Ente am Ende
"Mobile Kommunikationsgesellschaft"?!?
Alles Lüge
Dienstag, 24. Juli 2012, 05:57

Wer behauptet eigentlich, wir würden in einer "mobilen Kommunikationsgesellschaft" leben? Falls ich früher (bis in die 1990er Jahre hinein, wenn ich mich recht entsinne) irgendwo unterwegs war und jemanden erreichen wollte, konnte ich in eine der flächendeckend herumstehenden Telefonzellen* gehen und für läppische zwei Groschen** einen Kontakt herstellen. Wenn ich heutzutage dagegen ohne funktionierendes Handy auf der Straße herumirre, könnte ich fast genausogut irgendwo auf einer einsamen Insel oder der tiefsten Wüste gestrandet sein - keine Option zur Kommunikation weit und breit.
"Ja, dann leg dir doch einfach endlich ein eigenes Handy zu", höre ich die Schlaumeier rufen - aber mit dem gleichen Recht hätte es damals (s.o.) heißen können: "Besorg dir doch deinen eigenen Festnetzanschluss (und bleibe zu - bzw. gehe nach - Hause zum telefonieren)"; hieß es aber nicht. Denn genauso wie es nicht unbedingt lebensnotwendig, aber doch Teil der urbanen Lebensqualität ist, auf dem Weg in einen Schnellfress einzukehren, anstatt umständlich zu Hause zu kochen, sollte es auch heute (noch oder wieder) möglich sein, von öffentlichen (oder auch privaten, aber öffentlich verfügbaren) Stellen aus für kleines Geld einen Anruf zu tätigen und so an der "mobilen Kommunikation" teilzuhaben.
Was machen eigentlich normale (handybesitzende) Leute, wenn ihr heißgeliebtes Gerät in the Middle of Nowhere plötzlich den Geist aufgibt (oder auch nur der Akku fratze ist)? Bleibt wohl nur, fremde Menschen zu bitten, sie mögen kurz ihr Mobiltelefon herleihen - was die Meisten allerdings mit einem verblüfften bis empörten Gesichtsausdruck ablehnen werden (so zumindest meine Erfahrung)...
Also: in punkto Mobilität und Kommunikation waren wir (oder zumindest ich) schon einmal sehr viel weiter.

* Erklärung für Unterdreißigjährige: Telefonzelle = ein öffentlicher Festnetzanschluss in einem etwa dixiklogroßen Kabäuschen
** Erklärung für Unterdreißigjährige: Groschen = veraltete volkstümliche Bezeichnung für ein Zehn-Pfennig-Stück, also ein Zehntel der legendären Deutschen Mark

senf dazu



dlog, 2012.08.24, 00:25
Ja, Mensch, "herumstehen", darum geht´s doch. Selbst ein Telefon darf sich das heute nicht mehr erlauben. Es hat in ständiger Bewegung zu sein, in der Hand seines Benutzers. Und der hat auch nicht herumzustehen, sondern den Arsch zu bewegen.

Dabei bildet der sich doch glatt ein, er wäre "vernetzt".

Womit eigentlich?

Er zappelt im Netz der Konsumterroristen : /
senf dazu
 
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