Ente am Ende
Linguistische Spitzfindigkeit
Mittwoch, 20. Januar 2010, 11:43

Vor ein paar Tagen schrieb ich hier, die Haitianer seien größtenteils "Nachfahren afrikanischer Sklaven", was ich aber nach nochmaliger Korrekturlektüre abänderte in "Nachfahren versklavter Afrikaner". Warum dies?
Prädikatenlogisch ist die Sache ja gewissermaßen gehupft wie gesprungen - es handelt sich in beiden Fällen bei den Vorfahren um Elemente mit den Eigenschaften:
[+ menschlich], [+ afrikanisch] und [+ versklavt].
Grammatisch allerdings besteht ein erheblicher Unterschied, nämlich der zwischen Substantiv und Adjektiv. Ersteres bezieht sich ja auf die Substanz, also das Wesentliche des Bezeichneten, während letzteres das ad-iective, das Hinzugefügte bezeichnet.
War es für diese Menschen also wesenhaft, afrikanisch bzw. Afrikaner ("aus Afrika") zu sein, so war das Sklavenhafte an ihnen eher akzidentiell, gewissermaßen zufällig und (zumindest theoretisch) vorübergehend.
Eine kleine, zuweilen aber nützliche Unterscheidung...

senf dazu



jean stubenzweig, 2010.01.20, 13:14
Sozusagen schicksalhaft ließe sich noch hinzuadjektivieren.

Übrigens Dank für den HTML-Hinweis.

Hmmmm - finge es da nicht an, theo-logisch zu werden? ; )

Kolonialologisch gesehen durchaus, denn da war nahezu immer irgendwie der Herr in der Nähe, der es schon richten würde.
senf dazu
 

conma, 2010.01.20, 17:05
Vielleicht ist die Sache ja noch komplexer? Wie wäre es zum Beispiel, wenn die Vorfahren der Haitianer Sklaven von Arabern, die selbst aus Afrika oder aber auch aus Asien stammen konnten, gewesen sind. Dann waren sie Eigentum derselben und die Nachfahren würden also von arabischen Sklaven abstammen oder von versklavten Schwarzafrikanern die Arabern gehörten und von denen an die Europäer verscheberlt und ...
Wer kann das auflösen?

Also versklavte, von Europäern aus arabischem Besitz erworbene Afrikaner dann? Auch das soll es ja womöglich gegeben haben - die Angelegenheit wird tatsächlich immer unübersichtlicher. Ob sich nicht der Multikulturalität halber noch ein Chinese, ein Maori und ein Inka einbauen ließen?
Hey, das klingt wie der Anfang eines dieser Siebziger-Jahre-Witze: "Ein Amerikaner, ein Russe und ein Ostfriese..."
(Fortsetzung folgt - oder auch nicht)

senf dazu
 
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