Ente am Ende
Konsumpropaganda
Freitag, 2. Mai 2014, 03:06

Früher aufstehen
härter arbeiten
mehr einkaufen
schneller ficken

Konsumpropaganda (von ihren Urhebern beschönigend als "Werbung" verkauft) ist ebenso schäbig wie allgegenwärtig. Sie durchsetzt, zerstückelt und verschandelt nahezu Alles (von Fernsehsendungen über Online-, Print– und Audiomedien bis hin zu Stadtbildern und Landschaften - von unserem Denken, Sprechen und Handeln ganz zu schweigen) und ist eine (wie ich finde) besonders widerwärtige, aber offenbar notwendige bzw. systematische Begleiterscheinung (wenn nicht gar wesentliche Grundlage) des (wiederum aus Propagandagründen) fälschlicherweise so genannten "freien Wettbewerbs".

Da ist es auch kein Wunder, sondern nur folgerichtig, dass "Product Placement" (in Funk und Fernsehen, Kino und Literatur längst üblich) jetzt auch in den Journalismus - und dies auch bei einstmals für seriös gehaltenen Zeitungen wie dem Tagesspiegel - Einzug hält.

Und leider verzichten auch angeblich kapitalismuskritische und/oder antikapitalistische Parteien (wie z.B. Grüne oder Linke) im Wahlkampf nicht auf derlei ressourcenfressende und belästigende Reklame (Flyer, Plakate, Spots, Gimmicks und anderer Müll) mit plattesten Slogans, wie zur Zeit wieder überall zu bemerken und zu bedauern ist.

Ich bin wahrlich kein Freund von Verboten, aber dieser menschheits- und umweltbelastende Unfug (wie auch der damit verwandte Verpackungswahn) sollte schleunigst aufhören.
(Der völlig durchgedrehte Kapitalismus als solcher ist ja ohnehin längst überfällig...)

senf dazu



tama, 2014.05.02, 14:23
Wenn ich einen kurzen Einwurf bezüglich einer, wenn auch nicht kritikfreien, so doch aus meiner Sicht notwendigen Differenzierung machen darf:

Aus meiner Sicht zählen Flugblätter und Plakate, so sie denn der Verbreitung von Meinungen und nicht reinen Werbemaßnahmen dienen (z.B. "Gegenstandpunkt" versus "Das neue IPhone" - amüsant-ironischerweise von den Austrägern in Mensa und Co. stets direkt nebeneinander platziert), schlicht nicht zur klassischen Werbung, sondern zu einem Teil der freien Meinungsäußerung. Über das verwendete Material und darüber, ob es sich bei Wahl"werbung" nicht doch eher um ein Mischwesen aus Werbung und Meinung handelt, kann man streiten.

Allerdings relativiert sich das wieder, wenn man sich beispielsweise Blätter und Plakate der Parteien untereinander ansieht: In meiner Heimat hingen zu Wahlzeiten Plakate bevorzugt von CDU, SPD und FDP, dann folgten Linke und Piraten. Während die ersteren drei mit Hochglanzlächelfotos und Aufschriften wie "Max Mustermann. CDU/SPD/FDP" glänzten, fand man bei Linken und Piraten knackige Aussagen, z.B. "Schluss mit Monopolisierung! Informationsfreiheit und soziale Gerechtigkeit jetzt!" Und mein absoluter Favorit: In Leipzig in der Innenstadt hat die Linke tatsächlich ihre 50 Wahlpunkte aufgelistet und darunter (aus meiner Sicht gut verständlich) erklärt - und die Leute haben das gelesen. Sie haben darüber diskutiert und sich mit dem Programm auseinandergesetzt.

Flugblätter und Plakate waren zu allen Zeiten die schärfsten Waffen gegen die Obrigkeiten. Aber, und das liegt nicht an den Urhebern alleine, eben auch begrenzt im Transport von Informationen.

Stattgegeben - natürlich sind "wilde" Plakate (wie auch Wandmalereien und -beschriftungen bzw. Graffitti oder auch informative Flugblätter) ein probates Mittel der Gegenöffentlichkeit, und freilich sind die Wahlslogans der Linken vergleichsweise meist weniger platt als die Parolen der CDU usw.

Die Plakatierung und/oder Verteilung von komplexeren Inhalten, z.B. Wahlprogrammen, halte ich schon lange für sinnvoll und wünschenswert (kürzlich in der "Anstalt" wurde dies auch noch einmal als Desiderat formuliert).

Wahlkampf als pure Materialschlacht dagegen ("Links wirkt" o.ä. - *würgt*) ist m.E. wenig bis kontra-produktiv.


Volle Zustimmung - wozu brauche ich Fähnchen und Luftballons, auf denen SPD, CDU etc. pp. steht? - Auch ich würde mich freuen, mal mehr Infos z.B. im Briefkasten zu haben (Nicht jeder hat die Zeit, Lust oder schlicht die Möglichkeit, sich durch die Weiten des Internets zu klicken).

Die Allermeisten haben allerdings doch diese Möglichkeit - und denen trotzdem (bzw. generell flächendeckend) die analogen Briefkästen vollzuspammen (selbst, wenn es sich um echtes "Info-Material" halten sollte), halte ich eben auch für Umweltverschmutzung.

Hallo ihr Wahlkämpfer alle,
ich bin in meinem Leben 3 mal zu einer Wahl gegangen und frage mich heute, ob das nicht 3 mal zu oft war. Wählen gehen hat mit Mitbestimmung nichts zu tun. Es ist ein sinnentleertes Ritual. Über die jetzt ausstehende Europawahl kann ich nur lachen. Ich sage immer: Ohne Revolution läuft nix. Oder: Nur die allerdümmsten Kälber wählen ihre Metzger selber. Wer nicht wählt wählt rechts: Phrasendrescherei vor allem der Sozis die mich nicht beeindruckt.
Das einzige was mich am Wahlausgang interessiert ist die Anzahl der NICHT-Wähler. Deswegen schalte ich mal kurz den Fernseher ein.

Grüße

Da bin ich anderer Meinung - die (zugegebenermaßen lächerlich geringen und meinetwegen auch nur als Deckmäntelchen dienenden) Mitbestimmungsmöglichkeiten, die uns gewährt werden, sollten wir nutzen (und erheblich ausweiten), anstatt sie zu verschmähen und so denen in die Hände zu spielen, die behaupten, die Leute seien ja rundum zufrieden und unpolitisch und es würde ohnehin zu oft und zu viel gewählt...
Und eine Revolution, wie soll die aussehen? Mit Kalaschnikows (woher nehmen?) gegen die Drohnen und Panzer des Kapitals aufmarschieren? Sorry, aber das halte ich für wenig aussichtsreich.

Klar, die Macht der Mächtigen erscheint schier unüberwindlich, stimmt!
Aber sich deswegen weismachen man könnte durch Wählen etwas ändern, bloß weil es eine Revolution vorerst nicht oder vielleicht niemals geben wird?
Die Mitbestimmungsmöglichkeiten die wir haben nützen nun schon 50 Jahre lang nix. Oder siehst du dass die Macht der Mächtigen in dieser Zeit abgenommen hat, weil wir mitbestimmen dürfen? Ich sehe das Gegenteil! Warum sollte sich dieser Trend plötzlich umkehren? Ich glaube nicht an die Politik der kleinen Schritte, auch nicht an den Marsch durch die Institutionen und diesen ganzen Firlefanz. Unter den gegenwärtigen Verhältnissen ist das Volk zu dumm für die Demokratie. Ich glaube nicht an die Macht der Aufklärung oder an die Pressefreiheit.
Aber ich glaube an Charles Bukowskis schwarzen Humor: Wozu ist der Mensch auf der Welt? Bloß haben die Allermeisten nicht mal Muse rumzuhängen und zu warten, was ja schon ein Luxus wäre - sie werden ermordet oder schlimmer: zu Tode gefoltert.
Aber ich geb' ja zu: Vom nix tun wirds auch nicht besser, und nichts ist einfacher als "große Worte" machen.
Ich möchte niemals so blöde werden zu glauben, "Wir" wären auf dem richtigen Weg. Das glauben aber alle die im parlamentarischen System ihr warmes Plätzchen gefunden haben und nach Wählerstimmen gieren.

mfg

Das würde ich zwar so pauschal nicht behaupten, aber natürlich ist die Versuchung für Berufspolitiker groß, den Status Quo und damit ihre Pfründe zu bewahren.
Daher propagiere ich ja seit Jahr und Tag (und ohne Erfolg) die Evolution bzw. Weiterentwicklung des Parlamentarismus zu einer echten, permanent-plebiszitären Demokratie (= Kommunismus)...

An alle Aktivisten die meinen das System nutzen zu können um das System abzuschaffen, weil die aufgeklärten "Massen" eines schönen Tages das System einfach abwählen werden: Bewirkst du nichts, sei guter Dinge: Der Stein im Sumpf macht keine Ringe.

mfg

Mir ist noch nicht ganz klar, welche Alternative du anstrebst. Da das Volk deiner Meinung nach zu dumm für Demokratie ist, wohl eine Diktatur der aufgeklärten Elite - mit dir selber an der Spitze womöglich?
Ich glaube, die Leute sind nicht so dumm, wie sie oft gehalten werden; und über die ureigensten Interessen können immer noch (bzw. endlich mal) am Besten gleichberechtigt die Betroffenen entscheiden.

Ja, stimmt! Ich träume von einer Diktatur mit mir an der Spitze, im Purpurmantel und mit Krone, und alle müssen machen was ich sage LOL.
Ich habe die letzten 50 Jahre keinen Fortschritt in Richtung mehr Demokratie entdecken können. Das die Wähler wirklich DUMM sind, weil sie dumm gehalten werden habe ich schon verstanden. Ihr seid NORODNIKI: Das Volk ist groß und weise! Keine Kommunisten, sondern VÖLKLER. Wenn nur erst das "Volk" bestimmt, ja dann....ABER DAS VOLK BESTIMMT BEREITS, das habt ihr noch nicht verstanden!

mfg

Nun ja, im Pluralis Majestatis brauchst du mich jetzt auch nicht anzuschreiben, so eine multiple Persönlichkeit bin ich nun doch noch nicht; oder wen alles meint "ihr"?

Mit dem "Volk" hab ich es auch nicht so (und verschiedenen "Völkern" schon gar nicht); aber dass die Mehrheit im Zweifelsfall zwar nicht unbedingt immer Recht hat, aber zumindest unverdächtig ist, Partikularinteressen gegen eine Mehrheit durchzusetzen, bedarf wohl keiner weiteren Begründung. Und das ist offensichtlich keineswegs bereits der Fall.
senf dazu
 

hastenteufel, 2014.05.25, 03:59
Angeblich sind die GRÜNEN antikapitalistisch? LOL
Die LINKE - na ja. Ihr Westentaschentalleyrand G.G. gibt sich alle Mühe sozialdemokratisch rüberzukommen. Eine gute Figur macht er dabei aber nicht. Das "Linke" der Linkspartei ist S.W. und m.E. dem schnöden Umstand geschuldet, dass die LINKE im Bund nicht mitmachen darf - die SPD mag sie nicht, wie sehr sie sich auch immer verbeugen mag. Läßt man die erst mal mitmachen, dann brechen alle Dämme.

mfg

Natürlich sind die Olivgrünen eine systemtragende und allenfalls oberflächlich kapitalismuskritische Vereinigung.
Was aber die Linken betrifft, würde ich ihnen (trotz abnehmender privater Sympathie) schon noch die Probe aufs Exempel zugestehen.
senf dazu
 
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