalistischen Gesellschaft. Es wäre ihnen wohl kaum noch vergönnt, via Spesenkonto munter durch die Gegend zu düsen, um sich in New York ein Paar angesagte Schuhe zu ershoppen oder in Dubai anlässlich einer Hoteleröffnung oder eines Golfturniers den Kaviar vom Buffet zu naschen, solange es gälte, bittere Hungersnöte und grausamste Unterdrückung zu bekämpfen.
Aber wissen sie noch was? Das tur mir gar nicht leid für sie!
Mit sozialistischem Gruß,
๑۩۞۩๑
(abgeschickt an die SZ-Leserbriefredaktion)
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We were all just hanging around waiting to die and meanwhile doing little things to fill the space.
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