Ente am Ende
Arbeit macht das Leben süß - so süß wie Maschinenöl
Freitag, 22. Oktober 2010, 17:45

Sehr geehrte Frau Winnemuth,

es freut mich zwar zu erfahren, dass Sie ihre Erwerbstätigkeit lieben. Dies aber zum allgemeinen Prinzip zu erheben, scheint mir doch etwas übertrieben. Freilich: die Krankenschwester, die lieber einmal zu viel nach dem Rechten schaut, der Lehrer, der nachmittags einen Workshop nachschiebt - sie mag es durchaus geben. Die Regel sind sie allerdings wohl eher nicht - gerade in diesen beiden Bereichen ist die "Burnout"-Quote besonders hoch. Aber auch ein Acht-Sunden-Tag an der Scannerkasse oder am Fließband deucht mich wenig liebenswert.
Anderen die eigene Sicht der Welt mitzuteilen, ist ein Privileg und keine Arbeit. Ich persönlich tue dies freiwillig, ohne Bezahlung (was mir eine gewisse Unabhängigkeit beschert). Vielleicht sollten sie darüber auch einmal nachdenken.

MfG usw.

PS: Die Frage bei Herrn Jauch nach der Drosselgrube hätten Sie eigentlich ohne Joker lösen können müssen - aber leider war Ihnen offenbar das Wort "erdrosseln" nicht gewärtig.

senf dazu



cassandra_mmviii, 2010.10.23, 09:43
Was macht Frau Winnemuth denn beruflich?

Ich bin ja bekennende Hausfrau. Ich tue dass, was ich mache, weil es mir Spass macht. Ermöglicht wird es dadurch, dass mein Mann genug verdient und den Spass mitmacht.

Nu' habe ich regelmässig selbsternannte Verteidigerinnen der Frauenrechte vor mir, die aggressiv werden und mir erklären, dass so was nicht jede Frau kann oder will, ich also gefälligst die Klappe zu halten habe, damit die kein schlechtes Gewissen kriegen.
Ich versuche dann fast immer, die Fehlzeiten im Deutschunterricht der 7. Klasse auszugleichen und über Modalverben zu reden: können und wollen sind nicht das gleiche Wort.
Für wen das selbstverdiente Geld wichtig ist muss halt arbeiten gehen.
Wer sagt "mir nicht so wichtig" kann, so der andere denn genug verdient, zu Hause bleiben.
Wer allerdings feststellt, dass ohne die Kohle die Haushaltskasse nicht mehr stimmt, der hat diese Wahl nicht mehr.
Also stellt sich die Frage "Wollen" oder "Müssen". Das ist zu kompliziert für die meisten.

Das sehen die aber nicht ein, sondern halten Stehgreifvorlesungen über "die armen Frauen", die durch Leute wie mich (Verräterin, ich üble!) nicht ausreichend unterstützt werden, wenn sie Krippenplätze fordern, und zwar möglichst umsonst.

Das ist es ja - die Dame ist Journalistin (schreibt u.a. fürs SZ-Magazin).
Das mit der Selbstverwirklichung ist ja so eine Sache - die einen haben nicht die Zeit, die anderen nicht das Geld, und nur eine verschwindend kleine Minderheit kann vieleicht wirklich von dem leben, was sie ohnehin am Liebsten macht (so stelle ich mir z.B. die Existenz von Tierfilmern oder Reiseliteraturautoren oder manchen Forschern vor)...

senf dazu
 

cut, 2010.10.23, 10:40
... Ich mach den ganzen Tag nur Sachen, die ich gar nicht machen will ... ;-)

Ach du Schreck...

Ich geb ja zu: wenn die Waschmaschine krepiert und die nervige Lehrerin am Telefon ist, möchte ich auch nur noch ein nettes, stilles Büro mit Öffnungszeiten und Kaffeepause. Aber ansonsten mache ich das, was ich tue, sehr gerne.

Aber wenn du den ganzen Tag nur Sachen machst, die du nicht magst... na ja, gut, wer macht denn zB schon gerne eine Chemo-Therapie, aber dabei weiss man ja, warum man es tut.

@cut:
Tatsächlich? Und ich kann die Sachen, die ich gerne machen würde, nicht machen - das Leben ist ungerecht.
@cassandra:
Vielleicht handelte es sich aber auch "nur" um ein musikalisches Zitat (etwa bei 2'22'') ...


Musikalisches Zitat

Klaro. Musste bei der Überschrift natürlich gleich an Ton Steine Scherben denken.

Äh, erschreckend... das Stück von den Scherben war mir bisher entgangen. Der Fluch der späten Geburt schlägt mal wieder zu.

Wer einen Job, hat, der ihm Spass macht und der noch nie was gemacht hat, weil er das Geld brauchte, der sagt natürlich "Was soll der Müll?", aber wer schon mal was malocht hat, einfach nur damit die Miete gezahlt wird (und sich dann irgendwann mal fragen lassen hat "bringt dir das denn was, so für dich?"), der weiss, dass es einfach nur saudoofe Jobs gibt, die man echt nicht vermisst.

Und Chefs, denen man von Herzen einen Lottogewinn wünscht- dann haut der nämlich ab, in der DomRep den Rest seines Lebens unter Palmen Cocktails schlürfen und man muss ihn nicht mehr sehen.

Das ist aber nobel, so einem unausstehlichen Vorgesetzten noch einen Lottogewinn zu wünschen und nicht einen schnöden Genickbruch ; )

senf dazu
 
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