Preisfrage: was haben der Jugendroman von Ex-Titanic-Redakteur Gerhard Henschel und Der Marsch von PEN/Falkner-Award-Preisträger E. L. Doctorow, ins Deutsche übertragen von Dr. phil. Angela Praesent †, gemeinsam? Nun, dass beide relativ dickleibige Werke (541 bzw. 412 Seiten) ihren Weg von der Stadtbücherei Bilk auf meinen Nachttisch gefunden haben bzw. gezeigt bekamen, rechtfertigt vielleicht noch keine Erwähnung; bemerkenswert finde ich allerdings den Umstand, dass Beide in ihrem allerersten Satz die in der Weltliteratur doch relativ selten verwendete Vokabel "bollern" enthalten; bei Henschel: Die Sonne bollerte ins Zimmer (tut sie bei mir auch gerade), bei Doctorow/Praesent: Morgens um fünf bollert jemand unter Gebrüll an die Tür.
Mehr kann ich über letzteres Werk noch nicht sagen, da ich es (bis auf den ersten Satz eben) noch nicht gelesen habe; es geht aber auf alle Fälle um den Amerikanischen Bürgerkrieg. Im Jugendroman dagegen finden sich die (offenbar stark autobiographisch geprägten und ziemlich ereignisarmen) "Abenteuer" eines zuerst Vierzehn-, dann Fünfzehnjährigen im emsländischen Meppen, die aber mit einer Fülle kulturhistorischer Details aus der Mitte der 1970er Jahre garniert sind (jener finsteren Zeit, als die Telefone noch Wählscheiben hatten und die Models noch Mannequins hießen) - von der Jägermeisterreklame* über Häschenwitze bis hin zur Lauschaffäre Traube. Wem also (wie mir) Namen wie Raimund Harmstorf, Rüdiger Abramczik oder Wolfgang Neuss noch etwas sagen und sogar bedeuten, wird bei der Lektüre einige Wiederlesensfreude erleben. Für alle Anderen wäre ich mir dagegen nicht so sicher...
_______________________________________________________________
* Auf diese Reklame gibt es auch eine schöne Parodie von Kommunikationsguerillero Ernst Volland...
Dass ein solcher Spieler, der doch einigermaßen berühmt war, nur ein Titel hollte überrascht auch.
➥ Zur Petition Weiterentwicklung: Demokratie
➥ Das Prinzip Permanentes Plebiszit
We were all just hanging around waiting to die and meanwhile doing little things to fill the space.
Charles Bukowski