Ente am Ende
Ächz
Mittwoch, 9. März 2011, 01:29

So, jetzt ist erst mal wieder alles vorbei - Gott sei Dank, denn diese Alkoholexzesse machen mein altgewordener Körper und mein angegriffener Geist kaum noch mit.
Eine treffliche Umschreibung meines eigenen Zustandes am Ende eines solchen Dauerrausches entnehme ich dem hervorragenden Artikel "Großer Durst" (Titanic 7/2000, S32f.; leider nicht online) von Oliver Maria Schmitt über den bizarren Strohrum-Unfall des damaligen Sportreporters Rolf Töpperwien bzw. dessen mutmaßliche Vorgeschichte:
Der Asbach war schon alle und draußen es schon hell. Auf Krücken kam mählich der Morgen heran und erwischte Rolf Töpperwien eiskalt. Er schluckte. Bewegte die leere und dennoch schwere Drei-Liter-Jumboflasche wie prüfend hin und her. (...)
Fast ein Lächeln umflorte seine Mundwinkel, als er (...) endlich den Nagellackentferner fand und damit die noch in der Dose verbliebene Apfelschorle aufmöbelte. (...)
Dieser Sauerwhisky war ihm noch nie sonderlich gut bekommen. Er wirkte eigentlich nur, wenn man sofort eine Flasche Burgunder nachlegte, besser aber Kümmerling oder Küstennebel, der fegt das Sodbrennen wie eine Feuersbrunst aus dem Magensack. (...)
Nunc est bibendum! Dachte er und ärgerte sich. Er war ja derart planiert, daß er schon wieder fließend Latein lallen konnte. Das muß sich schleunigst ändern, ein Rausch muß her! Ein kapitaler, kolossaler und freilich auch komatöser Rausch, der ihn wenigstens kurzzeitig erlösen mochte von diesen elenden Pausen zwischen den Alkoholvergiftungen. Die brachten doch rein gar nichts. (...)
Er dachte nach, ob er sich einen Negroni genehmigen sollte.
Einen herrlich roten Negroni aus Wermut, Campari und Gin, mit Eiswürfeln und Orangenschnitz. Lechz! Obwohl, Eis und Orange, das war ja nur Kosmetik, warf einen ja nur zurück, war außerdem unerreichbar fern in der Küche.
(...)
Gin war sowieso genug da. Seit sie auf Gasheizung umgestellt hatten, war der Öltank im Keller ja freigeworden, und an 4000 Litern hatte selbst ein Herr seines Formats ein Weilchen zu knabbern. Zu schlürfen. (...)
Begeistert trank er mit sich selbst Brüderschaft und den Wermut nieder. Schmeckte auch ohne Campari und alles, fast besser als das Davidoff-Gebräu, das quasi von selbst hinterhergegurgelt kam. (...)
Lieber einen Tennessee Cloisterwoman Sunset aus 10 cl Jack Daniels, 10 cl Southern Comfort, 0 cl Orangensaft und 10 cl Klosterfrau. Auch wäre ein Whisky-Hütchen nicht zu verachten. (...)
Töppi, trink einen Rum! raunte es aus der Steckdose, deutlich hörbar, wenn man nur hinhörte. Durst ist der beste Kellner. (...)
Ja, genau so war das wohl damals bzw. ganz ähnlich gerade gestern bei mir auch noch.

senf dazu



jotwede, 2011.03.09, 22:44
Und dann erst der Tatterich am nächsten Tag..........

Wem sagst du das?
Oder, um mit der Titanic zu Strohrum-Töppi zu sprechen:
"Das Schlimmste ist immer der Brand danach!" ; )
senf dazu
 
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