Ente am Ende
Schwarzbraun ist der Zeitgeist drauf
Sonntag, 18. Mai 2014, 14:47

In Indien, der "größten Demokratie der Welt", hat soeben bei einer Wahl mit Rekordbeteiligung (66,4% von 815 Millionen Wahlberechtigten - mehr, als die gesamte Europäische Union, die Vereinigten Staaten und Russland zusammen an Wählern haben - die nationalistische Hindu-Partei einen Erdrutschsieg und die absolute Mehrheit der Stimmen errungen.

In der Türkei zeigt Ministerpräsident Erdoğan schon seit einiger Zeit, was er von Demokratie, Meinungsfreiheit und Gewaltenteilung hält, nämlich wenig bis nichts.

Auch in Japan sind Nationalisten, Revanchisten und Reaktionäre wieder auf dem Vormarsch.

In den USA wird weiterhin der schwache (und lächerlicherweise mit soviel Vorschusslorbeeren mitsamt Friedensnobelpreis ins Amt gestartete) Präser ("Uncle Tom") von der rechtsradikalen Tea Party und dem militärisch-industriellen Komplex vor sich hergetrieben und mischt sich wie seine Vorgänger auf ungute Weise in allerlei auswärtige Angelegenheiten ein - und das führt nicht nur in der islamischen Welt zu heftigen Gegenreaktionen, die leider allzu oft national- oder religiös-chauvinistisch ausfallen.

In Russland nutzt Putin die Gunst der Stunde, um mit Propaganda und handfester Machtpolitik gegen den (leider auch dort wieder sein hässliches Haupt erhebenden) Faschismus in der Ukraine seine Autokratie zu festigen, schafft z.B. Wahlen (von Bürgermeistern) ab und lässt sezessionistische Bestrebungen (die er in angrenzenden Staaten unterstützt) unter Strafe stellen; dafür (und auch sein harsches Vorgehen gegen Oppositionelle wie "Pussy Riot" oder gegen Homosexualität) wird er von Rechten und Nationalisten aller Länder (und leider auch von unkritischen Teilen der Linken) als "starker Mann" und "Gegengewicht zur amerikanischen Hegemonie" gefeiert.

Und in Europa haben die "EU-feindlichen" Parteien Zulauf wie nie: in Großbritannien könnte die rechtspopulistische UKIP bei der Europawahl in einer Woche ebenso stärkste Partei werden wie in Frankreich der genauso gewirkte Front National; in Ungarn (und bis vor Kurzem Italien) stellen ohnehin schon lange Rechtsextreme die Regierung, und auch in den Niederlanden, Belgien, Dänemark, Schweden, Finnland und nicht zuletzt Doitschland (AfD u.ä.) spielen fremdenfeindliche Parteien immer größere Rollen, derweil dubiose Verschwörungstheoretiker Morgenluft wittern und erzrechte Demagogen wie Sarrazin und Pirinçci Bestsellererfolge feiern.

Wir müssen gar nicht Hegels Diktum bemühen, dass sich Geschichte wiederhole, um eine beängstigende weltgeschichtliche Parallele zu erkennen: 1929 gab es am Schwarzen Donnerstag einen Börsencrash, in dessen Folge sich (nicht nur) in Europa die verängstigten und verarmenden Massen zu braunen Bewegungen zusammenfanden, deren Führer daraufhin vielerorts die Macht errangen; die ziemlich unmittelbare Konsequenz war nur zehn Jahre später der Zweite Weltkrieg.

Und wenn es uns nun angesichts der aktuell immer noch andauernden und fortschreitenden verheerenden "Finanzkrise" (die natürlich eine Weltwirtschaftskrise bzw. eine folgerichtige Erscheinung des globalen Kapitalismus in seiner neoliberalen-imperialistischen Ausprägung ist) nicht gelingen sollte, einen gerechten weltweiten Ausgleich für die horrenden finanziellen und machtpolitischen Ungleichgewichte zu erzielen, können wir uns sicherlich auch bald auf einen Dritten Weltkrieg bzw. einen globalen Bürgerkrieg um Ressourcen einstellen.

senf dazu


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