Ente am Ende
Das verstehe ICH nicht!
Samstag, 10. Juli 2010, 14:54

Im normalerweise leidlich lesenswerten SZ-Magazin steht unter obenstehendem Kolumnentitel ein derart dummdreistes Gewäsch, dass es mir schwerfällt, die Contenance zu wahren. Autorin Michèle Roten stellt hier mit offenbar nicht gespieltem, sondern echter Totalverblödetheit geschuldetem Unverständnis fest: Michelle Obama recycelt ihre Klamotten. Das Jäckchen, der Rock, die Schuhe. Wird alles mehrmals getragen. Ja Kreuzdonner noch eins: Warum aber trägt die First Lady freiwillig den alten Kram auf? Warum nicht jedes Mal etwas Neues, Aufregendes präsentieren, sich verändern, sich ausprobieren? Ja eben - warum nicht die sündteuren Designerklamotten nach ein paar Stunden als "verbrannt" in die Tonne kloppen? Kost ja nicht die Welt... Oder, schrecklicher Verdacht: Hat sie keine Zeit, shoppen zu gehen?
Dann wäre freilich ihre Würde als Mensch in allerhöchster Gefahr.
Aber Frau R. hat das perfide Kalkül hinter dem empörenden Kleiderrecycling ausgemacht: Nein, es ist ganz klar: Die Recyclerei soll die Normalität von Michelle Obama unterstreichen. Und das ist natürlich ganz und gar nicht sympathisch, denn: Ihre Aufgabe ist es, zu repräsentieren. Nicht viel mehr als das. Da ist es nicht zu viel verlangt, jeden Tag etwas anderes anzuziehen. Es ist sozusagen ihre Pflicht: Sie könnte damit jedes Mal einem neuen jungen Designer zur großen Chance verhelfen. Eine von uns würde das tun als Präsidentengattin.
Ich weiß zwar nicht, auf wen sich dieses "uns" bezieht, hoffe aber inständig, dass es sich um eine Art Pluralis Maiestatis (bzw. hier: Pluralis Megalomaniae) handelt und eine derart komplettbescheuerte Ansicht über die Aufgaben weiblicher Repräsentanz (nämlich hemmungslose Verschwendung und Wegwerfmentalität zu propagieren) ziemlich allein auf weiter Flur steht.

senf dazu



uwe sak, 2010.07.12, 16:56
Vergiß bitte nicht, dass das SZ Magazin ansonsten so lesenswert sein kann wie es möchte: Es gehört immer noch zu einer Mainstream-Zeitung.
Aber dieser Artikel war so blöd, das haben sogar die Leser gemerkt, wenn man sich die Kommentare anschaut.

Hey - Danke für den Hinweis. Nachdem ich mir jetzt die Kommentare durchgelesen habe, stelle ich einigermaßen beruhigt fest, dass diese Kolumnistin tatsächlich alles andere als mehrheitsfähig ist : )


Echt unglaublich dämlich und arrogant dieser Artikel.
Hier näheres zu der Autorin: http://mikiwiki.org/wiki/Mich%C3%A8le_Roten

Sie bezeichnete sich in einem Ihrer Artikel selber unter anderem
als:

schwanzlutschende postmoderne Beliebigkeitsfanatikerin

Gleichzeitig erstellte sie eine Liste mit Bezeichnungen für sich:

* Nagellackemanze
* Bourgeoise Schlampe
* Füdli
* Totalitäre Schuhdiktatorin



* Smiley-Nazi
* Treulose Telefonautistin
* Anorektische Salatfetischistin
* Sektiererische Thomas-Mann-Jüngerin



* Rührungsresistentes Antimädchen
* Asoziales Hoi-Huscheli
* Bierbetriebene Öffnungsmaschine
* Tätowiertes Rap-Groupie



* Germanistikstudentin
* Linsentragende Möchtegernblondine
* Nervöse Schizotante
* Versexte Pimmelnutte

Na wenn das keine Qualitätsjournalistin ist dann weiss ichs auch nicht...hahah die Qualitätsmedien wieder....

Das legt natürlich den Verdacht nahe, sie könnte den Artikel irgendwie ironisch gemeint haben - dann ist ihr das aber vollends in die Hose gegangen.

senf dazu
 
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