Ente am Ende
Donnerstag, 23. Oktober 2014
Ein würdiges und zwei fragwürdige Jubiläen
Donnerstag, 23. Oktober 2014, 14:55

Was geschah am 23. Oktober?, fragt heute wie gewohnt die Wikipedia-Startseite, gefolgt von ein paar (von wem eigentlich?) ausgesuchten Antworten:

1689 – Die Bill of Rights stärkt die Rechte des englischen Parlaments gegenüber der Krone sowie bürgerliche Grundrechte.
Eine feine Sache, denn dieser Meilenstein auf dem Weg zu einem aufgeklärten und parlamentarisierten Staat war Vorbild für die französische Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte von 1789.

1954 – West­integration der Bundes­republik Deutsch­land: Die Pariser Verträge (...) werden unterzeichnet.
Dies würde ich als weniger erfreuliches Ereignis bezeichnen, denn es bedeutete u.a. den leider heute noch gültigen Beitritt zur NATO und zementiert also seit 60 Jahren die Zugerhörigkeit der BRD zur westlichen Werte- Verwertungs-, Unterdrückungs- und Vernichtungs-Gemeinschaft - und übrigens:
Am Tag der Unterzeichnung der Pariser Verträge erhielten die drei Westmächte eine diplomatische Note der Sowjetunion, in der eine Viererkonferenz über die Wiederherstellung der deutschen Einheit vorgeschlagen wurde. Später wurde eine europäische Sicherheitskonferenz vorgeschlagen - all dies aber wurde von Adenauer ausgeschlagen, der einen Scheiß auf die Wiedervereinigung gab und lieber ein Kalter Krieger (am liebsten mit Atomwaffen) sein wollte.

1989 (...) In Budapest endet (...) mit der Ausrufung der Republik und dem Inkraft­treten einer neuen Verfassung die Ära der Volksrepublik.
Wozu dies geführt hat, erleben wir ja seit einigen Jahren - eine rechtsradikale Regierung, die Presse- und Meinungsfreiheit unterdrückt...
Das Ergebnis der Wahlen hatte eine gewaltige Machtverschiebung im Parlament zu den rechtsgerichteten Parteien zur Folge. Am 29. Mai 2010 wählte das neue Parlament Viktor Orbán zum neuen Ministerpräsidenten. (...) Am 18. April 2011 wurde mit den Stimmen der Fidesz die zum 1. Januar 2012 in Kraft getretene neue Verfassung verabschiedet, das Grundgesetz Ungarns. Als Grundlagen der Nation bekennt sich das Grundgesetz in seiner Präambel unter anderem zu Gott, Krone (Stephanskrone) und Vaterland, Christentum, Familie und Nationalstolz.

Gründe zum Feiern gibt es irgendwie immer weniger...

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Dienstag, 21. Oktober 2014
Weshalb ich das PKK-Verbot nicht gerechtfertigt finde
Dienstag, 21. Oktober 2014, 22:48

Die PKK ist natürlich kein Karnevalsverein*. Sie ist vielmehr die marxistische Arbeiterpartei der Kurden in der Türkei, die sich gegen die jahrzehntelange gnadenlose staatliche Unterdrückung der kurdischen Sprache und Kultur und rücksichtslose Ausbeutung ihres Lebensraumes wehren - zuweilen mit der Waffe in der Hand.

Dabei gab es (wie in jedem Krieg) sicherlich viele Ungerechtigkeiten und Grausamkeiten auch von Seiten der PKK-Kämpferinnen(!) und -Kämpfer. Aber eines ist die PKK sicherlich nicht: eine Terrororganisation, die z.B. irgendwo in Deutschland Bombenanschläge planen würde, um damit irgendwelche sinistren Ziele zu verfolgen. Die PKK kämpft zuförderst in (und für ein selbstbestimmtes) Kurdistan.

Die PKK versteht sich als Teil eines internationalen antiimperialistischen Kampfes für die Befreiung und Gleichberechtigung der Menschen und Völker. Über das Ziel und auch über den richtigen Weg dahin können, sollen und müssen wir noch viel sprechen; aber es gibt keinen Grund, diese Partei zu verbieten - außer natürlich für die (wenigen) Profiteure des Status Quo.

* Ich bitte um Verzeihung, falls mir in dieser kurzgefassten und stark vereinfachenden Darstellung gröbere Fehler unterlaufen sein sollten, und bitte unbedingt um kritische und berichtigende Rückmeldung.

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Zensur bei Fratzbuch
Dienstag, 21. Oktober 2014, 19:04

Gestern Morgen bekam ich von einer Fratzbuch-Freundin den Hinweis auf die Petition Heben Sie bitte das PKK-Verbot auf!, die keineswegs von irgendwelchen Spinnern und/oder "Terroristen", sondern von diesen honorigen Leuten initiiert wurde:

Eckart Spoo: Vorstandsmitglied der Stiftung Deutsches Holocaust-Museum

Prof. Dr. Mohssen Massarrat: Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats von Attac Deutschland

Laura von Wimmersperg: organisiert seit 40 Jahren die Ostermärsche in Berlin

Prof. Dr. Norman Paech: Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat von Attac, Mitglied der Vereinigung demokratischer Juristinnen und Juristen (VDJ), der Freundschaftsgesellschaft Vietnam-BRD und im Auschwitz Komitee

Prof. Dr. Andreas Buro: Aachener Friedenspreisträger

Prof. Dr. Ulrich Gottstein: Initiator und Mitbegründer der Deutschen Sektion der IPPNW (Internationale Ärzte zur Verhütung von Atomkrieg)

Prof. Dr. Werner Ruf: Mitglied der AG Friedensforschung an der Universität Kassel und Vertrauensdozent und Mitglied der Rosa-Luxemburg-Stiftung

Dr. Peter Strutynski: Sprecher des Bundesausschusses Friedensratschlag

Flugs machte ich mich daran, eine gleichlautende FB-Veranstaltung (darin hab ich ja mittlerweile Übung, wenn auch wenig Erfolg) zu erstellen, wobei ich als "Hintergrundbild" extra kein ((noch?) verbotenes) PKK-Motiv verwendete, sondern obenstehendes Plakat (und davon nur den unteren Bildausschnitt mit den roten Kurdistan-Umrissen), die ich dann auch gleich in zahlreichen FB-Gruppen publik machte, wobei sich z.T. einige heftige Gegenstimmen (v.a. von angeblich so mainstreamkritischen verschwörungstheoretischen Gimpeln) erhoben, mit dem altvertrauten und wiedergekäuten Tenor "PKK = Terroristen, Drogendealer, Mörder, Zionisten" (und die Petitionsinitiatoren "alles Juden" usw.), die ich u.a. mit den Hinweisen erwiderte, dass sich mittlerweile auch des Linksterrorlsmus Unverdächtige wie Cap-Anamur- und Grünhelme-Gründer Rupert Neudeck, Unions-Fraktionschef Volker Kauder und sogar Springers WELT für die Unterstützung der PKK einsetzen.

Vor etwa einer Stunde erhielt ich dann per Mail und Pop-Up-Fenster folgende sicherlich liebgemeinte Warnung:

Hallo,

Einer deiner Beiträge enthält Inhalte, die gegen unsere Nutzungsbedingungen verstoßen. Betrachte diese Mitteilung als Warnung. Weitere Verstoße führen zu der Sperrung deines Kontos. Bitte lies dir unsere Nutzungsbedingungen genau durch und unterlasse das Posten von missbräuchlichen Materialien in Zukunft. Vielen Dank im Voraus für dein Verständnis und deine Kooperation.

Das Facebook-Team


Grund war offenbar die von mir erstellte (und immerhin von über 200 Leuten zugesagte) Veranstalte, die gleichzeitig sang- und klanglos gelöscht wurde und damit auch mitsamt allen Kommentaren usw. aus allen Threads verschwand.

Da frage ich mich doch ernsthaft, was "mein" Fratzbuch-Team sich dabei denkt, derart mit seriösen demokratischen Inhalten umzugehen - nur weil offenbar ein paar uninformierte Petzen und Wichtigtuer nichts Besseres zu tun hatten, als sie für "unangemessen" zu halten und zu melden?!? Kuckt denn da Keiner erstmal selber nach, bevor da etwas gelöscht (und der Urheber mit Kontosperrung bedroht) wird? Oder ist das sogar die offizielle Fratzbuch-Konzern-Politik, unliebsame Inhalte (und Mitglieder) einfach verschwinden zu lassen?!? Da bin ich ja mal gespannt, wie lange es dauert, bis alle anderen irgendwie systemkritischen Seiten im FB-Universum verglühen - und dann endlich nur noch marktkonforme Konsumpropaganda verbreitet wird...

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Donnerstag, 9. Oktober 2014
Weltkrieg 3.0
Donnerstag, 9. Oktober 2014, 00:25

Gespenstisch mitzuerleben, wie gerade bei der Schlacht um Kobane selbst wir traditionell antimilitaristischen Linken jetzt Unterstützung und praktische Solidarität für die kurdischen Kämpfer einfordern; hat uns der Weltgeist nun also auch noch weich- bzw. hartgeklopft für den Großen Krieg, der ja im Nahen, Mittleren und Europäischen Osten längst begonnen hat?

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Dienstag, 7. Oktober 2014
Jin Jiyan Azadî
Dienstag, 7. Oktober 2014, 21:25

Ein vielleicht nicht ganz unbedeutender, vielmehr unter politischen Gesichtspunkten sogar symptomatischer, wenn nicht gar entscheidender Faktor beim jetzt tobenden Gefecht um Kobanî und überhaupt beim Krieg zwischen Kurden und "Islamischem Staat" ist, dass Letzterer sich aus völlig durchgeknallten Gotteskriegern rekrutiert, hauptsächlich frustrierte jungsche Macho-Pimmel, oft aus dem "Goldenen Westen" (Nordamerika und Westeuropa, u.a. Doitschland) zugereist, die sich wahrscheinlich zu viele Gewaltfilme und Ballerspiele reingepfiffen und zu wenig Geiles erlebt haben, weswegen sie jetzt nach den Huris im Paradies geiern, während bei Ersteren auch eine ganze Menge junge und unverschleierte Frauen mitkämpfen!

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Соборность
Dienstag, 7. Oktober 2014, 16:59

Von meiner werten Ex-Gattin erfuhr ich heute, dass meine Vorstellungen von Demokratie dem Konzept der Sobornost ziemlich ähnlich sehen würden, was bei Wikipedia wie folgt beschrieben wird:
Das Konzept der spontanen Ordnung wurde auch in den Arbeiten der russischen Slawophilen, insbesondere bei Dostojewski verwendet und ist verwandt mit dem Konzept der Sobornost. Diese nahm Tolstoi als Grundlage der Ideologie des Christlichen Anarchismus. Lenin diente die Sobornost als Basis seiner Reformen, um eine vereinigende Kraft der Obschtschina im präsowjetischen Russland zu bezeichnen.

Und dies führte mich zum christlichen Anarchismus, der von einem Aktivisten namens Ammon Hennacy wohl wie folgt definiert wurde:
Ein christlicher Anarchist ist (…) jemand, der die andere Wange hin halt, die Tische der Geldwechsler umwirft und keinen Polizisten braucht, um sich gut zu benehmen. Ein christlicher Anarchist ist nicht von Wahlurnen oder Gewehrkugeln abhängig, um sein Ideal zu erreichen; er erreicht dieses Ideal tagtäglich durch die One Man Revolution, mit der er einer dekadenten, verwirrten und sterbenden Welt begegnet.

Das kann auch ein nichtchristlicher Jesusianer wie ich durchaus unterschreiben.

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Freitag, 26. September 2014
Erregungsroutinen
Freitag, 26. September 2014, 22:12

"Dschungelkönigin" Melanie Müller hat bei TV Total über ihre offenbar unvermeidliche Biographie verlautbaren lassen: "Ich wollte es eigentlich ,Mein Kampf‘ nennen, aber ich habe gegoogelt – der Titel ist leider schon vergeben"; daraus macht die (nicht nur laut Titanic vollkommen belanglose) Huffington Post einen "Nazi-Skandal" und schreibt: "Für diesen extrem dummen Kommentar wünschen wir Ihnen eine grottenschlechte Auflage - und fordern ein lebenslanges Auftritts-Verbot im deutschen Fernsehen."

Dieser selber außerordentlich dümmliche Kommentar, der geradezu wie eine Parodie auf die von bestimmten Kreisen* immer behaupteten und beklagten "Gutmenschen-Mainstream-Medien" daherkommt, hat natürlich flugs etliche Kommentatoren auf den Plan gerufen, welche wie immer über die angeblich allgegenwärtige und geisttötende Political Correctness und die ewige Nazi-Keule schimpfen - und die elendige HuffPo, deren Artikel meistens von überhaupt niemandem zur Kenntnis genommen oder jedenfalls weder kommentiert noch weiterverbreitet werden, hat endlich das, was sie jenseits aller Inhalte** am meisten braucht und sich wünscht: Aufmerksamkeit!

________________________________________________________________
* Übrigens: Sozi Narrazin braucht wieder Kohle - sein neuestes Machwerk: Der neue Tugendterror...
** Welche Inhalte?

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Gruselig!
Freitag, 26. September 2014, 19:52

Was soll man tun mit den "Dschihad-Rückkehrern"?, fragt ein Artikel und zitiert darin die linke BuTa-Abgeordnete Ulla Jelpke, die es sinnvoller fände, "Strategien zur Prävention und zur Wiedereingliederung zu entwickeln", anstatt die Leute einfach auszuweisen. Daraufhin finden sich - ausgerechnet auf einer Seite für "Mehr Demokratie" - u.a. folgende Kommentare:

Die Leute schämen sich also nicht, öffentlich Folter, Mord und Vernichtungslager (nicht im Bildausschnitt) zu fordern, und meinen wohl noch, damit "die Guten" in einem Krieg der Kulturen zu sein...

Mein bescheidener Hinweis, dass die Gemeinten größtenteils in der BRD geboren und aufgewachsen sind und dass es nur recht und billig wäre, dass der Staat, in dem sie sich (aus welchen Gründen auch immer) radikalisiert haben, sich auch um sie kümmern sollte, anstatt die Verantwortung einfach abzuschieben, und dass Leute, die sich ihren Gewaltphantasien derart hingeben, nicht viel besser seien als die Dschihadisten, wurde bislang geflissentlich ignoriert.

Kann ich denn da überhaupt noch reinen Gewissens die Weiterentwicklung der Demokratie propagieren?! Nun ja, ich glaube immer noch daran: Verantwortungsbewusstsein kann sich erst und nur dort entwickeln, wenn und wo auch Verantwortung getragen wird...

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Mittwoch, 24. September 2014
Ein ethischer Ratschlag zum Thema "Geschwisterliebe"
Mittwoch, 24. September 2014, 15:30

Der Ethikrat empfiehlt, die Strafbarkeit von einvernehmlichen Sex zwischen erwachsenen Geschwistern aufzuheben, und sofort bekommen in den Kommentarspalten, bei Facebook und Twitter die Klemmis und Kleingeister Schaum vor dem Mund. Dagegen hier ein gutgemeinter ärztlicher Rat:
Aufregung (vor allem unnötige) ist schlecht für den Blutdruck - und wer eine "Häufung erblicher Missbildungen" (was für ein scheußlicher, eugenischer Begriff) befürchtet: es gibt auch so etwas wie Verhütung. Und ganz generell sollte das, was Erwachsene im gegenseitigen Einverständnis unter der Bettdecke oder sonstwo miteinander treiben, die Nachbarn, den Staat und die Justiz nichts angehen.

Und nicht vergessen: Eine friedlichere und gerechtere Welt ist möglich – schon heute!

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In der Kürze liegt die Würze
Mittwoch, 24. September 2014, 14:00

... und Fürze gehen in die Schürze:
Heute vor 45. Jahren begann der Gerichtsprozess gegen die Chicago Seven (eine Gruppe vorlauter Black Panthers und Yippies), in dessen Verlauf u.a. Arlo Guthrie, Norman Mailer, Timothy Leary und Jesse Jackson als Zeugen der Verteidigung auftraten und dem Richter LSD angeboten wurde; zu diesem Anlass möchte ich hier einmal die wirklich schöne Flagge der Youth International Party zeigen:

Und nicht vergessen: Eine friedlichere und gerechtere Welt ist möglich – schon heute!

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Montag, 22. September 2014
Montag, 22. September 2014, 16:27

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Eine fast 500 Jahre alte Erkenntnis...
Montag, 22. September 2014, 12:52

Die Reichen, nicht zufrieden, den Lohn der Armen durch unsaubere persönliche Kniffe herabzudrücken, erlassen noch Gesetze zu diesem Zwecke. Was seit jeher unrecht gewesen ist, der Undank gegen die, die dem Gemeinwesen wohl gedient haben, das wurde durch sie noch scheußlicher gestaltet, indem sie ihm Gesetzeskraft und damit den Namen der Gerechtigkeit verliehen.
Bei Gott, wenn ich das alles überdenke, dann erscheint mir jeder der heutigen Staaten nur eine Verschwörung der Reichen, die unter dem Vorwand des Gemeinwohls ihren eigenen Vorteil verfolgen und mit allen Kniffen und Schlichen danach trachten, sich den Besitz dessen zu sichern, was sie unrecht erworben haben, und die Arbeit der Armen für so geringe Entgelt als möglich für sich zu erlangen und auszubeuten.

Thomas Morus (1478 - 1535): Utopia, Leuven 1516

Der gute Mann war - ausweichlich seines Pelzes und der massiven Goldkette, um die ihn jeder Gangsterrapper beneiden würde - offenbar selber nicht ganz unbetucht, was zeigt, dass auch Begüterte grundsätzlich in der Lage sind, Einsicht in die Notwendigkeit einer gerechten Umverteilung zu entwickeln. Wenn das kein Grund zur Hoffnung ist...?!

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"Gott ist tot"
Montag, 22. September 2014, 08:25

Wie vermochten wir das Meer auszutrinken?
Wer gab uns den Schwamm, um den ganzen Horizont wegzuwischen?
Was taten wir, als wir diese Erde von ihrer Sonne losketteten? Wohin bewegt sie sich nun?
Wohin bewegen wir uns?
Fort von allen Sonnen?
Stürzen wir nicht fortwährend?
Und rückwärts, seitwärts, vorwärts, nach allen Seiten?
Gibt es noch ein Oben und ein Unten? Irren wir nicht durch ein unendliches Nichts?
Haucht uns nicht der leere Raum an?
Ist es nicht kälter geworden?
Kommt nicht immerfort die Nacht und mehr Nacht?

(...)
Müssen wir nicht selber zu Göttern werden (...)?

Friedrich Nietzsche: Die fröhliche Wissenschaft („la gaya scienza“), Leipzig 1887, Kapitel 125

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Sonntag, 21. September 2014
Eine friedlichere und gerechtere Welt ist möglich – schon heute! Und so geht’s:
Sonntag, 21. September 2014, 12:23

1. Das 100-Leute-Prinzip
Nehmen wir an, 100 grundverschiedene Leute stranden durch einen Zu- oder Unfall auf einer fremden, einsamen Insel. Sie sind verschieden nach Geschlecht, Alter, körperlichen und geistigen Fähigkeiten usw., und sie können sich zunächst auch nur ansatzweise miteinander verständigen. Wie würden diese Leute ihr Überleben am Besten(!) sichern?
Vielleicht, indem sie jeder für sich oder in kleinen Gruppen mit- oder vielmehr gegeneinander konkurrieren? Wohl kaum – denn dabei würden viele Ressourcen und Informationen vergeudet, und es gäbe unnötig viel Leid und Tod.
Sie würden also besser miteinander kooperieren, sprich: zusammenarbeiten. Wie aber würden sie diese Kooperation optimal organisieren?
Nehmen wir einmal (unrealistischerweise) an, es wäre eine(r) darunter, der sowohl am Intelligentesten als auch am Selbstlosesten wäre – würden und sollten sie diesen vielleicht zur/zum Anführer(in)* wählen? Eine naheliegend erscheinende Lösung – aber was wäre, wenn dieser „ideale Anführer“* in einem bestimmten Fall eine falsche Entscheidung fällen würde, die für die `gesamte Gemeinschaft negative Konsequenzen hätte? Hätte er* psychologisch überhaupt die Möglichkeit, diesen Fehler einzusehen und zu revidieren, oder müsste er nicht erstens allzu lange davon ausgehen, dass gar kein Fehler vorläge (da ihm selbst die negativen Konsequenzen vielleicht erst spät bewusst werden), und zweitens selbst dann noch hoffen, dass sich seine einmal getroffene Entscheidung doch noch als richtig erweise, und insofern noch länger daran festhalten?
Nun, es darf vermutet werden, dass sich eine bessere Basis für optimale Zusammenarbeit ergäbe, wenn die 100 Leute zu jeder sie alle betreffenden Entscheidung zunächst alle verfügbaren Informationen und Standpunkte zusammentragen, diese dann in einer ausgiebigen Diskussion gegeneinander abwägen und am Ende eine mehrheitliche Entscheidung fällen würden. Die Stimmen der oben erwähnten selbstlosen und weitsichtigen „idealen Anführer“ hätten in einer solchen Diskussion naturgemäß (durch ihre „natürliche“ bzw. vielmehr aus Erfahrungswerten gewonnene Autorität) mehr Gewicht (bzw. Überzeugungskraft); in der schlussendlichen (oder vielmehr immer nur vorläufigen, da stets bei Bedarf revidierbaren) Abstimmung dagegen hätten sie nur eine Stimme wie alle Anderen auch.
Denn es steht ja außer Frage, dass selbst die „Dümmsten“ über Informationen verfügen (und sei es nur über sie selbst), die Andere nicht haben (können), und dass auch die Egoistischsten einsehen müssen, dass ihr eigenes maximales Wohlergehen nicht gegen, sondern nur mit der Gemeinschaft erreichbar ist. Und da bei einer Vielzahl von Mehrheitsentscheidungen jeder selber in der Mehrheit der Fälle zur Mehrheit gehören würde, könnte und bräuchte sich auch niemand unterdrückt fühlen.
Es ist wohl leicht einzusehen, dass eine solche einsame und immer noch etwas fremde und unverstandene Insel mit ihren begrenzten Ressourcen unsere Welt ist, und die dort Gestrandeten sind wir alle.

2. Das Problem der großen Zahlen
Natürlich lässt sich schon mit „nur“ 100 Leuten schwer eine sinnvolle Debatte organisieren; wie sollte dies dann mit sieben oder mehr Milliarden Menschen gelingen, die zudem (trotz weitgehend gleicher oder vergleichbarer Grundbedürfnisse) kaum eine gemeinsame Sprache sprechen?
Vor 100 und vielleicht sogar auch noch vor 20 Jahren wäre dies technisch wohl unmöglich gewesen. Heute haben wir allerdings (mit dem Internet und all den Möglichkeiten des sogenannten „Web 2.0“) Techniken zur Hand (und zum Kopfe), die es uns ermöglichen, Informationsaustausch, Meinungsaustausch (Diskussionen) und Entscheidungsprozesse quasi „in Echtzeit“ zu führen – es fehlt bislang nur am politischen Willen, diese auch entsprechend ein- und durchzusetzen.

3. Die Ungleichverteilung der Macht
Es wird wohl niemand bestreiten können (auch wenn es manche wollen und auch tun), dass die Macht (und Geld ist natürlich nur ein Äquivalent, ein abstrakter oder auch allzu konkreter Ausdruck von Macht) auf unserer Welt extrem ungleich (und somit ungerecht) verteilt ist – wobei die Mehrheit der Leute (und „Länder“) weniger haben als der Durchschnitt und eine kleine Minderheit (vielleicht ein oder sogar zehn Prozent) sehr viel mehr; nennen wir Erstere der Einfachheit halber die Armen (und relativ Ohnmächtigeren), Letztere die Reichen (und Mächtigen).
Natürlich(?) oder vielmehr der Erfahrung nach tun die Reichen bekanntlich (fast) alles dafür, ihre Privilegien zu schützen, zu erhalten und sogar noch auszubauen, und schrecken dabei weder vor Lüge (Desinformation, Manipulation, Propaganda) noch Gewalt (Unterdrückung, Folter, Krieg) zurück. Dies geschieht sicherlich teilweise unbewusst, instinktiv, aus Angst vor der Rache der bislang unterdrückten und übervorteilten Mehrheit. Versetzen wir uns (und dies sollte uns als Bewohner eines „reichen Landes“ nicht schwerfallen) in die Lage eines solchen (durch Glück, Geschick oder Erbschaft) Begüterten; auch wir hätten sicherlich Angst, in Armut abzusinken, vor allem aber, dass uns unser Besitz gewaltsam abgenommen werden könnte. Wenn wir nun aber die Wahl hätten, durch Abgabe von Macht und Geld an Sicherheit hinzuzugewinnen und endlich wieder „ruhig schlafen“ zu können, vielleicht sogar endlich das Gefühl kennenlernen zu dürfen, anderen Menschen (die auch endlich alle ausreichend Nahrung, Kleidung, Wohnung, Heizung hätten) von gleich zu gleich in die Augen schauen zu können – wäre dies nicht der viel größere Gewinn?
Dies mag romantisch und in vielerlei Hinsicht unrealistisch sein, und voraussichtlich wird die privilegierte Minderheit kaum freiwillig auf ihre Vorteile verzichten. Wie ließe sich dann aber diese so notwendige und überfällige Um- und Gleichverteilung von Macht und Geld erreichen? Wohl kaum durch eine „Revolution“ im klassischen Sinne, da eine solche – im unrealistischen Erfolgsfalle – ja doch nur wieder neue Macht-„Eliten“ hervorbringen würde.

4. Die Meta-Petition
Es existieren ja bereits weltweit vielerlei „demokratische“ Institutionen, angefangen bei der UNO über Parlamente bis hin zu Kommunalräten, in denen ein vernunftgeleiteter Interessenausgleich theoretisch möglich wäre (auch wenn diese Organisationen zur Zeit der Verschleierung und Durchsetzung der Interessen der übermächtigen Minderheit dienen). Machen wir (als unterdrückte und somit an fundamentaler Veränderung zuförderst interessierte Mehrheit) uns diese doch zunutze – etwa mit Forderungen wie dieser:
Petition an den Deutschen Bundestag - Weiterentwicklung der Demokratie
_____________________________________________________________
* Aus Gründen der Lesbarkeit und Ökonomie und trotz den Ungerechtigkeiten der patriarchalisch durchtränkten deutschen Grammatik stehen ab jetzt nur noch die maskulinen Formen für beide Geschlechter.

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Montag, 1. September 2014
Seit (ca.) fünf Uhr fünfundvierzig wird jetzt geliefert
Montag, 1. September 2014, 17:05

Schön, wenn die Leute Sinn für Jubiläen haben - und diese panzerbrechenden Kawenzmänner sind ja auch einfach viel zu schick, um nur nutzlos in den Kasernen rumzuschimmeln - oder?

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Montag, 25. August 2014
Nur ganz kurz
Montag, 25. August 2014, 18:03

Aus der schönen Stadtbücherei im verschlafenen Benrath (wo es angeblich kein einziges Internetcafé mehr gibt) sende ich hiermit ein kurzes Lebenszeichen - und hoffe, dass es mir &%§$/?*-Vodafone doch noch vor Weihnachten und Sylvester möglich machen kann, endlich wieder online zu gehen...

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Donnerstag, 14. August 2014
Welche Ehre...?!
Donnerstag, 14. August 2014, 21:25

Folgendes Schreiben erreichte mich neulich (kurz vor meinem Zwangsauszug):

Sehr geehrter Herr X,

aufgrund der letzten erneuten Lärmbelästigungen im Hause am 08. u. 09. August 2014 erteilen wir – Vollmacht vorliegend - hiermit all Ihren Besuchern hiermit ein absolutes

HAUS-UND WOHNUNGSVERBOT !!!

Die Polizei und das Ordnungsamt sind entsprechend informiert und werden bei Nichtachtung entsprechende Zwangsmaßnahmen vornehmenl.

Bei Missachtung werden auch Sie aus der Wohnung verwiesen werden, notfalls Zwangsweise.

Hochachtungsvoll
OBJEKTVERWALTUNG
C*** L***


Was mich daran (neben den Tippfehlern und grammatikalischen und stilistischen Schnitzern) am Meisten verwundert hat, war die routinemäßige Gedankenlosigkeit (um nicht zu sagen: Chuzpe), mit der ein solcher Affront (besonders im riesig und fett gedruckten Mittelteil) von den Floskeln "Sehr geehrter Herr" und "Hochachtungsvoll" umrahmt wird; wenn Ehrung und Hochachtung derart daherkommen, möchte ich doch lieber weiterhin ungeehrt und ungeachtet bleiben...

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Donnerstag, 7. August 2014
Karrierekick oder Altersreaktion?
Donnerstag, 7. August 2014, 23:58

Die letzen elfeinhalb Jahre wohnte ich im Mietshaus ganz unten links, jetzt aber plötzlich rechts oben...




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Sonntag, 3. August 2014
Sonntag, 3. August 2014, 23:33

Vielleicht ein hübsches Logo für ne Multikulti-Initiative oder auch ne Band...?

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Der Tort am Sonntag
Sonntag, 3. August 2014, 15:18

Wochenende, Ferien, Zeit zum Schmökern*: Hier eine schöne Passage aus dem sehr zu empfehlenden Buch Die Zunge Europas des begnadeten Mathias Halfpape alias Heinz „Heinzer“ Strunk, über die ich eben sehr lachen musste; der Autor beschreibt, was ihm bei einer spontanen Runde Jogging widerfährt bzw. durch den vom ungewohnten Sport überhitzten Kopf geht:

"Als ich mir den Schweiß von der Stirn wischte, fühlte es sich an, als hätte ich in einen Margarinebatzen gegriffen. Ein Schmierfilm aus gebundenem, abgestandenem Wasser, mehrfacht-hundertfach gesättigter Butter, Melkfett und schlechten Säften. Darunter ein paar Schichten Melancholie und Depots. Schlacken. Gifte. Eingelagerte, noch aus der Kinderzeit stammende Medikamentenrückstände, verschluckte Münzen, eingewachsene Haare, Verschlüsse, Holz- und Knochensplitter, Knöpfe, Dichtungen, abgebrochene Kleinteile, und den Bodensatz bildeten virtuelle Schlacken. Das musste alles raus. Laufen, laufen, laufen, bis man tot zusammenbricht oder die Maschine anspringt und den Sondermüll in seine Einzelteile zerlegt. [...] Die Hitze ist unerträglich, ich schreie vor Schmerzen und sinke zu Boden. Rostbraune Pisse rinnt aus mir heraus. Ich krümme mich unter Koliken. Es zerreißt mir fast den After, dann löst er sich, kommt er endlich zum Vorschein: Der entsetzliche, steinharte Kotballen. Der Schmutzkern, der mich seit Jahrzehnten vergiftet hat. Mir wird auf einmal entsetzlich kalt. Jemand kommt, spritzt mich mit einem Schlauch ab und wirft Decken über mich. Ich bleibe noch ein paar Minuten schlotternd liegen, dann erhebe ich mich aus dem Schmutz. Ein endlich befreiter Menschenrest.
Naja. So oder so ähnlich.
"

Kein Zweifel: Große Literatur!
____________________________________________________________
* In Strunkscher Diktion: Schmökern - der Urlaub des kleinen Mannes!

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Freitag, 1. August 2014
Marx & Engels und der Weltkrieg
Freitag, 1. August 2014, 10:45

Heute vor 100 Jahren erklärte das Deutsche Reich Russland den Krieg - hoffen wir, dass die mächtigen und mächtig reichen Deutschen nicht in Jubiläumslaune und Großmannssucht demnächst so etwas wieder versuchen, wie es das mediale Dauerfeuer gegen Putin befürchten lässt. Bekanntlich sagte schon Karl Marx: "Hegel bemerkte irgendwo, daß alle großen weltgeschichtlichen Tatsachen und Personen sich sozusagen zweimal ereignen. Er hat vergessen, hinzuzufügen: das eine Mal als Tragödie, das andere Mal als Farce." In diesem Fall wäre allerdings die Farce womöglich (auch wenn dies kaum vorstellbar erscheint) noch tragischer als der Präzedenzfall...

Interessant auch, was sein Best Buddy Friedrich Engels 27 Jahre vor dem Beginn des großen Schlachtens vorhergesagt hatte:
"Und endlich ist kein andrer Krieg für Preußen-Deutschland mehr möglich als ein Weltkrieg, und zwar ein Weltkrieg von einer bisher nie geahnten Ausdehnung und Heftigkeit. Acht bis zehn Millionen Soldaten werden sich untereinander abwürgen und dabei ganz Europa so kahlfressen, |351| wie noch nie ein Heuschreckenschwarm. Die Verwüstungen des Dreißigjährigen Kriegs zusammengedrängt in drei bis vier Jahre und über den ganzen Kontinent verbreitet; Hungersnot, Seuchen, allgemeine, durch akute Not hervorgerufene Verwilderung der Heere wie der Volksmassen; rettungslose Verwirrung unsres künstlichen Getriebs in Handel, Industrie und Kredit, endend im allgemeinen Bankerott; Zusammenbruch der alten Staaten und ihrer traditionellen Staatsweisheit"...

Da sage noch einer, die Beiden hätten nicht Bescheid gewusst.

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... ältere Einträge

Zur Petition Weiterentwicklung: Demokratie
Das Prinzip Permanentes Plebiszit

We were all just hanging around waiting to die and meanwhile doing little things to fill the space.
Charles Bukowski