Die Tücke des Erekts
Wie aus gutunterrichteten Kreisen zu erfahren ist, wurden bis vor kurzem in der Tschechischen Republik Männer aus Ländern, in denen Homosexualität strafrechtlich verfolgt wird und die sich deshalb um Asyl beworben hatten, einer sogenannte Phallometrie unterzogen; dabei zeigte man den Bewerbern pornographische Filme sowie Bilder von nackten Männern, Frauen und Kindern oder auch Landschaften und maß dabei mit dem sogenannten Phallometer den Grad der Durchblutung im Penis. Auf diese Weise wollte man herausfinden, ob der Proband tatsächlich homosexuell oder doch eher heterosexuell orientiert sei.
Dieses Verfahren wirft natürlich einige Fragen auf. Was passierte mit denen, bei denen sich durchblutungsmäßig gar nichts tat? Wurden sie als impotent eingestuft (und womöglich am Ende deshalb nach Hause geschickt), obwohl sie vielleicht nur die ganze Prozedur ungeil fanden? Und umgekehrt: was war mit denen, die bei egal welchen Vorführungen jedesmal eine prächtige Erektion vorweisen konnten - eventuell sogar, weil sie die Apparatur erregte? Wurden die auch als nicht eindeutig homosexuell abgelehnt? Was war mit denen, die auch (oder sogar nur) bei Kindern eine erhöhte Penisaktivität aufwiesen? Nahm man sie in Sicherheitsverwahrung?
Sicher scheint nur: wer eher auf Frauen ansprang, wurde als Betrüger entlarvt und abgeschoben.
Sicher ist aber auch: als besonders umgänglich und unaufdringlich dürfen doch wohl jene misanthropen Zeitgenossen (Asylbewerber hin oder her) gelten, denen all ihre Mitmenschen zumindest sexuell am Arsch vorbeigehen und denen nur bei einer schönen nackten Landschaft einer abgeht.
Wieso - wer dabei hart bleibt und sich nicht versteift, ist ja zumindest schon mal kein heterosexueller Einschleicher.
Ich fänd's ja schön, wenn auch diverse Fetische phallometrisch getestet würden...
➥ Zur Petition Weiterentwicklung: Demokratie
➥ Das Prinzip Permanentes Plebiszit
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Charles Bukowski