Ein Beitrag zur „Flüchtlingsproblematik“, aber auch zur „Griechenlandkrise“ und vielem mehr
Wenn wir ehrlich sind, müssen wir zugeben, dass der westliche Lebensstil ganz wesentlich auf Ausbeutung basiert. Vieles davon mag Selbstausbeutung sein, also die Tatsache, dass die Mehrheit der Leute immer disziplinierter und effektiver arbeitet, um sich einen immer höheren materiellen Lebensstandard zu leisten; die immer zahlreicheren und raffinierteren Waren aber, die wir dazu (meinen) konsumieren (zu müssen), werden überwiegend in „ärmeren“ Ländern abgebaut oder produziert, und das zu so geringen Preisen, dass die große Mehrheit der dortigen Bevölkerung von dem Erlös kaum leben kann und demzufolge oft großes Elend herrscht. So ist es auch nicht verwunderlich, wenn Leute aus diesen Ländern danach streben, an unserem Wohlstand teilzuhaben und immer mehr notgedrungen ihre Heimat verlassen und sich auf den Weg zu uns machen – wogegen wiederum wir uns mit kostspieligen Abschottungsmaßnahmen ohne großen Erfolg zu wappnen versuchen, da wir unsere (ökonomische und kulturhegemonielle) Sicherheit gefährdet sehen.
Dieses Problem ist weder „ordnungspolitisch“ (also letztlich militärisch) noch karitativ (durch „Entwicklungshilfe“) zu lösen, sondern nur durch einen fairen finanziellen Ausgleich – kurz gesagt: wir brauchen einen globalen Mindestlohn und ebenso ein weltweites, bedingungsloses, existenzsicherndes Grundeinkommen. Durchsetzen könnten und müssten solche humanen Mindeststandards die Vereinten Nationen (und auf lange Sicht eine echt demokratisch organisierte Weltbevölkerung) gegen die global operierende Weltwirtschaft; die Clubs der Bessergestellten (G7, G20 usw.) haben daran nämlich kein Interesse. Letztendlich muss es darum gehen, das heute dominierende kapitalistische Prinzip der Konkurrenz, also des Gegeneinanders, in ein Miteinander zur Lösung der immensen globalen Probleme zu überführen.
Natürlich würden dadurch unsere Konsumgüter teurer werden; das wäre eben der Preis für Gerechtigkeit, Weltfrieden und soziale Sicherheit. Aber wenn ich mir anschaue, wie manche Mulitmilliardäre nicht wohin wissen mit ihrer Kohle und sich die zigste Luxusvilla, Privatinsel oder 100-Meter-Yacht zulegen, glaube ich kaum, dass wir Normalverbraucher bei so einem finanziellen Ausgleich besonders verarmen müssten.
Reprint einer Replik auf Standard.at
Ich glaube nicht, dass jemand, der aus Afrika kommt (ganz gleich aus welchem Land) irgendein Problem hätte, hier reinzukommen, wenn er als Tourist mit vollen Taschen käme oder als Wirtschaftspartner mit großen Ideen. Was unser Land nicht will, sind Menschen, die uns an das besagte Elend erinnern. Wir teilen schön sorgfältig in Wirtschaftsflüchtlinge und "echte", und erstere haben schon mal gar keine Berechtigungen irgendeiner Art, uns in unserem widerlichen Konsum- und Wohlstandsgeranze zu stören. Mich kotzt das alles dermaßen an.
Man könnte sich ja (so als Menschgebliebener) mal fragen, was wirklich dahintersteckt, wenn Flüchtlinge das Risiko eingehen, elendig im Meer zu ertrinken, mit aller Kraft über Zäune steigen, sich windigen Schleusern anvertrauen. Ach, nee, die machen das nur, weil sie auch endlich einen Flachbildfernseher wollen. Hatt' ich ja fast vergessen.
Es wird sich nichts daran ändern, auch nicht mit einem globalen Mindestlohn. Die "Natur" des Kapitalismus ist seine Gier und Unersättlichkeit. Da fasse ich mir auch an die eigene Nase - ist nicht so, dass ich nicht wüsste, wofür ich mein Urlaubsgeld ausgebe...
Was Griechenland betrifft: Das Hassprinzip ist dasselbe. Alle diejenigen, die man als unnütze Esser empfindet (und das impliziert ja die BLÖD-Zeitung mit ihren Schlagzeilen von den "Pleite-Griechen") will man gängeln, reglementieren, zum Mitmachen in dem unwürdigen Spiel zwingen. Ich empfinde große Solidarität mit der griechischen Bevölkerung. Davon können die sich bloß nix kaufen... Autsch.
Die meisten hinterfragen ja auch die menschenunwürdigen Termini nicht mehr, mit denen allenthalben um sich geworfen wird. Ich denke da nur an "human resources" - man fasst halt alles nur noch als einen einzigen großen Markt auf. Auch die eigene Arbeitsfähigkeit und sogar der eigene Wert als Lebensabschnittsgefährte wird so eingestuft. Wie gesagt, wir haben's geschluckt.
Wenn das Utopia wahr würde und jeder auf dieser Welt für seine Arbeit gerecht entlohnt würde, liefe das dem kapitalistischen Prinzip der absoluten Gewinnmaximierung entgegen. Die Gewinnler würden nicht mitspielen, aber leider haben es die Gewinnler zu sagen.
Das bedingungslose Grundeinkommen steht vor einer ähnlichen Problematik. Es sorgt dafür, dass niemand mehr zur Arbeit gezwungen werden kann. Wenn das aber so ist, dann ist das ständige Wachstum und die ewige Gewinnmaximierung nicht mehr möglich. Es gibt keine Rücken mehr, auf denen das ausgetragen werden könnte. Klingt paradiesisch, aber es wird niemand wollen. Nicht zuletzt auch diejenigen nicht, die billig fressen, saufen und sich jede Woche einen neuen Fetzen von Primark kaufen wollen. Also wir alle.
Aber vielleicht haben Sie auch recht - vielleicht geht der Wandel von innen. Ich hätte nichts dagegen, wenn diese Maßnahmen auch politisch gewollt und staatlich geschützt würden. Bei Mehrheiten, die Merkels und Gabriels wählen, bin ich da allerdings eher pessimistisch.
Gut, das klingt wirklich etwas blauäugig, aber die Hoffnung stirbt ja angeblich zuletzt.
Und dass ungebremstes Wachstum rapide in den Untergang führt, dürfte sich doch allmählich auch herumgesprochen haben...?
➥ Zur Petition Weiterentwicklung: Demokratie
➥ Das Prinzip Permanentes Plebiszit
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Charles Bukowski