Ente am Ende
Etikettenschwindel (?)!
Dienstag, 3. Februar 2015, 01:38

Was denken sich diese PEGIDA-Typen eigentlich, wenn sie jetzt "Direkte Demokratie für Europa" vereinsmäßig repräsentieren und sich damit "rechts neben der CDU" positionieren wollen?

Das Gleiche, was Andere und auch ich seit Jahr und Tag als Direkte Demokratie (immer und für Alle) propagieren, kann es nie und nimmer sein; wahrscheinlich schweben diesen auf mich meist leicht unterbelichtet wirkenden Dumpfbacken eher gelegentliche Volks(!)entscheide nach Schweizer Muster und mit ähnlichem Ausgang vor: Minarett- und Burka-Verbot, strengere Ausschaffungsgesetze, so was.

Ob solche nationalen Volksentscheide tatsächlich die von den Rechten erhofften Ergebnisse zeigen würden, wage ich zu bezweifeln. Aber ist damit jetzt die Forderung nach Direkter Demokratie eine abzulehnende, weil rechtsextreme Position?

Ich meine: Auf keinen Fall - denn selbst wenn ein solcher Fortschritt in der politischen Form gelegentlich und punktuell zeitweiligen inhaltlichen Rückschritt bedeuten könnte, wäre das meines Erachtens kein Argument gegen das Konzept maximaler Mit- und Selbstbestimmung; denn die Alternative wäre tatsächlich ein „Weiter so“ in der fortschreitenden systematischen Unterdrückung und Ausbeutung der Vielen und des Planeten zum Vorteil einer immer kleiner werdenden Minderheit von Kriegsgewinnlern.

senf dazu



kleinebummelei2, 2015.02.03, 12:37
Tja, das Problem ist eben, dass man sich das passende Volk zur direkten Demokratie nicht ausssuchen kann. Historisch entstammt sie auch einer Zeit, in der Stammesverbände Beschlüsse gefasst haben, die eben dem eigenen Vorteil gereichten - und selten demjenigen anderstämmiger (um's gelinde zu formulieren). Und noch heute würde notwendigerweise - vor dem Hintergrund kapitalistischer Produktionsweise - jede direkte Demokratie, sei's die der Lokalpatrioten und Gemeindevorsteher, sei's die des Betriebs, eben diese Stammeslogik, nunmehr 'Interesse' getauft, reproduzieren (müssen).

Das spricht aber natürlich nicht gegen maximale Mit- und Selbstbestimmung, denn zu erhoffen ist, dass wo diese stückweise als permanente angewendet wird, auch mehr diskutiert und letztlich evtl. doch die bessere Einsicht und das bessere Argument sich durchsetzen werden.. Setzt halt nur voraus, dass der Mensch einsichtsfähig, offen und selbstlos, im Alltag ständig den allgemeinen statt eigenen Interessen und Belangen nachjagend, oder kurz: 'von Natur aus' ein guter ist! Und dieser Glaube ist - glaube ich ;-) - heute ungefähr so authentsch wie der an Gott (egal welcher Provenienz): man tut nach außen so und unterstellt's den anderen, weiß aber letztlich um den Selbst- und 'Gottes'-Betrug bescheid, zumal heut eh keiner mehr 'intellektuell aufrichtig' daran glauben wird, wenn man sich anschaut, was faktisch geschieht.. - aber daher ist fordert und glaubt man ja auch immer gegen die Realität..! ;-)

Nun ja, ich denke, Verantwortungsbewusstsein kann nur entwickeln, wer auch Verantwortung trägt - den Leuten also erst dann (mehr) Verantwortung zugestehen zu wollen, wenn sie "reif" dafür seien, hieße wohl, dies auf den St.-Nimmerleins-Tag zu verschieben.
Ich glaube dagegen durchaus optimistisch daran, dass sich bei den Allermeisten bereits jetzt ein (wenn auch noch rudimentäres) globales, humanes "Stanmmesbewusstsein" (oder wenigetens ein Verständnis dafür, dass es miteinander besser geht als gegeneinander) entdecken ließe, dass es für eine echte Demokratie (oder Politie im aristotelischen Sinne) und nicht nur eine Ochlokratie (Pöbel- bzw. Arschloch-Herrschaft) reichen würde.


Glaub ich auch dran - aber das Problem ist, dass die Mehrheit der Träger dieses Glaubens zu demselben über die Globalisierung kam, oder provokanter: über den Kapitalismus. Marx dachte und sachte ja schon, dass mithilfe des Kapitalismus alles Rückständige und Nationale, ergo alle Stammesgesinnung verschwinden werde, dass Kapitalismus solidarisiere, insoweit tatsächllich so was wie 99% (angedacht als verarmte Proletarier) entstünden. Letzteres trat aber bisher (!) nicht ein, und solange das nicht der Fall ist, muss man ja fast - orthodox marxistisch gedacht - warten, bis sich die Verhältnisse ändern, denn Ideen, Wünsche und Glauben werden diese wohl nach materialistischer Geschichtsauffassung nicht ändern können. Aber das ist natürlich auch Blödsinn.. Im politischen und rechtlichen Kampf ließe sich ja vieles bewerkstelligen, was direkte Demokratie fördern würde, es gibt halt aber nur zu wenige, die mitmachen. Und die, die's am lautesten fordern, stehen halt aus den Augen der Mitte immer außerhalb derselben.

Vielleicht ist's wie mit Kriegseinsätzen (zumindest was deutsche Verhältmnisse betrifft): kaum einer will sie, aber da sie im Parteienspektrum nur links kritisiert werden, hält man sich zurück. 'Lieber Krieg als m.o.w. öffentliches Links-Bekenntnis!' (Für 'Krieg' ließe sich dann wohl auch 'keine menschenwürdige Sozial- und Lohnpolitik', 'keine Steuererhöhung für Vermögende', 'keine substantielle Reform des Finanzmarktes' etc. einsetzen.)

Um mich ausnahmsweise(?) mal (sorry) selbst zu zitieren:
Vielleicht wäre es sogar wünschenswert, dass eine drohende Attacke von Außerirdischen die Menschheit zur Zusammenarbeit zwingen würde…?
senf dazu
 
 schon 2043 x druppjeklickt

Zur Petition Weiterentwicklung: Demokratie
Das Prinzip Permanentes Plebiszit

We were all just hanging around waiting to die and meanwhile doing little things to fill the space.
Charles Bukowski