Ein Geständnis vorweg: Ich esse gerne Fleisch - obwohl ich nur zu gut weiß, dass es so viele gute Gründe gibt, dies viel weniger oder besser gar nicht mehr zu tun und vegetarisch bzw. sogar vegan zu leben - angefangen bei den jammervollen Bedingungen des Lebens und Sterbens unseres lieben Viehs in der industriellen Massentierhaltung über deren immense ökologische Folgekosten bis hin zu ernährungsmedizinischen Erwägungen. Aber was soll ich sagen: mir schmeckt's einfach...
Und gleich noch ein Geständnis hinterher: ich bin zwar (wiewohl selbst Agnostiker und Marxianer) ein Anhänger religiöser Toleranz und immer bereit, auch und gerade in diesen Zeiten eine Lanze für den muslimischen Glauben zu brechen; dennoch halte ich das islamische Verbot von Schweinefleisch (und ebenso die noch sehr viel rigideren jüdischen Speisevorschriften, aus denen es hervorgegangen ist) für gelinde gesagt überholt. Schweinefleisch mag generell unrein (sprich: hygienisch bedenklich) gewesen (bzw.: schnell geworden) sein in den Zeiten von Moses und auch noch Mohammed, zumal unter den klimatischen Bedingungen der Wüste (Temperatur in Mekka heute: 39° Celsius), aber für einen Haushalt mit Kühlschrank, der womöglich auch noch im nördlicheren Europa steht, sollten solcherlei Erwägungen inzwischen nachrangig sein.
Jetzt aber zu meinem Anliegen: bei Gelegenheiten, wo die gemeinsame Verköstigung von gemischt-religiösen Gruppen ansteht, wie etwa bei der Schulspeisung (Stichwort "Schnitzel-Affäre"), sollte es doch wohl möglich sein, um des lieben Friedens willen auf den Einsatz bzw. die Ausgabe von Schweinefleisch zu verzichten. Wenn denn fragwürdigerweise schon unbedingt immer tierisches Protein ("etwas, das Augen hatte") auf dem Teller liegen muss, wären Rind und Schaf allemal eine schmackhafte und Fisch und Geflügel eine obendrein preisgünstige und gesündere Alternative.
Guten Appetit!
Ach schau - kennst du evtl. sogar diese Lehrperson? Bei mir hat ja die Lektüre des RP-Artikels die starke Vermutung hinterlassen, dass es sich um eine ziemlich wurstige Schreckschraube handeln könnte...?!?
Nachdem sie ihr Leberwurstbrot gegessen hatte, nahm L. die Packung in die hand. Sie fand das lecker und wollte schaun, was das sei, dann könne ihre Mutter das ja auch kaufen.
Dabei entdeckte sie, dass Kalbsleberwurst auch Schwein enthält. Sie zeigte da sder Lehrerin, die auch überrascht war.
dann riefen sie ihre Eltern an, was sie tun sollten.
Die Eltern sagten übereinstimmend, dass sie sich keine Sorgen machen sollten, das wäre ein versehen gewesen und könne mal passieren.
Alles wieder kosher oder halal. Niemand suspendierte die Lehrerin.
So kann's auch gehen.
Ich esse zwar kaum Schwein, aber trotzdem: nein, kein grundsätzliches Schweinefleischverbot in der Schule.
Vegetarisches Essen kann alternativ angeboten werden, aber die religiösen Gesetze anderer Religionen gelten nicht für mich als Christin.
Gut zu wissen, dass versehentlicher Schweinteilverzehr für Muslime nicht zu ewiger Verdammnis führt.
Aber es gibt ja auch kein Schweinefleischgebot für Christen - und da finde ich doch, darf in (zumal nicht rein christlichen) Schulen durchaus drauf verzichtet werden.
Apostelgeschichte Kapitel 10:
"Am folgenden Tag, als jene unterwegs waren und sich der Stadt näherten, stieg Petrus auf das Dach, um zu beten; es war um die sechste Stunde. Da wurde er hungrig und wollte essen. Während man etwas zubereitete, kam eine Verzückung über ihn. Er sah den Himmel offen und eine Schale auf die Erde herabkommen, die aussah wie ein großes Leinentuch, das an den vier Ecken gehalten wurde. Darin lagen alle möglichen Vierfüßler, Kriechtiere der Erde und Vögel des Himmels. Und eine Stimme rief ihm zu: Steh auf, Petrus, schlachte und iss! Petrus aber antwortete: Niemals, Herr! Noch nie habe ich etwas Unheiliges und Unreines gegessen. Da richtete sich die Stimme ein zweites Mal an ihn: Was Gott für rein erklärt, nenne du nicht unrein! 16 Das geschah dreimal, dann wurde die Schale plötzlich in den Himmel hinaufgezogen"
Interessant!
Aber auch wenn es den gläubigen Christen verboten sein sollte, Schweinefleisch als "unrein" zu bezeichnen, ist es doch sicher erlaubt, zu tolerieren, dass andere es so nennen...?
Und ganz bestimmt ist es nicht verboten, gelegentlich auch mal etwas Anderes zu sich zu nehmen als Schwein ; )
Klar dürfen wir erlauben dass andere es für unrein halten, aber mitmachen ist nicht.
Fleisch, das halal geschlachtet worden ist, sollten wir mit Rücksicht auf die Schwächeren und Unwissenden nicht essen, wenn wir drauf hingewiesen werden. Warum?
Zu Paulus Zeit gab es an "Grossfleisch" (also alles oberhalb des Karnickels) in griechsich-römischen Raum nur im Tempel geopfertes Fleisch. Das war den heidnischen Göttern geopfert worden und es zu essen galt als Teilnahme an diesem Opfer.
Da wir von heidnischem Götzendoienst (also alles von Isisverehrung bis zum Hype ums Geld) aber fernbleiben sollen, riet der alte Knieselpeter und Spassbremse Paulus, dass man es einfach lassen sollte. Nicht, weil die Götzen dann Macht über dich kriegen oder der Herr sauer wird -dazu ist unser Gott zu cool-, sondern weil es andere missverstehen könnten.
Und weil es im Gottesverständnis von Islam und Christentum gewaltige Unterschiede gibt, sollten wir von halal-Fleisch die Finger lassen, denn das ist auch geopfert worden (genau das heisst halal nämlich)
Eine Ausnahme rät Paulus an: wenn man eingeladen ist. Dem Gastgeber auf die Füsse treten ist einfach grob unhöflich, damals genau wie heute.
WEnn ich einen Molem oder Juden zu Besuch habemn dann koche ich was ohne Fleisch. Und wenn ich mal wieder übereifrig bin, koche ich auch noch kosher, obwohl das Kind (Mutter ist Jüdin, Vater Palästinenser) als Moslem erzogen wird und der Käse einfach nur egal gewesen wäre....
Oha, das ist mir aber auch neu - dann ist für den gläubigen Christen also auch Fleisch vom Türken (Döner usw.) eher unangesagt?!
Aber schön, dass sogar Stinkstiefel Paule wenigstens für Gäste eine Ausnahme erlaubt hat.
Also dass, wo "halal" (wie in "Halal Chicken" oder "Halal-Grill") dransteht, bsser nicht nehmen oder was vegetarisches essen. geht ja auch, ich mag Falafel.
Wie eine solche Geschichten verfolgen können - letztens ist mir besagte Dame (die ich ja nur von Text und Foto dieses Artikels in der RP kenne) sogar im Traum erschienen. Über das Erwachen danach war ich gar nicht böse... ; )
➥ Zur Petition Weiterentwicklung: Demokratie
➥ Das Prinzip Permanentes Plebiszit
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Charles Bukowski