Ente am Ende
Die viel zu späte Film- bzw. Spiel-Kritik:
FC Venus (FIN) vs. FC Venus (D)
Samstag, 3. Mai 2014, 13:42

In den USA ist es durchaus üblich, erfolgreiche fremdsprachige Filme nicht zu synchronisieren, sondern direkt neu zu verfilmen - etwa die (ursprünglich französische) Komödie Three Men and a Baby oder auch den (ursprünglich schwedischen) Thriller Verblendung. Ähnliches widerfuhr auch dem finnischen Film FC Venus - allerdings von deutscher Seite und mit zweifelhaftem Ergebnis.

Die Rahmenhandlung ist schnell erzählt: In Helsinki gibt es einige Männer, die mit ihrem Fußballklub FC HeMan auf den Bolzplätzen der 7. und damit untersten Liga auflaufen. Was ihnen an Spielfertigkeit fehlt, haben sie zuviel an Begeisterung. Der Fußball beherrscht nämlich auch abseits des Spielfelds das Tun und Denken dieser Männer. Als ob ihre besseren Hälften nicht schon genug unter der Fußballverrücktheit zu leiden hätten, planen die Kerle auch noch den nächsten Sommer bei der WM in Deutschland zu verbringen.

Dieses auch noch heimlich vorbereitete Vorhaben bringt die holde Weiblichkeit nun aber so richtig auf die Palme. Angeführt von Anna fordern sie Pete und die übrigen Männer zum Duell auf dem grünen Rasen heraus. Gewinnen die Frauen, müssen die Männer zu Hause bleiben und dem Fußball abschwören, verlieren sie aber, dürfen die Frauen nie mehr über Fußball nörgeln und müssen ihren Männern auch noch die Reisekosten zahlen.


Wo bei den Finn(inn)en Spielfreude überwiegt, zeigen die Deutschen leider nur Effizienz und Härte. Steilvorlagen wurden liegengelassen und Elfmeter versemmelt. Da wäre z.B. die Geschichte mit der Freundin der Protagonistin, einer professionellen Torfrau: um mitspielen zu dürfen, muss sie mit einem Mitglied des Männerteams verkehrt haben und wird so auf den Aufreißer der Truppe angesetzt. Im Original schleppt sie dann aber den (ebenfalls zur Mannschaft gehörenden) Ortspfarrer ab - im Remake dagegen (was sehr viel weniger lustig ist) eben doch vorhersehbar den Schnellficker. Auch, dass die "Professionelle" verletzt ist und daher von ihrer Managerin Spielverbot hat, sich darüber aber in letzter Minute (bzw. erst zur 2. Halbzeit) hinwegsetzt, kommt in der deutschen Fassung nicht vor.

Der von seinem Gspusi unfreiwillig geoutete Schwule im Team bekommt in der teutonischen Neuverfilmung auf dem Platz noch eine aufs Maul, ebenso wie der Teamchef von seiner Gattin - beides hat die Ursprungsversion nicht nötig. Und während bei dieser der Ausgang des Spiels sympathischerweise offen bleibt, müssen Nora Tschirner und Christian Ulmen noch ein paar überflüssige Nachspiel-Minuten dranhängen, bis das Happy-End perfekt ist.

Eigentlich eine klare Sache für Finnland also (wo beim FC Venus auch der erheblich bessere Fußball gespielt wird) - aber wie so oft war das Leben ungerecht: nach Zuschauerzahlen endete das Ganze 236.000 zu 266.607...

senf dazu


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