Im Feuilleton der SZ schwadroniert heute der Schicki-Micki-Wischi-Waschi-Soziologe Heinz Bude unter dem unschönen Titel Die Unverwendbaren - Wie kann der Wohlfahrtsstaat die Müden und Gerissenen aushalten? (nicht online verfügbar) u.a. über die erstaunliche Dynamik der Arbeitsmärkte, beklagt sich dann u.a. über schwermütig veranlangte Junggesellen im mittleren Alter, die einfach nicht mehr die Energie für eine geregelte Beschäftigung aufbringen (wobei ich mich natürlich sofort ertappt fühle) und plädiert dafür (in bewährter Schröder-Agenda-Manier), vom einzelnen, der sich mit seinem Rechtsanspruch an den Staat wendet, eine Anstrengung zu fordern, und sei diese noch so sinnlos.
Da kommt mir von anderer Stelle der Hinweis auf ein Buch von Holger Schatz und Andrea Woeldike zu Hilfe: Freiheit und Wahn deutscher Arbeit - Zur historischen Aktualität einer folgenreichen antisemitischen Projektion, in dessen Rezension es mit Bezug auf Hannah Arendt schön unmissverständlich heißt: Den Nationalsozialisten gelang es, die entfremdete Arbeit zu erotisieren, die „Arbeit an sich“. Der nationale Gründungsmythos „deutsche Arbeit“ galt als Ort der „Unschuld“. Mit Luther und Hitler: Nicht was, sondern wie einer arbeitet, zählt.
Mit derlei Gedanken könnte ich eventuell meine Schwermut zähmen und füttern, wenn ich demnächst einmal wieder zu einem komplett schwachsinnigen "Bewerbertraining" oder einer anderen Zwangsmaßnahme zur Aufhübschung der Arbeitslosenstatistik beordert werde.
und den weber nicht vergessen, den sollte es wenigstens in gebundener ausgabe geben.
every tool is a weapon if you hold it right.
Foucaults gesammelte Werke, besonders "Überwachen und Strafen" deckt die Thematik sicher auch gut ab.
Oder dieser putzige Ratgeber der Arbeitsagentur, in dem es dadrum geht, Zeiten der Arbeitslosigkeit sinnvoll zu nutzen.
Dieser Liberalismus, der noch bis vor kurzem als Rassismus, Chauvinismus und Hirnschissmus sich verbreiten durfte, ist heute (wenn auch abgeschwächt) die offizielle Metaphysik des Bürgers und damit auch Herrn Budes...
Da zitiere ich gern nochmal hiesiges motto: in welcher welt leben wir eigentlich....? ;-)
Das Prinzip der charismatischen Auserwählung kann man dann gleich mit dem Dozenten/Sozialarbeiter diskutieren. Denn immerhin LEBT der davon, dass er DICH verwalten bzw unterrichten darf....dh du bist sein Arbeitgeber. Also sollte er dich besser nett behandeln!
Ich bedanke mich für die Lektüretipps (den "kommenden Aufstand" hab ich sogar schon als PDF, allerdings in der alten, etwas schrägen Übersetzung, runtergeladen...)
Da mir als Hartzi aber nur ungefähr 0,23 Cent pro Quartal für Bildungsausgaben zugemessen sind, kommen Neuerscheinungen natürlich nicht in Frage (außer vielleicht eine Neuauflage von Klau mich ; ), es muss also vorerts beim Webern Maxe bleiben - und die putzige Broschüre vom AA liegt ja dann vielleicht im Wartezimmer (bzw. auf dem Flur, Wartezimmer gibt's ja gar nicht mehr) aus.
http://www.tenant.net/Community/steal/steal.html
Ja, aber liefe das nicht dem programmatischen Titel des Buches zuwider? Das sollte doch lieber im Stern-Verlag (wenn, dann wohl in dessen Antiquariat) gemopst werden...
Ansonsten ist Fritz Teufel zuzutrauen, dass er sich für den deutschen Abbie Hoffman hielt bzw. zumindest gerne für einen solchen gehalten worden wäre - jedenfalls ist der Inhalt des deutschen Titels wohl weitgehend kongruent zum amerikanischen Original.
➥ Zur Petition Weiterentwicklung: Demokratie
➥ Das Prinzip Permanentes Plebiszit
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Charles Bukowski